Es geht um die Nachfolge Jesu. Menschen auf dem Weg Jesu nach Jerusalem „bewerben“ sich. Jesus aber fordert einen radikalen Schnitt mit dem Vergangenen und einen radikalen Schritt nach vorne. Wer kann das ertragen? Paulus tröstet seine Leser/innen: Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Das führt zur Liebe, zur Nächsten- und zur Selbstliebe. Nur so kann der Weg in Richtung des Reiches Gottes führen. Der Geist ist dabei der richtige Begleiter.

13. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 26. Juni 2016  
Wort zum Sonntag von Aglaia Mika

Evangelium
Lukas  9, 51–62

Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen. Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen. Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet? Da wandte er sich um und wies sie zurecht. Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf. Als sie auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen. Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.

1. Lesung
1 Könige  19, 16b. 19–21

[...] und Elischa, den Sohn Schafats aus Abel-Mehola, salbe zum Propheten an deiner Stelle. [...] Als Elija von dort (Gottesberg) weggegangen war, traf er Elischa, den Sohn Schafats. Er war gerade mit zwölf Gespannen am Pflügen, und er selbst pflügte mit dem zwölften. Im Vorbeigehen warf Elija seinen Mantel über ihn. Sogleich verließ Elischa die Rinder, eilte Elija nach und bat ihn: Lass mich noch meinem Vater und meiner Mutter den Abschiedskuss geben; dann werde ich dir folgen. Elija antwortete: Geh, aber komm dann zurück! Bedenke, was ich an dir getan habe. Elischa ging von ihm weg, nahm seine zwei Rinder und schlachtete sie. Mit dem Joch der Rinder kochte er das Fleisch und setzte es den Leuten zum Essen vor. Dann stand er auf, folgte Elija und trat in seinen Dienst.

2. Lesung
Galater  5, 1. 13–18

Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von Neuem das Joch der Knechtschaft auflegen! [...] Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Wenn ihr einander beißt und verschlingt, dann gebt Acht, dass ihr euch nicht gegenseitig umbringt. Darum sage ich: Lasst euch vom Geist leiten, dann werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen. Denn das Begehren des Fleisches richtet sich gegen den Geist, das Begehren des Geistes aber gegen das Fleisch; beide stehen sich als Feinde gegenüber, so dass ihr nicht imstande seid, das zu tun, was ihr wollt. Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, dann
steht ihr nicht unter dem Gesetz.

WORT ZUM SONNTAG

Aglaia Mika, Sopranvon Aglaia Mika
Beauftragte der Katholischen ­Kirche Vorarlberg
für den interreligiösen Dialog;
Musiktherapeutin, Sängerin, Stimmbildnerin.
Die Autorin erreichen Sie unter

… wie dich selbst
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! - Kann es sein, dass wir uns den ersten Teil dieses Satzes mehr zu Herzen nehmen als den zweiten? Ist es aber möglich, den Nächsten zu lieben, wenn man sich selbst nicht liebt?
Aus psychotherapeutischer Sicht ist bekannt, dass wir mit unseren Gedanken und ­Gefühlen unsere Umwelt stark beeinflussen. Kann ich mich also selbst lieben und annehmen, so werde ich mit mehr Gelassenheit und Freude in die Welt blicken und kann meinen Nächsten auf wohlwollende, ja liebevolle Art begegnen. Wenn ich allerdings viele ungelöste und negative Gefühle in mir trage, ist eine Zwietracht mit meinem Umfeld naheliegend. Als Christ/innen, ja als alle Menschen, dürfen wir uns ermutigt sehen, mit Selbstliebe unsere Wunden der Heilung durch Christus zu öffnen und unsere liebevolle Selbstakzeptanz ins Außen fließen zu lassen. Denn Liebe öffnet unsere Herzen und unser ganzes Sein. Sie macht uns empfänglich für das Gute, Schöpferische und Versöhnliche. Keineswegs darf Selbstliebe mit Egoismus verwechselt werden. Mit letzterem bleibe ich auf mich selbst beschränkt. Wenn ich aber mich selbst lieben kann, ist unerschöpfliche Nächstenliebe möglich.

Wollen wir Christus nachfolgen, so dürfen wir diese allumfassende, bedingungslose Liebe täglich einüben. Auch Entschlossenheit und Mut werden von uns verlangt, wie wir in Lukas 9, 57-62 sinnbildlich erfahren. Hierfür möchte ich zwei Begriffe aus dem Englischen betrachten: „second thoughts“ sind wortwörtlich zweite Gedanken, die meist für Zweifel stehen. Andererseits heißt „sich (auf etwas) freuen“ im Englischen „looking forward (to something)“ - wörtlich: auf etwas vorausschauen. Können wir diese Freude empfinden, Christus nachzufolgen, ohne auch nur einmal zurückzublicken auf das, was wir „noch schnell“ erledigen sollten?

Zum Weiterdenken
Mut finden, um den Alltag zurückzulassen. Die Freude an einer Begegnung liebevoll fließen lassen. Innehalten und Gottes Liebe in sich selbst spüren. Christsein hat viele Gesichter. Sie alle schauen voraus.

Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir.
Ich sage zum Herrn: Du bist mein Herr;
mein ganzes Glück bist du allein. [...]
Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Becher;
du hältst mein Los in deinen Händen.
Du zeigst mir den Pfad zum Leben.
Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle,
zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.

Aus dem Antwortpsalm, PS 15

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 25 vom 23. Juni 2016)