Eine seltene Kombination von Aufmerksamkeit für Zeitfragen und Entscheidungskraft zeichnet Dr. Edwin Fasching als spirituelle Persönlichkeit von Rang aus. Von Dr. Norman Buschauer

„Sein Geist, der voranstürmte, hat deutlich gezeigt, das war ein Mann, der es erfasst hat, worauf es ankommt in der heutigen Zeit“. In diesen Worten von Bischof Dr. Paulus Rusch, die er am Grab des am 11. Juli 1957 verstorbenen Dr. Edwin Fasching gesprochen hat, ist - wie Simone Weil sagen würde - „ein Christ mit Genie“ skizziert. Am 10. April wäre der geborene Hittisauer 100 Jahre alt geworden.

Die biografischen Eckdaten allein machen niemals einen Menschen aus und schon gar nicht Edwin Fasching. Was ihn als Persönlichkeit auszeichnet und zum Teil noch bis heute nachwirkt, sind sein Gespür für die Notwendigkeiten (s)einer Zeit und sein Engagement und die Kreativität auf diese zu reagieren und entsprechend Mitarbeiter/innen zu gewinnen. Beispiele gibt es ohne Zahl. Ein Lungenfacharzt erzählt ihm von den vielen tuberkulosekranken Kindern: Fasching gründet die Kinderheilstätte Hackwald in Ebnit. Oder: Er erfährt von der Wohnsituation junger Arbeiter/innen aus den östlichen Bundesländern Österreichs - er gründet das Haus der jungen Arbeiter in Dornbirn und das Jungarbeiter/innen-Wohnheim in Rankweil. Zur Verbreitung wertvoller Medien gründet er den Verlag „Quelle“ und das Wanderkino „Kristallfilm“. Den Reisedienst Feldkircher Pilgerfahrten ruft er ins Leben, um kostengünstig Wallfahrten anzubieten. Anlässlich einer Reise nach MarienruhHamburg erfährt er von der schwierigen Lage der dortigen Katholiken als Minderheit im evangelischen Milieu - er schickt („seine“) Frohbotinnen, um die katholische Seelsorge zu unterstützen. Die österreichische Bischofskonferenz sorgt sich um die Österreicher/innen in England: Fasching organisiert das „Austrian Catholic Center“ in London. Zur religiösen Vertiefung und Weiterbildung führt er das Jugendhaus in Batschuns ein und schafft die Grundlage für den Bau des Jugend- und Bildungshauses St. Arbogast. Für Familienerholungsferien gründet er das „Haus Marienruh“ (Bild) in Innerlaterns und auch die Familienhelfer/innen-Schule in Bregenz verdankt sich diesem unglaublich initiativen Vorarlberger Priester.

Nicht ohne Partner/innen. All das aber ist alleine nicht zu bewerkstelligen. Seine wesentlichsten Mitarbeiter/innen waren die Mitglieder der Werke der Frohbotschaft, allen voran die jungen Frauen, die sich von seinen Ideen begeistern und einspannen ließen.
Nach dem frühen Tod von Edwin Fasching wurden unter seinem Nachfolger, Seelsorgeamtsleiter Ernst Hofer, einige der Initiativen aus dem Seelsorgeamt ausgegliedert und den Batschunser Frohbotinnen eigenständig anvertraut. Die Brüdergemeinschaft kam über ihre Anfangsschritte nie hinaus, auch die Priestergemeinschaft wurde nie offiziell gegründet und die Priester wirkten im Rahmen der Diözese weiter. Zur Priestergemeinschaft gehörte unter anderem auch Kaplan Emil Bonetti, der die Idee für das Haus der jungen Arbeiter übernahm und bis an sein Lebensende (+ 9. Juli 2007) weiterführte.

Einzig die Frauengemeinschaft blieb als selbständige Gemeinschaft weiter bestehen. Nach dem Tod ihres Gründers führten die „Frohbotinnen“ diese verschiedenen Initiativen weiter. Ganz im Geiste ihres Gründers, Monsignore Fasching, blieben sie sensibel für die Nöte der jeweiligen Zeit. Manches wurde wieder aufgelassen, wenn keine Notwendigkeit mehr bestand, andere Initiativen wurden neu gegründet.

