Sommer? Da hält im Leben von Univ.-Prof. Dr. Roman Siebenrock ein Hauch Unbeschwertheit Einzug. Später aufstehen und warten, wohin einen das Leben zieht.

Teil 1 von 5 "Mit Theolog/innen im Gespräch": Univ. Prof. Dr. Roman Siebenrock

Gilbert Rosenkranz

Während des Arbeitsjahres verläuft das Leben des Professors für Dogmatik an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck in streng reglementierten Bahnen. Die laufenden Lehrveranstaltungen, Vorträge landauf, landab, Tagungen … Da bleibt nur wenig Luft für eigene Vorlieben. Schon rein äußerlich bringt das Ende des Studienjahres Veränderung. Statt um 6 Uhr morgens steht Prof. Siebenrock erst so um 8 Uhr auf. Eine willkommene Abwechslung für den theologischen Nachtarbeiter, der fast täglich von 21 bis 24 Uhr noch einmal am Schreibtisch sitzt. Große Pläne gibt es für die heurigen Ferien nicht. Zwei Mal steht die Toskana auf dem Programm. Einmal mit seiner Familie – gemeinsam mit Frau Barbara und den vier Kindern Philipp, Hanna, Judith und Jakob. Und einmal, wie schon seit 17 Jahren, mit einer Runde von Theolog/innen, denen er sich freundschaftlich verbunden weiß. 

Urlaub
Wieder mit seiner ganzen Familie unterwegs zu sein kommt für Prof. Siebenrock überraschend. Seine Kinder sind zwischen 15 und 22 Jahre alt. Doch den Urlaub mit den Eltern wollen sie nicht missen. Beschlossene Sache ist ein Besuch in Pisa. Wie überhaupt Urlaub bei den Siebenrocks ohne Kultur undenkbar ist. Sie trägt nicht nur Namen wie jene von berühmten Maler/innen oder Architekt/innen. Zur Kultur gehört auch das Kennenlernen der Lebensweise etwa durch gutes Essen. Das ist auch für die Kinder so. Als sie noch klein waren, konnte er sie damit und mit guten Geschichten sogar für längere Fahrzeiten gewinnen. „Für ein weltmeisterliches Eis setzen sich Kinder auch einmal eine halbe Stunde ins Auto. Ganz nebenbei lernten wir wichtige Sehenswürdigkeiten kennen.“

Mit dem Rad Richtung Santiago
Immer wieder sitzen die Siebenrocks in den Ferien im Auto. Doch mindestens so wichtig sind Fahrrad und Füße. Zu dritt, gemeinsam mit Frau Barbara und Sohn Jakob, wollen sie mit dem Drahtesel eine weitere Teilstrecke auf dem Weg nach Santiago de Compostela zurücklegen – von Feldkirch über Einsiedeln an den Genfer See. Nächstes Jahr soll es auf diesem Weg weitergehen. Und auch Wandern, Bergsteigen und kleinere Klettereien stehen auf dem Programm. „Meine Frau ist eine Leserin und Geherin“, erzählt Siebenrock. Und sie zieht ihn immer wieder ins Freie. So wie der Sommer. Da rückt das Unvorhersehbare näher. Dazu gehört für den Theologen auch das Lesen und das bloße „Da-sein“.

Russische Kurzgeschichten
Auf dem Büchertisch liegen schon russische Kurzgeschichten bereit. Fängt er mit dem Lesen an, liebt er es, sich in das Lesen, in das Buch hineinziehen zu lassen. „Ich habe es bei unseren Camping-Urlauben sehr genossen, die ganze Nacht durchzulesen. Manchmal so lange, bis in der Früh die Vögel zwitschern.“ Zum Lesen von Romanen kommt auch theologische Feinkost. Aber im Unterschied zum Arbeitsjahr sei das ein „zweckfreies Lesen“. Jahrelang hatte er im Sommer die „Geheime Offenbarung des Johannes“ gelesen. „Für mich war dieses Buch des Neuen Testaments unerträglich. In den nächsten Wochen werde ich beginnen, den Römerbrief zu lesen. Immer und immer wieder kleine Textstellen daraus nur betrachten im aufmerksamen Hinhören auf dieses oder jenes Wort.“ Damit der Brief jederzeit griffbereit ist, hat er sich eine Miniausgabe zurechtgelegt. Freudige Erwartung weckt in ihm auch der Besuch einer Barockoper, der Erler Passionsspiele und gemeinsame Zeit mit seiner Frau Barbara – „vielleicht wieder einmal allein zu zweit“.