Gottes Sohn hat sich uns als Mensch gezeigt – in Betlehem, bei der Taufe am Jordan, in seinem Leben, Leiden und Sterben. Die Menschwerdung Gottes hat uns eröffnet, dass Gott nur einen Wunsch hegt – den menschlichen Menschen. Wie zur Bestätigung teilt Gottes Stimme aus dem Himmel mit, was uns auszeichnet: Gott hat am Menschen Gefallen gefunden. Wir sind seine geliebten Söhne und Töchter.

Evangelium

Markus 1,7–11
Er (Johannes der Täufer) verkündete:
Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen. Und es geschah in jenen Tagen, da kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.

1. Lesung

Jesaja 42,5a.1–4.6–7
So spricht Gott, der Herr: Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Nationen das Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. Er verglimmt nicht und wird nicht geknickt,
bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf seine Weisung warten die Inseln. Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich schaffe und mache dich zum Bund mit dem Volk, zum Licht der Nationen, um blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und die im Dunkel sitzen, aus der Haft.

2. Lesung

Apostelgeschichte 10,34–38
Da begann Petrus zu reden und sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. Er hat das Wort den Israeliten gesandt, indem er den Frieden verkündete durch Jesus Christus: Dieser ist der Herr aller. Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.

Alternativ:
1. Lesung: Jesaja 55,1–11
2. Lesung: 1 Johannes 5,1–9


Sigird Rettenbacher_kleinDr. Sigrid Rettenbacher
Ausbildungsleiterin für Theologiestudierende der Diözese Innsbruck, Projektkoordinatorin des Lehrgangs Pastoraljahr.
Die Autorin erreichen Sie unter E sonntag@koopredaktion.at



Wort zum Sonntag

Die Umkehrung der Verhältnisse
Das Fest der Taufe des Herrn steht am Übergang vom Weihnachtsfestkreis zum Jahres-kreis. Die adventliche Gestalt des Johannes, der wiederum auf Christus verweist, schlägt die Brücke zur Normalität unseres Alltags. Doch mit Weihnachten ist Christus selbst zu uns gekommen in Gestalt des ohnmächtig Kindes im Stall von Betlehem.
Am Beginn seines öffentlichen Wirkens erhält das Kind aus der Krippe nun als erwachsener Mann mit der Taufe gleichsam den Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden. Wovon der Prophet Jesaja spricht, ist in Jesus Christus geschichtliche Realität geworden. Gottes Geist drückt sich im Leben Jesu aus. Der Erwählte Gottes ist jedoch kein Selbstdarsteller, der eine eindrückliche Inszenierung nötig hat. Nein – leise und unaufgeregt steht er für Gerechtigkeit und Heil ein. Er vernichtet nicht, sondern baut auf – gerade diejenigen, die schon geknickt und gebrochen sind und nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.
Damit zeigt der Immanuel, der Gott mit uns, auch in seinem öffentlichen Wirken, was bereits in der Weihnachtsgeschichte deutlich wird:
Gott kehrt die Verhältnisse um, mit Gott muss man sich auch auf Paradoxien des Lebens einstellen. Gesellschaftliche Hierarchien und Machtverhältnisse werden von Gott nicht bestätigt und fortgesetzt. Nein – Gott stellt sich auf die Seite der Ausgegrenzten und Entrechteten, indem er im schutzlosen und ohnmächtigen Kind zur Welt kommt und indem sich dieses göttliche Kind – nun erwachsen geworden – konsequent auf die Seite derer stellt, die gesellschaftlich an den Rand gedrängt werden.


Zum Weiterdenken
In dieser Woche schauen wir bewusst auf Dinge, vor denen wir gern die Augen verschließen, die uns herausfordern, die wir gerne ausblenden, auf das Unscheinbare und Kleine. Lässt sich dort vielleicht eine Spur Gottes erkennen?

 

Das große Lob der Herrlichkeit Gottes
Bringt dar dem HERRN, ihr Himmlischen,
bringt dar dem HERRN Ehre und Macht!
Bringt dar dem HERRN die Ehre seines Namens,
werft euch nieder vor dem HERRN in heiliger Majestät!
Die Stimme des HERRN über den Wassern,
der HERR über gewaltigen Wassern.
Die Stimme des HERRN voller Kraft,
die Stimme des HERRN voll Majestät.
Der Gott der Ehre hat gedonnert.
In seinem Palast ruft alles: Ehre!
Der HERR thronte über der Flut,
der HERR thronte als König in Ewigkeit.

Antwortpsalm, aus Psalm 29