Im Römerbrief schreibt Paulus von der Verbundenheit mit Christus – im Tod und in der Auferstehung. Dieses „Verbunden-Sein“ kann auch mit „Zusammengewachsen“ übersetzt werden. Dadurch ensteht ein neues Bild – ein lichtvolles, österliches Bild.

Ostern – Lesejahr A, 16. April 2017 
Wort zum Sonntag von Äbtissin M. Hildegard Brem

In der Osternacht

1. Lesung

Genesis  1,1–2,2

2. Lesung

Genesis  22,1–18

3. Lesung

Exodus  14,15–15,1

4. Lesung

Jesaja  54,5–14

5. Lesung

Jesaja  55,1–11

6. Lesung

Baruch  3,9–15.32–4,4

7. Lesung

Ezechiel  36,16–17a.18–28

Epistel

Römer  6,3–11 (Apostelbrief)

Wisst ihr denn nicht, dass wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln. Wenn wir nämlich mit der Gestalt seines Todes verbunden wurden, dann werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein. Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde, sodass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Denn durch sein Sterben ist er ein für alle Mal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. So begreift auch ihr euch als Menschen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus.

Evangelium

Matthäus  28,1–10

Nach dem Sabbat, beim Anbruch des ersten Tages der Woche, kamen Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Sein Aussehen war wie ein Blitz und sein Gewand weiß wie Schnee. Aus Furcht vor ihm erbebten die Wächter und waren wie tot. Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch den Ort an, wo er lag! Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden und siehe, er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. Sogleich verließen sie das Grab voll Furcht und großer Freude und sie eilten zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden. Und siehe, Jesus kam ihnen entgegen und sagte: Seid gegrüßt! Sie gingen auf ihn zu, warfen sich vor ihm nieder und umfassten seine Füße. Da sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen und dort werden sie mich sehen.

Am Ostersonntag

1. Lesung

Apostelgeschichte 10,34a.37–43

2. Lesung

Kolosser  3,1–4

3. Lesung

Johannes  20,1–18

 

WORT ZUM SONNTAG

Wort zum Sonntag April 2017M. Hildegard Brem
Äbtissin der Zisterzienserinnen-Abtei
Mariastern-Gwiggen,
Hohenweiler.
Die Autorin erreichen Sie unter

Österliche Veredlung

In vielen Märchen geht es um Verwandlung: Aschenputtel wird zur schönen Prinzessin, der Froschkönig zum Königssohn. Es ist ein ­Thema, das die Sehnsucht der Menschen berührt, die Sehnsucht nach Heil und Ganzwerden, die Sehnsucht, über sich hinaus gehoben zu werden zu einem neuen, besseren Leben. Es liegt in unserer Natur, dass wir mit dem ­Erreichten nie ganz zufrieden sind, sondern uns immer nach noch Größerem ausstrecken.

Auch das Geheimnis des Osterfestes ­berührt eine solche Verwandlung. Es kommt in der ­Lesung der Osternacht aus dem Römerbrief zur Sprache. Hier hören wir: „Wir wurden ja mit ihm (Christus, Anm.) begraben durch die Taufe auf den Tod ... Wenn wir nämlich mit der Gestalt seines Todes verbunden wurden, dann werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein.“ (Röm 6,4f.) Das klingt sehr theologisch und eher ­lebensfremd! Auch ist die Übersetzung nicht wortgetreu. Im griechischen ­Urtext ist an ­dieser Stelle zweimal vom Zusammenwachsen die Rede. Da steht auf einmal ein ganz anderes Bild vor unserem Auge: Hier geht es um die Pflege und Veredelung eines Obstbaumes. Die Gärtner unter Ihnen wissen, dass durch das Einsetzen eines veredelten ­Reises die Frucht des Baumes eine neue Qualität ­bekommt. Eine solche Veredelung hat auch bei uns mit der Taufe begonnen. Wir sind mit Christus so ­zusammengewachsen, dass wir nie mehr allein handeln müssen, sondern dass er selber in uns wirken möchte, wenn wir ihm Raum geben.

Welche Chance bedeutet das für unseren Alltag! Wir dürfen den Auferstandenen in allen Situationen bitten, uns seine Kraft, seine Liebe, seine Geduld zur Verfügung zu stellen, ­gerade wenn wir an unsere Grenzen stoßen.  Er hilft uns gerne, je öfter, desto lieber!

Zum Weiterdenken
Nach welcher Veredlung meines Lebens sehne ich mich?
Welche Früchte möchte ich bringen?

 

Danket dem HERRN, denn er ist gut,
denn seine Huld währt ewig!
So soll Israel sagen:
Denn seine Huld währt ewig.
„Die Rechte des HERRN, sie erhöht,
die Rechte des HERRN,
Taten der Macht vollbringt sie.“
Ich werde nicht sterben, sondern leben,
um die Taten des HERRN zu verkünden.
Ein Stein, den die Bauleute verwarfen,
er ist zum Eckstein geworden.
Vom HERRN her ist dies gewirkt,
ein Wunder in unseren Augen.

aus dem Antwortpsalm, aus Ps 118

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 15/16 vom 13./20. April 2017)