31. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 3. November 2013. Wort zum Sonntag von Harald Mandl.

So viel an Gespür hat er noch, dass es im Leben mehr geben muss als Geld und Macht. Mitten im Nachdenken hört Zachäus: „Jesus kommt nach Jericho!“ Den würde er auch gerne sehen. Und weil ihm, dem Kleineren, die anderen die Sicht versperren, klettert er auf einen Baum, an dem Jesus vorbeikommen muss. „Komm herunter, Zachäus! Wir wollen miteinander feiern!“ Das genügt. Die Begegnung mit Jesus verändert ihn, eröffnet ihm neue Wege.

Evangelium
Lukas  19,1–10


Dann kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus,  komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.  Da stieg er schnell herunter und nahm  Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute  das sahen, empörten sie sich und sagten: er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn  ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. 

 

1. Lesung
Weisheit  11,22 – 12,2


Gott, die ganze Welt ist ja vor dir wie ein Stäubchen auf der Waage, wie ein Tautropfen, der am Morgen zur Erde fällt. Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie sich bekehren. Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht erschaffen. Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben,
oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Gott, du Freund des Lebens. Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist. Darum bestrafst du die Sünder nur nach und nach; du mahnst sie und erinnerst sie an ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben, Herr.

2. Lesung
2 Thessalonicher  1,11 –2,2

Darum beten wir auch immer für euch, dass unser Gott euch eurer Berufung würdig mache und in seiner Macht allen Willen zum Guten und jedes Werk des Glaubens vollende. So soll der Name Jesu, unseres Herrn, in euch verherrlicht werden und ihr in ihm, durch die Gnade unseres Gottes
und Herrn Jesus Christus. Brüder, wir schreiben euch über die Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn, und unsere Vereinigung mit ihm und bitten euch: Lasst euch nicht so schnell aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen, wenn in einem prophetischen Wort oder einer Rede oder in einem Brief, der angeblich von uns stammt, behauptet wird, der Tag des Herrn sei schon da. 

Wort zum Sonntag

Harald MandlHarald Mandl
Leiter des Institutes für religions-pädagogische Bildung der Pädagogischen Hochschule Burgenland und Religionslehrer seit 1981, verheiratet und Vater zweier Kinder.
Den Autor erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Ein Feiertag in Jericho

An Zachäus finde ich genial: Der kleine reiche Mann ist sich nicht zu blöd auf einen Maulbeerbaum zu steigen. Das wäre für mich eine Überwindung. Was werden sich die anderen denken? Da muss etwas in ihm geschehen
sein. Reich zu sein scheint ihm nicht mehr  zu genügen.  Da passiert etwas in Jericho. Ein reicher Mann kommt ins Nachdenken. Seine Sehnsucht ist nicht gestillt durch das viele Geld. Der Wunsch nach Gemeinschaft, nach Kommunikation, nach Lebensfreude, lässt ihn etwas Ungewöhnliches tun.
Von außen betrachtet geht es dem Zollpächter Zachäus gut. Sein Haus ist groß, seine Vorräte reichlich. Er hat Macht. Er benützt sie, um sich zu bereichern, auf Kosten der anderen. Die Menschen um ihn herum spüren seine Selbstgefälligkeit und sein gieriges Vorgehen. Sie meiden ihn. Wenn andere zusammensitzen und feiern und das Kerzenlicht aus ihren Häusern die Nacht erhellt, dann ist es bei Zachäus längst dunkel. Das macht ihn müde und krank.

So viel an Gespür hat er noch, dass es im Leben mehr als Geld und Macht geben muss.
Mitten im Nachdenken hört er: „Jesus kommt nach Jericho!“ Das beflügelt ihn. Jesus spürt
seine Einsamkeit, sein Verzweifeltsein und durchbricht die Mauer seines Isoliertseins. „Komm herunter, Zachäus! Wir wollen mit-
einander feiern!“ Das genügt. Die Begegnung mit Jesus verändert ihn, eröffnet ihm neue Wege. Er überlegt, wie er den angerichteten Schaden wiedergutmachen kann. Zurückzahlen, aber wie? Zuerst einmal wird es ein großes Fest geben – ja das ist es! Alle sind eingeladen. Zachäus überbringt den Menschen, die er zuvor ausgebeutet hat, persönlich seine Einladung. Groß ist seine Freude, als tatsächlich viele
kommen und sich über den neuen Zachäus
erstaunt und berührt zeigen.
Vergebung eröffnet Zukunft, das ist zu spüren an diesem Feiertag in Jericho.

Zum Weiterdenken

Da ist jemand isoliert.
Wollen wir mithelfen, dass sich etwas ändert?
Wie könnte mein erster Schritt aussehen? 

Ich will dich preisen, Tag für Tag

und deinen Namen loben immer und ewig.
Der Herr ist gnädig und barmherzig,
langmütig und reich an Gnade.
Der Herr ist gütig zu allen,
sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.
Danken sollen dir, Herr, all deine Werke
und deine Frommen dich preisen.
Der Herr ist treu in all seinen Worten,
voll Huld in all seinen Taten.
Der Herr stützt alle, die fallen,
und richtet alle Gebeugten auf.

Antwortpsalm, aus psalm 145