14. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 7. Juli 2013. Wort zum Sonntag von Katharina Rizza.

„Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist nahe.“ Gilt der erste Teil dieses Auftrags Jesu an seine ausgesandten Jünger und Jüngerinnen heute auch? Eine Reihe von Berufen hat sich ganz dem Heilen verschrieben. Und die Kirche mit ihren Gläubigen und Gemeinden ... heilend? Ein Wort kann heilen, eine Begegnung, ein Augen-Blick, eine Hand, die hilft, stützt, verbindet ... Zuwendung, Wohlwollen, Respekts und Wertschätzung für Menschen und ihr Leben.

Evangelium
Lukas  10, 1–12. 17–20

Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere (Jünger) aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs!

Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe. Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann stellt euch auf die Straße und ruft: Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt. [...]

Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und berichteten voll Freude: Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.

1. Lesung
Jesaja  66, 10–14c

Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle, die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr traurig wart. Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust, trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum! Denn so spricht der Herr: Seht her: Wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach. Ihre Kinder wird man auf den Armen tragen und auf den Knien schaukeln. Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost. Wenn ihr das seht, wird
euer Herz sich freuen, und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras. So offenbart sich die Hand des Herrn an seinen Knechten.

2. Lesung
Galater  6, 14–18

Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Denn es kommt nicht darauf an, ob einer beschnitten oder unbeschnitten ist, sondern darauf, dass er neue Schöpfung ist. Friede und Erbarmen komme über alle, die sich von diesem Grundsatz leiten lassen, und über das Israel Gottes. In Zukunft soll mir niemand mehr solche Schwierigkeiten bereiten. Denn ich trage die Zeichen Jesu an meinem Leib. Die Gnade Jesu Christi, unseres Herrn, sei mit eurem Geist, meine Brüder. Amen. 

WORT ZUM SONNTAG

Katharina RizzaKatharina Rizza
ist Geistliche Begleiterin,
lebt in Vorarlberg und arbeitet
als Pädagogische Mitarbeiterin
im Bereich Palliative Care im Bildungshaus Batschuns.
Die Autorin erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

 

Der Mensch „dahinter“

Heilen scheint neben dem Verkündigen die überwiegende Tätigkeit Jesu zu sein. Und zum Heilen sendet Jesus seine Jünger und Jüngerinnen aus – im sonntäglichen Evangelium gleich noch 72 andere. Ist das ein Sendungsauftrag auch an uns, das Heilen?
Ein Wort kann heilen, eine Begegnung, ein Augen-Blick, eine Hand, die hilft, stützt, verbindet. Es gibt Berufe, die sich ganz dem Heilen verschrieben haben: so die Pflege, Medizin, Psychotherapie oder andere soziale Arbeitsfelder. Durch die Erfolge der Medizinforschung in den vergangenen Jahrzehnten brach die Vorstellung aus, man könne Heilung technisch herstellen. Heute betrachten wir diese Fortschritte kritischer und ziehen nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch das geistige und seelische Wohlergehen mit in Betracht.

Ein heiler Mensch kann zwar körperlich krank, aber doch heil sein. Wesentlich für heiles Sein scheint die innere Einstellung zum Leben, zu Erlebnissen und Erfahrungen, Schönem und Schwerem, und auch zu Krankheit und Tod. Im Pflegeheim arbeite ich mit Menschen, die 80, 90 Jahre oder älter sind. Das Alter bringt Krankheiten und Gebrechen mit sich. Dennoch erlebe ich diese Menschen nicht nur krank und hinfällig. Wir können uns auch gemeinsam amüsieren, lachen und freuen. Und das scheint mir in einem Heilberuf – neben allem gefordertem Fachwissen – besonders wichtig: die Zuwendung, das Wohlwollen, eine Haltung des Respekts und der Wertschätzung gegenüber anderen Menschen und dem Leben.
Die ausgesandten Jünger und Jüngerinnen haben das möglicherweise vergessen, so freudig wie sie bei der Rückkehr über ihre Erfolge bei Heilungen berichten. Jesus erinnert sie daran, dass etwas anderes entscheidend ist: Gott sucht immer eine Beziehung zum Menschen.

Zum Weiterdenken
In Heilungen wendet sich Jesus stets direkt den Menschen zu und begegnet ihnen von Angesicht zu Angesicht. Er erinnert uns im Evangelium daran, dass Gott uns persönlich und „beim Namen kennt“. Ich werde still und spüre nach, wie wohl es tut angeschaut zu werden …