Die Kaplan Bonetti Sozialwerke feiern sechzig Jahre ihres Bestehens. Das KirchenBlatt sprach mit Geschäftsführerin Cornelia Matt, die seit 1. November im Amt ist, und mit Dekan Erich Baldauf, der das „Haus der jungen Arbeiter“, wie es zur Zeit Emil Bonettis genannt wurde, über viele Jahre als Obmann und Aufsichtsratsvorsitzender begleitet.

zu: Sommerfest zum 60-Jahr-Jubiläum

Wolfgang Ölz

Cornelia MattCornelia Matt (Bild links) hat ein „heftiges“ erstes halbes Jahr bei den Kaplan Bonetti Sozialwerken durchlebt. Einerseits sei der Verwaltungsaufwand immens, andererseits betont sie das wunderbare Engagement, die hohe Professionalität der modernen Sozialarbeit, die in ihrem Haus geleistet wird. Ihr Hauptaugenmerk liegt darauf, dass die Kaplan Bonetti Sozialwerke keine Langzeiteinrichtung (mehr) sind, sondern dass gemeinsam mit den Wohnungslosen so schnell wie nur möglich wieder eine adäquate Wohnmöglichkeit gesucht wird.

Ambulant statt stationär
Besser ambulant als stationär, lautet die Devise. Zur Zeit Emil Bonettis gab es noch 200 stationäre Plätze, 2015 noch ca. 150 und heute insgesamt 98 Wohnmöglichkeiten, die im Durchschnitt vier bis sechs Monate genutzt werden. Die Bedeutung des streitbaren Geistlichen Emil Bonetti sieht Matt in seiner genialen Fähigkeit und seiner charismatischen Art, Spenden für seine Projekte zu lukrieren. Von der so geschaffenen finanziellen Grundlage profitiert das Haus heute noch. Auch die Verknüpfung von Arbeit und Wohnen, das Bewusstsein, dass diese beiden Bereiche unbedingt zusammengehören, war einem Kaplan Bonetti schon sehr früh klar. Im Bereich Armutsmigrant/innen sieht Cornelia Matt ein absolutes Manko in der Vorarlberger Gesellschaft. Matt fordert einen „würdevolleren Umgang“.

Pfr. Erich BaldaufPfarrer Erich Baldauf (li) mahnt hier auch ein Umdenken im Land ein. „Warum lassen wir das Betteln nicht auch als eine Form des Arbeitens zu?“ Hier sei beim Vorarlberger Arbeitsbegriff ein Umdenken nötig.

Kürzungen treffen ab Juli 
Eine Einrichtung wie die Kaplan Bonetti Sozialwerke trifft die Kürzung der Mindestsicherung direkt. Ab Juli dieses Jahres tritt die landesweite Regelung in Kraft, die die Wohnungskosten mit zu geringen Beträgen deckelt. Cornelia Matt und ihre Mitarbeiter/innen erwarten in den nächsten Monaten einen Ansturm in der Wohnungsberatung. Pfarrer Erich Baldauf sieht aber auch die Wertschätzung der Bonetti Sozialwerke. Es sei nicht selbstverständlich, dass die gesellschaftliche und politische Anerkennung dieser sozialen Einrichtung so hoch sei.

Wo können Menschen helfen?
Cornelia Matt erklärt, dass sie Menschen suchen, die sich im Ehrenamt um die Freizeitgestaltung ihrer Bewohner/innen kümmern, mit ihnen etwa zu einem Verein gehen, ein Fußballmatch besuchen oder bei einer alleinerziehenden Mutter Babysitterdienste übernehmen. Das größte Problem, so ist Pfarrer Erich Baldauf überzeugt, ist die Scham zugeben zu müssen, dass jemand Hilfe benötigt. Die Verurteilung der Klient/innen höre jedenfalls sofort auf, wenn man den betroffenen Menschen zuhöre. Respekt stelle sich ein, wenn man erfährt, was diese Menschen mitunter durchgemacht haben.
Cornelia Matt wünscht sich, dass neben der Ehrung von Kaplan Emil Bonetti vor allem auch die sehr engagierten Sozialarbeiter/innen beachtet werden, die das Klima des Hauses heute mitprägen.

Sommerfest zum 60-Jahr-Jubiläum

der Kaplan Bonetti Sozialwerke

Kaplan-Bonetti-Straße 1, Dornbirn

So 9. Juli 2017

  • 10.30 Uhr: Gedenkgottesdienst zum 10. Todestag von Kaplan Emil Bonetti mit Generalvikar Rudolf Bischof,
  • 12 Uhr: Festakt mit Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser, LR Katharina Wiesflecker, Bgm. Andrea Kaufmann, Dekan Erich Baldauf und GF Cornelia Matt,
  • 13 Uhr: Lieblingsessen von Emil Bonetti, 
  • ab 13 Uhr:
    Kabarett: Markus Linder, Musik: The Spinning Wheels, Kinderprogramm

www.kaplanbonetti.at

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 27 vom 6. Juli 2017)