Hören – einlassen – umsetzen. So lautet eine Anleitung für den Umgang mit dem Wort Gottes. Zurückgeführt wird er auf Maria. Sie hat diesen Dreischritt gelebt. Sie hat die Worte des Engels gehört, sie im Herzen hin und her bewegt und schließlich zur Welt gebracht. Ganz konkret, zum Anfassen und Erfasst-Werden.

4. Adventsonntag – Lesejahr B, 24. Dezember 2017
Wort zum Sonntag von P. Christoph Müller OSB

Evangelium
Lukas 1,26–38

Im sechsten Monat wurde der Engel ­Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

1. Lesung
2 Samuel 7,1–5.8b–12.14a.16

Als nun der König in seinem Haus wohnte und der HERR ihm Ruhe vor allen seinen Feinden ringsum verschafft hatte, sagte er zu dem Propheten Natan: Ich wohne in einem Haus aus Zedernholz, die Lade Gottes aber wohnt in einem Zelt. Natan antwortete dem König: Geh nur und tu alles, was du im Herzen hast; denn der HERR ist mit dir. Aber in jener Nacht erging das Wort des HERRN an Natan: Geh zu meinem Knecht David und sag zu ihm: So spricht der HERR: Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne? [...] Ich habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel wirst, und ich bin überall mit dir gewesen, wohin du auch gegangen bist. Ich habe alle deine Feinde vor deinen
Augen vernichtet und ich werde dir einen großen Namen machen, der dem Namen der Großen auf der Erde gleich ist. Ich werde meinem Volk Israel einen Platz zuweisen und es einpflanzen, damit es an seinem Ort wohnen kann und sich nicht mehr ängstigen muss und schlechte Menschen es nicht mehr unterdrücken wie früher und auch von dem Tag an, an dem ich Richter in meinem Volk Israel eingesetzt habe. Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden. Nun verkündet dir der HERR, dass der HERR dir ein Haus bauen wird. Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern legst, werde ich deinen leiblichen Sohn als deinen Nachfolger einsetzen und seinem Königtum Bestand verleihen. [...] Ich werde für ihn Vater sein und er wird für mich Sohn sein. [...] Dein Haus und dein Königtum werden vor dir auf ewig bestehen bleiben; dein Thron wird auf ewig Bestand haben.

2. Lesung
Römer 16,25–27

Dem aber, der die Macht hat, euch Kraft zu geben – gemäß meinem Evangelium und der Botschaft von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung jenes Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten unausgesprochen war, jetzt aber nach dem Willen des ewigen Gottes ­offenbart und durch prophetische Schriften kundgemacht wurde, um alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen – , ihm, dem einen, weisen Gott, sei Ehre durch ­Jesus Christus in alle Ewigkeit! Amen.

Wort zum Sonntag

P. Christoph MüllerP. Christoph Müller OSB
Benediktiner-Mönch, ­Buchautor,
Pfarrer von Blons, St. Gerold und Thüringerberg,
Dekan für Walgau-Walsertal.
Den Autor erreichen Sie unter

Drei Schritte

Ein reformierter Pfarrer sagte einmal, jede Christin und jeder Christ sollte sich Maria zum Beispiel nehmen, nämlich wie man mit dem Wort Gottes umgehen soll. Er sagte es im Blick auf unser Evangelium.
Es sind drei Schritte. Zuerst einmal hört ­Maria das Wort. – Dann nimmt sie es in sich auf, wo es langsam Haut und Knochen bekommt. – Schließlich schenkt sie es unserer Welt als fleischgewordenes Wort. So sollen auch wir es halten. Zuerst also das Wort hören. Es ist ein leises Wort, das oft ­überhört wird. Zum Glück ist es zäh und ­meldet sich immer wieder. Bei der Berufung des jungen Samuel dreimal. Dann soll es hineingelassen werden. Maria hat es getan. Vorher hat sie gut überlegt. Das Für und Wider erwogen. Schließlich Ja gesagt. So konnte das Wort in ihr langsam Fleisch annehmen, konkret werden. Sie half dabei mit, indem sie es im Herzen hin und her bewegte, wie Lukas zweimal schreibt. Schließlich kam das Wort auf die Welt und wurde hörbar, sichtbar, berührbar. Sowohl als Kind in der Krippe wie auch später als Erwachsener. So schreibt Johannes: „Was wir gehört, was wir gesehen, was unsere Hände angefasst haben vom Wort – das verkünden wir auch euch“.

Diese drei Schritte sollen wir nun selber übernehmen. Das Wort zuerst hören, was nicht immer so einfach ist. – Dann das Wort hineinlassen, indem wir es z.B. wie Maria in unserem Herzen hin und her bewegen, damit es langsam Fleisch annehmen kann. – Und schließlich es zur Welt bringen, d.h. es in die Tat umsetzen, konkret werden lassen. Das wird bei jeder und jedem von uns wieder anders aussehen. Unspektakulär wie in Bethlehem, gewiss. Doch auch hier, wenn möglich, konkret: hörbar, sichtbar, berührbar.

Zum Weiterdenken
In der Hektik dieser Tage die drei Schritte üben – z.B. mit dem Wort des Johannesevangeliums: „Die Wahrheit wird euch frei machen.“

Von der Huld des HERRN will ich ewig singen,
von Geschlecht zu Geschlecht
mit meinem Mund deine Treue verkünden.
Denn ich bekenne: Auf ewig ist Huld gegründet,
im Himmel deine Treue gefestigt.
Einst hast du in einer Vision zu deinen Frommen gesprochen:
Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten
und David, meinem Knecht, geschworen:
Auf ewig gebe ich deinem Haus festen Bestand
und von Geschlecht zu Geschlecht gründe ich deinen Thron.
Er wird zu mir rufen: Mein Vater bist du,
mein Gott, der Fels meiner Rettung.
Auf ewig werde ich ihm meine Huld bewahren,
mein Bund mit ihm ist verlässlich.

Antwortpsalm, aus Psalm 89

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(aus dem Kirchenblatt Nr. 51-52 vom 21. / 28. Dezember 2017)