Ist unsere Kommunikation mit Gott „barrierefrei“? Was gibt mir die Kraft, mit meinem Leben in der Spur des Evangeliums zu bleiben? Die Frohbotschaft kann auch ganz schön fordernd sein.

19. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 7. August 2016
Wort zum Sonntag von P. Thomas Lackner

1. Lesung
Weisheit  18, 6–9

Jene Nacht wurde unseren Vätern vorher angekündigt; denn sie sollten zuversichtlich sein und sicher wissen, welchen eidlichen Zusagen sie vertrauen konnten. So erwartete dein Volk die Rettung der Gerechten und den Untergang der Feinde. Während du die Gegner straftest, hast du uns zu dir gerufen und verherrlicht. Denn im Verborgenen feierten die frommen Söhne der Guten ihr Opferfest; sie verpflichteten sich einmütig auf das göttliche Gesetz, dass die Heiligen in gleicher Weise Güter wie Gefahren teilen sollten, und sangen schon im Voraus die Loblieder der Väter.

2. Lesung
Hebräer  11, 1–2. 8–19

Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht. Aufgrund dieses Glaubens haben die Alten ein ruhmvolles Zeugnis erhalten. [...] Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Aufgrund des Glaubens hielt er sich als Fremder im verheißenen Land wie in einem fremden Land auf und wohnte mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, in Zelten; denn er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat.
Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden; denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte. So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen kann. Voll Glauben sind diese alle gestorben, ohne das Verheißene erlangt zu haben; nur von fern haben sie es geschaut und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Fremde und Gäste auf Erden sind.
Mit diesen Worten geben sie zu erkennen, dass sie eine Heimat suchen. Hätten sie dabei an die Heimat gedacht, aus der sie weggezogen waren, so wäre ihnen Zeit geblieben zurückzukehren; nun aber streben sie nach einer besseren Heimat, nämlich der himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, er schämt sich nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat für sie eine Stadt vorbereitet. Aufgrund des Glaubens brachte Abraham den Isaak dar, als er auf die Probe gestellt wurde, und gab den einzigen Sohn dahin, er, der die Verheißung empfangen hatte und zu dem gesagt worden war: Durch Isaak wirst du Nachkommen haben. Er verließ sich darauf, dass Gott sogar die Macht hat,Tote zum Leben zu erwecken; darum erhielt er Isaak auch zurück. Das ist ein Sinnbild.

Evangelium
Lukas  12, 32–48

Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben. Verkauft eure Habe, und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt. Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach – selig sind sie. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen? Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt. Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen. Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich berauscht, dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen. Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man umso mehr verlangen.

WORT ZUM SONNTAG

P. Thomas Lackner

P. Thomas Lackner
gehört dem Orden der Franziskaner an und
ist Stadtpfarrer von Frauenkirchen im Burgenland.

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Total aktuell
Das heutige Evangelium ist für den modernen Menschen auf der einen Seite eine Überforderung und auf der anderen Seite total aktuell einem Teil seines Lebensgefühls entsprechend. Überforderung, weil uns Einiges zugemutet wird: Wir sollen unser Leben nicht auf irdische Annehmlichkeiten bauen, sondern Schätze im Himmel sammeln und zeigen, ob unser Leben wirklich mit Gott vereinbar gestaltet wird. Da kann sehr schnell der Gedanke der Überforderung auftauchen: Was müssen wir im Leben nicht alles schon tun, damit wir in der Gesellschaft, im Freundeskreis, im Beruf und in der Freizeit „mithalten“ können. Und dann wird uns auch noch aufgetragen, auf der spirituellen Ebene „Hochleistungen“ zu erbringen. Sehr schnell höre ich uns moderne Menschen sagen: Das ist zu viel, das ist zu anstrengend und das ist zu schwer. Und es stimmt auch: Die Frohbotschaft Jesu ist kein „bequemer Sonntagsspaziergang“, sondern oftmals harte Auseinandersetzung mit dem Alltag, Überwindung mancher Annehmlichkeiten des Lebens. Wir müssen immer wieder überlegen, wo verlasse ich mit meinem Leben die Spur des Evangeliums und wie bringe ich jene Kraft auf, die mir hilft, in der Botschaft Jesu wieder „die Spur“ für das Leben zu finden? Total aktuell also voll dem Lebensgefühl des modernen Menschen entsprechend ist das Evangelium des heutigen Sonntags, wenn ich die Aufforderung zur „Rund um die Uhr Bereitschaft des Menschen“ lese. Das Anlassen der Lampen erinnert mich an die ständige Erreichbarkeit vieler Zeitgenossen über die modernen Kommunikationsmittel – Handy, SMS, E-Mail, Whatsapp … Ja, wir Menschen am Anfang des 21. Jahrhunderts können von uns behaupten, dass wir sehr oft „online“ sind, bereit sind zur Kommunikation, oftmals auch rund um die Uhr erreichbar. Das heutige Evangelium stellt an uns Christen die Frage: Bist Du auch erreichbar für Christus? Lebst Du so, dass Dein Leben nicht nur die Gegenwart und Vergangenheit prägt, sondern auch Zukunft eröffnet? Zukunft mit Gott?

Spurensuche
Dein Handy hilft Dir mit Menschen in Kontakt zu treten, es ermöglicht „barrierefreies“ kommunizieren. Wie sieht Deine Kommunikation mit Gott aus? Ist sie barrierefrei?

Selig das Volk,
das der Herr sich zum Erbteil erwählt hat.
Ihr Gerechten, jubelt vor dem Herrn;
für die Frommen ziemt es sich, Gott zu loben.
Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist,
der Nation, die er sich zum Erbteil erwählt hat.
Doch das Auge des Herrn ruht auf allen, die ihn fürchten und ehren,
die nach seiner Güte ausschaun;
denn er will sie dem Tod entreißen
und in der Hungersnot ihr Leben erhalten.
Unsre Seele hofft auf den Herrn;
er ist für uns Schild und Hilfe.
Lass deine Güte über uns walten, o Herr,
denn wir schauen aus nach dir.

Aus dem Antwortpsalm 33

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 30-31 vom 28. Juli/ 4. August 2016)