29. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 20. Oktober 2013. Wort zum Sonntag von Pfr. Armin Fleisch.

Israels Weg führt oft genug durch ein Meer der Tränen, durch die Wüste der Ungewissheit, durch bohrende Fragen nach dem Sinn. Ein Bild für den eigenen Lebensweg? Immer wieder stößt man auf ,Amalekiter‘, die Menschen Furcht einjagen und von sich abhängig machen wollen. Wenn sich der ,betende Mose‘ und der ,kämpfende Josua‘ im Leben miteinander verbinden, kann ,Amalek‘ überwunden werden. Und auch die Witwe des Evangeliums ist Vorbild dafür, dass Glauben und Handeln, Beten und Kämpfen zusammengehören.

Evangelium
Lukas  18, 1–8

Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht.
Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?

1. Lesung
Exodus  17, 8–13

Als Amalek kam und in Refidim den Kampf mit Israel suchte, sagte Mose zu Josua: Wähl uns Männer aus, und zieh in den Kampf gegen Amalek! Ich selbst werde mich morgen auf den Gipfel des Hügels stellen und den Gottesstab mitnehmen. Josua tat, was ihm Mose aufgetragen hatte, und kämpfte gegen Amalek, während Mose, Aaron und Hur auf den Gipfel des Hügels stiegen. Solange Mose seine Hand erhoben hielt, war Israel stärker; sooft er aber die Hand sinken ließ, war Amalek stärker.
Als dem Mose die Hände schwer wurden, holten sie einen Steinbrocken, schoben ihn unter Mose, und er setzte sich darauf. Aaron und Hur stützten seine Arme, der eine rechts, der andere links, so dass seine Hände erhoben blieben, bis die Sonne unterging. So besiegte Josua mit scharfem Schwert Amalek und sein Heer.

2. Lesung
2 Timotheus  3, 14 – 4, 2

Du aber bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast; denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dir Weisheit verleihen können, damit du durch den Glauben an Christus Jesus gerettet wirst. Jede von Gott eingegebene Schrift ist auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit; so wird der Mensch Gottes zu jedem guten Werk bereit und gerüstet sein. Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht; weise zurecht, tadle, ermahne, in unermüdlicher und geduldiger Belehrung. 

Wort zum Sonntag

Armin FleischArmin Fleisch
ist Pfarrer von Bezau und Bizau
im Bregenzerwald und hat
mehrere religiöse Liederbücher herausgegeben.
Den Autor erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

Beten und Kämpfen

Zwei Dinge, die für unser Leben wichtig sind, spricht das Evangelium an: Es spricht vom Beten, d. h. vom ‚Auf-Gott-Vertrauen‘ und vom Handeln, d. h. vom ‚Etwas-Tun‘.
Es geht im Leben darum, ob wir bei unserem Suchen und Handeln mit Gott rechnen, ob wir darauf vertrauen, dass Gott uns – wie der Witwe – Recht verschaffen wird. Diese Witwe ist ein Beispiel für Hartnäckigkeit und Zähigkeit, ein Beispiel dafür, was es heißt, nicht locker zu lassen, nicht aufzugeben und um das zu kämpfen, was einem wichtig ist. Sie ist ein Gegenbild der Auffassung, es sei besonders fromm, sich mit allem, was geschieht, abzufinden, weil es eh der Wille Gottes sei. Sie ist Vorbild dafür, dass Glauben und Handeln, Beten und Kämpfen zusammengehören.

Genau das sagt auch die Bibelstelle aus dem Buch Exodus. Die Israeliten sind auf dem Weg in die Freiheit, aber dieser Weg führt oft genug durch ein ,Meer der Tränen‘, durch die Wüste der Ungewissheit, durch bohrende Fragen nach dem Sinn. Immer wieder stößt man auf ,Amalekiter‘, die Menschen Furcht einjagen und von sich abhängig machen wollen. Umso wichtiger ist es, Begleiter zu haben, die einen auf dem Weg in die Freiheit führen, die die Vision der Freiheit wach halten.

Wir müssen den betenden Mose und den kämpfenden Josua in unserem Leben miteinander verbinden, um Amalek zu überwinden. Beten gibt uns die Kraft, gegen innere und äußere Widerstände zu kämpfen und Unfreiheit und Menschenfurcht zu überwinden. Was die Bibelstellen sagen wollen, fasst eine Geschichte so zusammen: Fischer auf dem Meer waren beim Fang mit ihrem Boot. Da kam ein Sturm auf. Sie fürchteten sich so sehr, dass sie die Ruder wegwarfen und den Himmel anflehten, sie zu retten. Aber das Boot wurde immer weiter vom Ufer weggetrieben. Das sagte ein alter Fischer: „Was haben wir auch die Ruder weggeworfen! Zu Gott beten und zum Ufer rudern – nur beides zusammen kann da helfen.“

Zum Weiterdenken
Beten allein ist wie Handeln allein zu wenig. Beten und Handeln – darauf kommt es an.

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen:
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Er lässt deinen Fuß nicht wanken; er, der dich behütet, schläft nicht.
Nein, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
Der Herr behüte dich vor allem Bösen, er behüte dein Leben.
Der Herr behüte dich, wenn du fortgehst und wiederkommst,
von nun an bis in Ewigkeit.

Antwortpsalm, aus Psalm 121