Die Johanniterkirche stellt rätselhafte Skulpturen der Schweizer Künstlerin Elisabeth Eberle unter dem Titel „Noli me tangere“ aus. Im Rahmen der Veranstaltungsserie „stille klang raum“ fand dazu ein spirituell-künstlerischer Abend statt.

Wolfgang Ölz

Ausgangspunkt der Installation von Elisabeth Eberle ist der Magnolienbaum. Die gelernte Pharmazeutin sammelt seit sieben Jahren dessen Früchte und erfasst sie katalogisiert in verschiedenen Stadien des Zerfalls. Durch vielfache Vergrößerungen entstehen daraus geheimnisvolle Skulpturen. Zentral ist für die Künstlerin, wie auf ihr Spiel mit der digitalen Abstraktion reagiert wird.

Ein Projektteam des Pastoralamts lud infolgedessen zu einer spirituellen Begegnung in die Johanniterkirche ein. Begleitet von den Klängen des Akkordeons von Raphael Brunner kamen geistliche Texte in experimenteller Anordnung zu Gehör. Monika Eberharter verwies etwa eindringlich auf die Bedeutung des Heute für jenes Geheimnis, das Gott selbst ist. Thomas Netzer-Krautsieder führte in die konkrete Ausstellung ein und Matthias Nägele betonte den Segen, der sowohl über Maria liegt, „die gehört hat“ und Thomas „der berührt hat“.

Im Interview spricht Elisabeth Eberle davon, dass ihre Werke genau in dieser dialektischen Spannung von Berühren und Nicht-Berühren, Fassbarem und Unfassbarem stehen.  Allerdings nimmt sie selbst mit dem Titel „Noli me tangere“ nicht direkt Bezug auf  die berühmte Stelle der Bibel, in der Jesus nach der Auferstehung Maria Magdalena bittet ihn nicht zu berühren, sondern sie „interessiert die Vielschichtigkeit des Satzes. Botanik, Religion, Literatur, Philosophie, Recht, Politik, erhalten hier eine gewisse Allgemeingültigkeit“. Wichtig ist ihr bei alledem, „dass viel Spielraum für die Besucher bleibt“. Ein Gebet in ihrer Ausstellung ist für die Künstlerin eine  von verschiedenen Möglichkeiten, mit der ihrem Werk begegnet werden kann. Sie sagt: „Da die Objekte nach meiner Erfahrung unterschiedlichste Reaktionen hervorrufen, je nach Innenleben der Betrachter, können sie in Kombination mit Stille und Klang in diesem wunderbaren Raum auf jeden Fall dazu führen, über vieles nachzudenken!“

Ausstellung "Noli me tangere" 

Johanniterkirche Feldkirch
Di-Fr 10-12, 15-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr,
bis 23. Dezember 2017

Elisabeth Eberle,

geboren 1963, lebt in Zürich. Immer schon künstlerisch tätig, hat sie an der ETH Zürich Pharmazie studiert. Sie versteht sich nicht direkt als Bildhauerin, interessiert sich aber dagegen für das  Prinzip der Wunderkammern und ihrer «Auflösung» im digitalen Zeitalter. Große Künstlerinnen aus den 50ern und 60ern wie z.B. Louise Bourgeois haben sie beeinflusst. Eberle ist auch mit ganz aktuellen Tendenzen wie etwa mit performativen Werken in der Kunst vertraut. Auch früheste Artefakte unterschiedlichster Kulturen faszinieren sie.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 44 vom 2. November 2017)