Im Laufe der Zeit wurden die Regeln des Werkes der Frohbotschaft im Geiste Faschings zeitgemäß adaptiert, sodass seine Grundidee auch heute noch seinen initiativen Geist atmet, in zahlreichen Projekten in vielen Teilen der Welt weiterlebt und so die Kraft seines Wirkens in seinen Werken fortdauert.
Edwin Fasching hat in den 18 Jahren als Seelsorgeamtsleiter in Feldkirch wesentlich die Grundlagen der kirchlichen Pastoral in der heutigen Diözese Feldkirch mitgeschaffen. (von Dr. Norman Buschauer)

Zur Person - Mons. Dr. Edwin Fasching

Mons. Edwin FaschingEdwin Fasching wurde am 10. April 1909 in Hittisau geboren. Sein Vater Alois stammte aus Innichen in Südtirol, seine Mutter Maria, geborene Nenning, aus Hittisau. Durch den Beruf des Vaters bedingt zog die Familie 1920 nach Dornbirn, wo Edwin an der Realschule 1927 mit Erfolg maturierte. Anschließend studierte er in Innsbruck Philosophie und Theologie und promovierte 1932 zum Doktor der Scholastischen Philosophie. Gleichzeitig mit Fasching studierten auch die späteren Bischöfe Paulus Rusch und Bruno Wechner. Sie wohnten im internationalen Priesterseminar der Jesuiten, im Canisianum.

Schon während der Studienzeit zeigte Fasching Interesse, an der Gestaltung der Kirche mitzuwirken. Er engagierte sich gemeinsam mit anderen Studienkollegen, als es um den Bau einer so genannten Notkirche in der Siedlung am Schererhof in Neu-Arzl bei Innsbruck ging. Am 18. März 1934 wurde Edwin Fasching im Innsbrucker Dom von Bischof Sigismund Waitz zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er am 2. April 1934 in seiner Geburtsgemeinde in Hittisau. Kurze Zeit wirkte er als Kooperator in Matrei am Brenner, bevor er im Oktober 1935 zum Kaplan in Hard bestellt wurde. 1939 wurde er von Bischof Paulus Rusch zum Seelsorgeamtsleiter in Feldkirch bestellt. Im Anstellungsdekret hieß es: „... dass das Seelsorgeamt direkt dem Ordinarius unterstellt ist und seine Aufgabe darin besteht, einheitliche zeitgemäße Seelsorgsmethoden zu ermitteln, die Priester (...) zu dieser zeitgemäßen Seelsorge zu befähigen und entsprechende Seelsorgshilfsmittel bereitzustellen.“ Damit Fasching nicht zur Wehrmacht einrücken musste, wurde er gleichzeitig zum Pfarrvikar von Dafins ernannt.

Auf dem Weg zwischen seinen Einsatzorten lernte er das damals von den Nazis okkupierte Ferienhaus des Frauenbundes in Batschuns kennen. Nach dem Krieg brachte er das Haus in kirchlichen Besitz und schuf daraus den Stammsitz des von ihm 1947 gegründeten so genannten Laienordens der „Frohbotinnen von Batschuns“. Schon während der Kriegsjahre war Edwin Fasching ständig bemüht, durch Exerzitien und Bibelkurse die Grundlage für eine geistliche Erneuerung zu schaffen. Diese Kurse mussten im benachbarten Deutschland stattfinden, weil sie im Gau Tirol-Vorarlberg verboten waren. Nach dem 2. Weltkrieg begann er sofort mit seiner pastoralen Aufbauarbeit, die von den Frauen und Männern der Frohbotschaft wesentlich mitgetragen war. Tatsächlich waren von ihm drei Zweige der Frohbotschaft geplant. 1957 wurde bei Edwin Fasching ein Gehirntumor diagnostiziert. Am 11. Juli 1957 verstarb Edwin Fasching im Alter von nur 48 Jahren. Er ist auf dem Friedhof in Batschuns beigesetzt.

(Artikel aus dem Kirchenblatt 14/2009)