Die Taufe Jesu ist ein Zeichen der Solidarität des Gottesssohnes mit den Menschen: Jesus taucht ganz ein in ihre Wirklichkeit, auch in die Untiefen und Abgründe, in die Schuld, in die sich die Menschheit verstrickt hat. Und er spürt den heiligen Geist auf sich herabkommen, der ihm die Kraft gibt, diese Schuld zu tragen.

Taufe des Herrn – Lesejahr A, 8. Jänner 2017

1. Lesung
Jesaja  42,5a. 1–4. 6–7
So spricht Gott der Herr: [...] Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf sein Gesetz warten die Inseln. [...] Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein: blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien.

2. Lesung
Apostelgeschichte  10,34–38
Da begann Petrus zu reden und sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. Er hat das Wort den Israeliten gesandt, indem er den Frieden verkündete durch Jesus Christus; dieser ist der Herr aller. Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.

Evangelium
Matthäus  3,13–17
Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir? Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen. Da gab Johannes nach. Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.


Die Stimme des Herrn erschallt über den Wassern

Bringt dar dem Herrn, ihr Himmlischen,
bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!
Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens,
werft euch nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck!
Die Stimme des Herrn erschallt über den Wassern,
der Herr über gewaltigen Wassern.
Die Stimme des Herrn ertönt mit Macht,
die Stimme des Herrn voll Majestät.
Der Gott der Herrlichkeit donnert.
In seinem Palast rufen alle: O herrlicher Gott!
Der Herr thront über der Flut,
der Herr thront als König in Ewigkeit.


Aus dem Antwortpsalm 29

 

Wort zum Sonntag

Weinold

 

 Irene Weinold
Referentin für Exerzitien im Alltag in der Diözese Innsbruck; verheiratet und Mutter von drei Kindern.


Geerdet und gehimmelt
Im Evangelium zum Fest der Taufe Jesu begegnen wir Jesus am Jordan, an einem „Tiefpunkt“, fast 400 Meter unter dem Meeresspiegel – dort, wo Menschen ganz unten sind, wo sie sich und ihr Leben ehrlich anschauen, wo sie umkehren wollen. Bei diesen Menschen
findet Jesus Leid und Trauer, Hoffnung und Glauben. Mit beiden Beinen steht er auf dem Boden der Realität, mitten unter all diesen Menschen. Dort wird Jesus getauft, wie alle anderen auch.
Und plötzlich wird sein innerster Beweggrund, der Ursprung und Zielpunkt für sein Leben und Handeln klar sichtbar: eine lebendige, kraftvolle Verbundenheit mit seinem himmlischen Vater. Eine Beziehung, die so lebendig, leicht, frei, sanft und doch kraftvoll ist wie der Flug einer Taube. Eine Beziehung, die auf der Zusage ruht: Du bist geliebt. Dieses Geliebtsein gibt Jesus die Kraft, für andere da zu sein. Er  steht mit beiden Beinen im Leben und ist mit seinem ganzen Herzen bei Gott. Er ist geerdet und „gehimmelt“.
Stehen auch Sie mit beiden Beinen im Leben?  Sind Sie geerdet und „gehimmelt“? Wo ist Ihr Herz? Können Sie Ihre Gottesbeziehung klar sehen und auch ins Wort bringen?
Wie kann man eine Beziehung und ihr Wesen beschreiben, erklären und mitteilen? Vielleicht in Bildern. Im Evangelium ist es das Bild der Taube, die von oben herabkommt. Anders die Bildworte in einem Kinderbuch: „Bis zum Mond und wieder zurück habe ich dich lieb!“
Was sind Ihre Worte?

Zum Weiterdenken

Wie würde ich Gottes Beziehung zu mir beschreiben? Und meine Beziehung zu ihm?
Lebendig, kraftvoll wie Wasser, stark und beständig wie ein Baum, oder …

Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf und finden Sie Ihr persönliches Bild, das Sie ins Jahr 2017 begleiten möchte.