Dreifaltigkeitssonntag - Lesejahr A, 15. Juni 2014. Wort zum Sonntag von Brigitte Knünz.

Wer bist du wirklich? Selbst wenn diese Frage einem Menschen gestellt wird, ist sie letzten Endes nicht beantwortbar. Wer ist Gott wirklich? Wie, mit welchen verschiedensten menschlichen Wort-Versuchen, sprechen die Schriften der Bibel von Gott? Gott ist nicht einfach zu „haben“ in einem Namen oder nur einem Wort. Immer ist Gott „größer“ und „anders“, als Menschen glauben und denken. Eines aber ist gewiss, darauf baut und hofft gläubiges Vertrauen: Gott ist ,ich bin wo du bist‘. 

1. Lesung
Exodus  34,4b.5–6.8–9

Am Morgen stand Mose zeitig auf und ging auf den Sinai hinauf, wie es ihm der Herr aufgetragen hatte. [...] Der Herr aber stieg in der Wolke herab und stellte sich dort neben ihn hin. Er rief den Namen Gottes aus. Der Herr ging an ihm vorüber und rief: Gott ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue. [...] Sofort verneigte sich Mose bis zur Erde und warf sich zu Boden. Er sagte: Wenn ich deine Gnade gefunden habe, mein Herr, dann ziehe doch, mein Herr, mit uns. Es ist zwar ein störrisches Volk, doch vergib uns unsere Schuld und Sünde, und lass uns dein Eigentum sein.

2. Lesung
2 Korinther  13,11–13

Im Übrigen freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes und lebt in Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. Grüßt einander mit dem heiligen Kuss! Es grüßen euch alle Heiligen. Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Evangelium
Johannes  3,16–18

Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat. 

WORT ZUM SONNTAG

Brigitte KnünzBrigitte Knünz 
ist Leiterin der Gemeinschaft
Werk der Frohbotschaft Batschuns, Vorarlberg.
Die Autorin erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at   

,Ich bin wo du bist‘  

Das Arbeitsjahr neigt sich langsam dem Ende zu. Ich spüre es besonders, weil sich eine „Jahresmüdigkeit“, wie ich es nenne, bemerkbar macht. Alles, was an Problemen, Konflikten oder Zusätzlichem daherkommt, scheint doppelt zu belasten und es fehlt die Energie, die Dinge froh anzupacken. Da tut eine Bergtour gut: den Körper spüren, zur Ruhe kommen, die Gedanken sich ordnen lassen, Abstand bekommen und – oben angekommen – sehen, wie wunderbar Gottes Schöpfung ist und wie klein das Gewusel da unten mit all den Problemen wird.

In der ersten Lesung hören wir von Mose. Er hat die nicht leichte Aufgabe, das Volk der Israeliten durch die Wüste zu führen. Was hat er da schon an Widerstand erleben müssen, wie oft immer wieder vor sein Volk hinstehen und es auf den einzigen Rückhalt, den er hat, nämlich auf JHWH, einschwören müssen. Und wie oft hat das Volk gemurrt, weil es unzufrieden war, bis dahin, dass es ein goldenes Kalb zu seinem Gott erklärt hat. Und nun steigt Mose auf den Berg Sinai. Allein. Und Gott offenbart sich ihm mit seinem Namen: JHWH. Wie damals beim Dornbusch. Ein Theologe hat diesen Namen mit ,Ich bin wo du bist‘ übersetzt. Und bei dieser Gottesbegegnung beschreibt Gott zudem, wie er ist: barmherzig, gnädig, langmütig, treu. Nichts anderes wünscht sich Mose, als dass dieser Gott mit ihnen geht.

,Ich bin wo du bist‘ – bei den schwierigen Gesprächen. ,Ich bin wo du bist‘ – bei meiner Ohnmacht, wenn ich die Nachrichten höre. ,Ich bin wo du bist‘ – wenn ich die Natur erwandere. Wie tröstlich ist es, dass ich Gott immer bei mir weiß. In keiner Situation bin ich allein. JHWH stärkt mir den Rücken, gibt mir Mut und das richtige Wort, ist mir fester Boden unter den Füßen. Jedem Menschen ist dieser Name Gottes zugesagt. So wünsche ich besonders jenen, die diesen Beistand nötig brauchen, dass sie den ,Ich bin wo du bist‘ stärkend spüren.

Zum Weiterdenken
Welcher der drei göttlichen Personen fühle ich mich am nächsten?

(aus dem KirchenBlatt Nr. 24 vom 12. Juni 2014)