Ostersonntag am Tag - Lesejahr C, 31. März 2013. Wort zum Sonntag von Franz Kogler.

Er ist schneller unterwegs als Petrus, lässt ihm aber den Vortritt. Weil Petrus die Situation jedoch nicht deuten kann, geht auch er, „der Jünger, den Jesus liebte“, ins Grab hinein. Nüchtern ist festgehalten: „Er sah und glaubte.“ 

Evangelium
Johannes  20, 1–9

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.

Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht, dass er von den Toten auferstehen musste.

1. Lesung
Apostelgeschichte  10, 43a. 37–43

Da begann Petrus zu reden und sagte: [...] Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und
in Jerusalem getan hat. Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet. Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben. Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkündigen und zu bezeugen: Das ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten. Von ihm bezeugen alle Propheten, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt.

2. Lesung
Kolosser  3, 1–4

Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. 

WORT ZUM SONNTAG

Franz KoglerFranz Kogler
leitet seit über 20 Jahren das Bibelwerk Linz,
wo ihm mit seinem Team ein lebendiger Zugang
zur Bibel ein besonderes Anliegen ist.

Den Autor erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Sehen und glauben

Ihr wichtigstes, größtes Fest feiern Christ/innen zu Recht an Ostern: Jesus wurde von Gott auferweckt und lebt (mitten unter uns)! Welch eine Freude. Halleluja! Wir feiern Gottes Antwort auf einen, der sich ganz dessen Willen auslieferte und seinen Weg in Gottes Namen bereit war zu gehen – bis zum Ende. Zu diesem Menschen sagte Gott sein Ja. Christ/innen bekennen: Er ist auferstanden. Er lebt!
Im Osterevangelium begegnen uns drei zentrale Personen, die in den Anfängen der christlichen Gemeinden eine herausragende Rolle spielten.

Maria von Magdala kommt zum Grab. Ausdrücklich wird erwähnt, dass es – und das ist wie vieles im Johannesevangelium symbolisch zu verstehen – noch dunkel war. Der weggenommene Stein ist (noch) nicht deutbar. Maria von Magdala ist die Erstzeugin, zunächst des leeren Grabes und dann des Auferstandenen.
Petrus symbolisiert im Johannesevangelium eine Kirche, die zwar nicht so schnell unterwegs ist, aber dennoch den Vortritt hat. Petrus sieht zwar alles, kann daraus aber letztlich keine Schlüsse ziehen. Er ist der scheinbare Sieger des Wettlaufs und der Hauptzeuge – nur kann er mit diesem Sieg nichts anfangen.

Der Jünger, den Jesus liebte. Er ist schneller unterwegs als Petrus, lässt ihm aber den Vortritt. Weil jedoch Petrus die Situation nicht deuten kann, geht auch er ins Grab hinein. Ohne lange Inspektion und ganz ohne Nebenbemerkungen wird festgehalten: „Er sah und glaubte.“ Er kann die Spuren und Zeichen seines Herrn lesen, dieser Glaube macht ihn sehend. Er ist der Glaubenszeuge. Offensichtlich steht dieser Jünger hier symbolisch für jene Gruppen in der Kirche, die ohne Betonung von Äußerlichkeiten der inneren Stimme folgen – und diese dann auch zu deuten wissen. Liebe ist hier maßgebend, nicht Strukturen.

Zum Weiterdenken

Vom „anderen Jünger“ (der klarerweise keinen Namen hat, weil hier jede/r den eigenen Namen einsetzen soll) heißt es einladend: „Er sah und glaubte.“ Es bleibt die Frage, wer Jesus für mich ist, wie reagiere ich auf die Botschaft der Auferstehung.