4. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr B, 26. April 2015. Wort zum Sonntag von Walter Wimmer.

„Kauf dich glücklich!“ steht da in fetten Buchstaben auf dem Plastiksackerl eines großen Einkaufszentrums. Mode, Styling, Fitness und Gesundheit ... alles scheint kaufbar für ein Leben, als ob es kein Morgen und auch kein Ende geben würde. Sind das die neuen Götzen einer wohlhabenden Geselllschaft? Was bringt wirklich „Leben“ ins Leben? Wer ist immer noch da ... auch „wenn Totenstille eintritt“? (Ingeborg Bachmann)

Evangelium
Johannes  10, 11–18

Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

1. Lesung
Apostelgeschichte  4, 8–12

Da sagte Petrus zu ihnen, erfüllt vom Heiligen Geist: Ihr Führer des Volkes und ihr Ältesten! Wenn wir heute wegen einer guten Tat an einem kranken Menschen darüber vernommen werden, durch wen er geheilt worden ist, so sollt ihr alle und das ganze Volk Israel wissen: im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat. Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch. Er ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist. Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.

2. Lesung
1 Johannes  3, 1–2

Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.

WORT ZUM SONNTAG

Walter WimmerWalter Wimmer
ist Pfarrer in Linz–St. Konrad,
Dechant von Linz–Mitte und
Mitglied des Domkapitels.
Den Autor erreichen Sie unter

sonntag@koopredaktion.at

Göttin Venus oder Christus als Eckstein
In meiner Heimatgemeinde Gunskirchen in OÖ. fand man vor 100 Jahren eine Statue der römischen Göttin Venus aus der Zeit, in der das Kreuz „den Heiden eine Torheit“ (1 Kor 1,23) war und Christen verfolgt wurden. Im Kreuzrippengewölbe der spätgotischen Kirche ebendort sind ein Eckstein mit der Jahreszahl 1515 und daneben die Darstellung von Jesu Schweißtuch.
Ein seltsamer Kontrast! Besteht er aber nicht auch noch heute, 500 Jahre später? Da gibt es viel Werbung für Schönheit und Gesundheit.

Ernährung, Gewicht und Fitness als die ­neuen Götzen der west­lichen Gesellschaft und die ­Fitnesspäpste und Diätaposteln, die die 10 Gebote durch ­Essverbote ersetzen – der Psychoanalytiker und Theologe Manfred Lütz wird nicht müde, darauf hinzuweisen. Die vielen ‚Produktplatzierungen‘ zeigen, was alles für Gesundheit, Schönheit und Mode ‚geopfert‘ wird. Natürlich ist Gesundheit ein sehr hohes Gut, mit dem verantwortlich umzugehen ist. Auch für Mode und Schönheit darf man etwas investieren – solange der Verlust des Glaubens an Gott und an das ewige Leben nicht dadurch kompensiert werden und ich die Geister, die ich rief, nicht mehr loswerde.

Was aber tun kranke, behinderte, ­sterbende Menschen? Sind sie ‚abzuschreiben‘? Wenn jene, die angeblich um menschliches Glück und um Wohlbefinden Bescheid wissen, die Schattenseiten verdrängen, so sind es Bauleute, die den Stein verwerfen. Ingeborg Bachmann nennt es „Reklame“ und frägt: „was aber geschieht … wenn Totenstille eintritt?“

Wir bleiben sterblich. Jesus allein, der als Auferstandener den Tod besiegt hat, schenkt jetzt schon Heil und einmal ewiges Leben, also Hoffnung, die nie stirbt. Deshalb bin ich dankbar, dass Schönheit, Mode und selbst Gesundheit nicht das Fundament und der alles tragende Eckstein sind, sondern Jesus, „durch den wir ­gerettet werden“ (Apg 4,12).

Zum Weiterdenken
Was bedeuten Gesundheit, Schönheit, Mode ... in meinem Leben? Was/Wer ist mein ­Eckstein?

(aus dem KirchenBlatt Nr. 17 vom 23. April 2015)