FIMUS ist die Abkürzung für einen neuen Kurs, der im November an der VHS Götzis begonnen hat. FIMUS steht für "Fachsprachkurs für Imame und muslimische SeelsorgerInnen". Er vermittelt nicht nur die Sprache des Landes, sondern auch dessen Kultur. Er vernetzt in alle Richtungen und ist damit ein wertvoller Beitrag zur Integration.

Rechts am Bild die VertreterInnen der vier Institutionen, die den Fachsprachkurs ermöglichen, beim Pressegespräch: v. l. Carmen Nardelli (Integrationsbeauftragte des Landes Vorarlberg), Roland Goiser (ÖIF), Abdi Tasgöden und Stefan Fischnaller (VHS Götzis).

Konzipiert wurde FIMUS vom Österreichischen Integrationsfond (ÖIF). In Wien haben bereits zwei Kurse stattgefunden, das Echo war durchwegs sehr positiv. So lag es nahe, das Projekt auch in andere Bundesländer zu tragen. In Vorarlberg fanden sich die dafür notwendigen Projektpartner. Es entstand eine Kooperation, die für alle vier beteiligten Institutionen eine echte Bereicherung darstellt: Die VHS Götzis übernahm die Trägerschaft, der ÖIF stellte Konzept und Finanzierung zur Verfügung, der Vorsitzende der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Vorarlberg, Abdi Tasdögen, motivierte die Teilnehmenden und das Land Vorarlberg unterstützte ideell und finanziell.

Sprache, Land und Leute

Beim Pressegespräch kurz vor Weihnachten zeigte sich der Leiter der VHS Götzis, Stefan Fischnaller, erfreut über das neue Format, das in Vorarlberg zum ersten Mal angeboten wird. "Das Ziel des Kurses ist nicht nur die Verbesserung der deutschen Sprache, sondern auch das Kennenlernen von Land und Leuten", erläuterte Fischnaller. So geht es in den Kurseinheiten auch um Themen wie Landesgeschichte, Jugendkultur, Kinder, Familie und Soziales. Dabei richten sich die Themen auch nach den Bedürfnissen der Teilnehmenden. Durch Exkursionen werden direkt Kontakte geknüpft und Berührungsängste abgebaut - auf beiden Seiten.

Vernetzung

Besondere Bedeutung für das Zustandekommen des Kurses hatte der Vorsitzende der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Vorarlberg, Abdi Tasdögen. Er informierte und motivierte die Imame und SeelsorgerInnen zur Kursteilnahme. Sein Anliegen ist es, dass die Imame selbst zu den Menschen sprechen können - und ihre Dolmetscher immer seltener in Anspruch nehmen müssen. Das kommt ihnen überall dort zugute, wo sie in beruflichen Kontakt mit Einheimischen kommen - sei es im Bereich der Krankenhausseelsorge oder am Tag der Offenen Tür in den Moscheen. Der Kurs bietet zudem Möglichkeiten zur Vernetzung - mit politischen Institutionen, mit Bildungsanbietern oder mit anderen Religionsgemeinschaften. Beim Kurs selbst nehmen drei verschiedene muslimische Gemeinschaften teil - auch in diese Richtung geschieht Vernetzung.

MultiplikatorInnen und BrückenbauerInnen

Roland Goiser, stv. Geschäftsführer des ÖIF, bezeichnete die Imame und SeelsorgerInnen als wichtige MulitplikatorInnen. Sie sind es, die Rat und Orientierung geben und zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Community und Land werden können. Auch Carmen Nardelli, Integrationsbeauftragte des Landes Vorarlberg, sprach von den Imamen und SeelsorgerInnen als "Brückenbauern" und dankte alle Beteiligten für das Engagement. "Sprache ist einer der Eckpfeiler beim Brückenbau", erläuterte Nardelli, "andere Pfeiler sind Vertrauen, Respekt und sich kennen." Das "Kennen" gehe dabei dem "Anerkennen" voraus. "Wir brauchen eine Kultur der Anerkennung und Begegnung", erklärte Nardelli überzeugt. Das Land unterstützt den Kurs insbesondere in Bezug auf das Kennenlernen von Kultur und Menschen. 

Lehrend und lernend zugleich

Gerade für die Imame, die meist aus anderen Kulturen stammen und mit den Lebensumständen hier kaum vertraut sind, ist dieses Kennenlernen sehr wichtig. 13 Imame und zwölf SeelsorgerInnen absolvieren derzeit den Kurs, an drei Vormittagen pro Woche treffen sie sich. Bei den Deutschkursen werden zwei unterschiedliche Stufen angeboten: ein A1-Kurs, der Basiswissen vermittelt und der Fachsprachkurs, der in besonderer Weise auf die religiöse Sprache eingeht. Das Konzept diese Kurses wurde von Martin Weinberger erstellt. Der Österreichische Wissenschaftler beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit deutschen Ausdrücken, die dem Islam gerecht werden. Die Schulung des Lehrpersonals für die Kurse übernimmt Weinberger selbst.
Das Finden von KursleiterInnen war für Stefan Fischnaller eine echte Herausforderung, denn nicht jedeR kann sich auf solch ungewöhnliche "SchülerInnen" einlassen. "Ich betrachte es als sehr ehrenvolle Aufgabe, hier unterrichten zu dürfen", sagt einer der Kursleiter. Hier ist er selbst auch Lernender.