26. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 29. September 2013. Wort zum Sonntag von Angelika Stegmayr.

Religionsunterrricht und der Versuch, Schüler/innen eine Antwort zu entlocken; was denn eine Christin, einen Christen ausmache? Albert Schweitzers Satz „Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich ...“ findet Zustimmung. Ansonsten: Schweigen. Paulus schreibt an seinen Mitarbeiter Timotheus, der in Ephesus inmitten einer schwierigen Gemeindesituation stand: Du aber strebe, ohne müde zu werden, nach Gerechtigkeit ...

1. Lesung
Amos 6, 1a. 4–7

Weh den Sorglosen auf dem Zion und den Selbstsicheren auf dem Berg Samaria. [...] Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall. Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Lieder erfinden wie David. Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen, ihr salbt euch mit dem feinsten Öl und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs. Darum müssen sie jetzt in die Verbannung, allen Verbannten voran.  Das Fest der Faulenzer ist nun vorbei.

2. Lesung
Timotheus  6, 11–16

Du aber, ein Mann Gottes, flieh vor all dem. Strebe unermüdlich nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast. Ich gebiete dir bei Gott, von dem alles Leben kommt, und bei Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis abgelegt hat und als Zeuge dafür eingetreten ist: Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi, unseres Herrn, das zur vorherbestimmten Zeit herbeiführen wird der selige und einzige Herrscher, der König der Könige und Herr der Herren, der allein die Unsterblichkeit besitzt, der in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag: Ihm gebührt Ehre und ewige Macht. Amen.

Evangelium
Lukas  16, 19–31

Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben.

In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, so dass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.

Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht. 

WORT ZUM SONNTAG

Angelika StegmayrAngelika Stegmayr
ist verheiratet, Mutter von zwei Töchtern (1 und 5 Jahre)
und lebt mit ihrer Familie in Innsbruck;
sie arbeitet als Religionslehrerin an
einer Berufsschule (Handel, Büro).
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

 

Wer in eine Garage geht, wird ja auch kein Auto

Religionsunterricht. Thema: Christsein 2013. Mit Zitaten versuche ich die Schüler/innen aus der Reserve zu locken. Am besten gefällt ihnen ein Zitat von Albert Schweitzer „Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.“ Da stimmen sie zu; nein, so stellen sie sich das Christsein wirklich nicht vor. Aber wie ist er denn, der perfekte Christ? Was zeichnet sie/ihn besonders aus? Schweigen.

Wie ein Christ leben soll, dieser Frage geht auch die Lesung aus dem 1. Timotheusbrief nach. Es ist der Apostel Paulus, der hier an Timotheus schreibt. Dieser ist in der jungen Gemeinde in Ephesus zurückgeblieben, denn Irrlehren, Streitereien und soziale Herausforderungen stehen auf der Tagesordnung. Perfekt ist anders. So hat Paulus allen Grund, Timotheus zu ermutigen. Paulus’ Rat an Timotheus lautet: „Strebe unermüdlich nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut.“ (1 Tim 6, 11)

Es beeindruckt mich, dieses Programm reicht für mehr als ein Leben. Vor allem die Einleitung „strebe unermüdlich“ gefällt mir. Sie zeigt, dass das Leben immer auch Rückschläge, neue Anläufe und unverhoffte Wendungen mit sich bringt. Da braucht es Durchhaltevermögen und ein klares Ziel. Die Bibel ist kein Bilderbuch der schnellen Erfolgsgeschichten, sie ist ein Buch des Lebens. Deshalb finden wir hier auch kein Patentrezept, wie Christsein allerorts und jederzeit zu sein hat. Was sich aber durchzieht ist ein Gott, der um uns Menschen ringt, der für uns ein Leben in Fülle will und dafür bereit ist, ans Äußerste zu gehen.

Zum Weiterdenken
Wie soll ich mein Christsein heute leben?  Ein Rezept gibt es dafür immer noch keines, Erfolgsgarantien ebensowenig. Geblieben ist, dass es auch hier und jetzt Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit, Sanftmut und ehrlich gelebte Frömmigkeit braucht. Man hat die Qual der Wahl und damit auch die Chance, selbst zu entscheiden. Christ 2013, das bin auch ich.