12. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 23. Juni 2013. Wort zum Sonntag von Stefanie Hinterleitner.

Jesus ist nicht in einem einzigen Bild festzumachen, und das ist auch gut so. Um nicht ein zu festgefahrenes Jesusbild zu haben ist es wichtig, sich immer wieder überraschen zu lassen, auf der Suche nach dem eigenen Jesusbild zu sein und neuen Bildern eine Chance zu geben. Denn dann tauchen plötzlich ganz neue Seiten an ihm auf ...

Evangelium
Lukas  9, 18–24


Jesus betete einmal in der Einsamkeit, und die Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Messias Gottes. Doch er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen. Und er fügte hinzu: Der Menschensohn muss vieles erleiden
und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen. Zu allen sagte er:
Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.

1. Lesung
Sacharja  12, 10–11; 13, 1

Doch über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems werde ich den Geist des Mitleids und des Gebets ausgießen. Und sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben. Sie werden um ihn klagen, wie man um den einzigen Sohn klagt; sie werden bitter um ihn weinen,
wie man um den Erstgeborenen weint.
An jenem Tag wird die Totenklage in Jerusalem so laut sein wie die Klage um Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo. [...] An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle fließen zur Reinigung von Sünden und Unreinheit.

2. Lesung
Galater  3, 26–29

Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid „einer“ in Christus Jesus. Wenn ihr aber zu Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben kraft der Verheißung.

WORT ZUM SONNTAG

Stefanie HinterleitnerStefanie Hinterleitner

stammt aus der Pfarre Helfenberg, 22 Jahre alt,
studiert Theologie an der KTU Linz
und ist seit 2011 ehrenamtliche Vorsitzende
der Katholischen Jugend Oberösterreich.
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Jesus, der Unplanmäßige

Sie könnte auch an uns gerichtet sein, diese Frage aus dem Evangelium. Für wen sie ihn denn hielten, möchte Jesus von seinen Jüngern wissen. Prompt antwortet ihm Petrus: „Für den Messias Gottes.“ Und wir, für wen halten wir Jesus? Er ist eine faszinierende Persönlichkeit und es gibt unzählige Jesusbilder in Kunst und Literatur. Der gute Hirte, der Siegreiche, der Lehrer, der Leidende und Erhöhte ... und das sind nur einige der unzähligen Bilder.

Jesus ist nicht in einem einzigen Bild festzumachen, und das ist auch gut so. Dadurch kann sich jede und jeder immer wieder ihr/sein eigenes Bild machen und sich immer wieder neu auf die Spur der Nachfolge Jesu begeben.
So ist es auch möglich, eingefahrene Bilder zu revidieren, neu zu interpretieren und zu überdenken. Oftmals wird er als Sieger und Herrscher, als der Erhöhte dargestellt. Dieses Bild ist aber nur ein Teilausschnitt und viele Menschen können sich mit diesem triumphalistischen Bild nicht identifizieren. Daher braucht es auch den Gegenpol zu diesem siegreichen Jesus – einen Jesus, in dem sich das Leid widerspiegelt, das ihm widerfahren ist.

Das Bild des geknechteten und erniedrigten Gottessohnes ist heute in unserer Gesellschaft relevant, denn das ist ein Bild, in dem sich viele wiederfinden. Geht unsere Kirche auch auf diesen Teil des Jesusbildes ein, dann zeigt sie auf diese Weise Solidarität mit den Armen, den Gebrochenen und Bedrängten unserer Zeit. Um nicht ein zu festgefahrenes Jesusbild zu haben ist es wichtig, sich immer wieder überraschen zu lassen, auf der Suche nach dem eigenen Jesusbild zu sein und neuen Bildern eine Chance zu geben. Denn dann tauchen plötzlich ganz neue Seiten an ihm auf und er wird zum Anstachler, Mitbewohner, Weg-
genossen, Unplanmäßigen, Frauenversteher oder Grenzgänger ...

Zum Weiterdenken

Mein Jesusbild ist von Bedeutung in Bezug
auf meine Nachfolge – wie beeinflusst es mein Leben? Folge ich konsequent nach oder nur, wenn es bequem ist? Wie stelle ich mich den „unbequemen“ Seiten und Forderungen Jesu?