Christkönigssonntag – Lesejahr C, 24. November 2013. Wort zum Sonntag von Harald Mandl.

„Denkt um!“ Beharrlich und klar bleibt Jesus: „Denkt euch eine andere Form des Miteinander!“ Es bleibt ein fundamental wichtiger Beitrag zum Neudenken der Weltordnung, bis heute und gerade heute. Jesus lebt das. Durch ihn hindurch, durch seine Art zu argumentieren und mit anderen umzugehen wird die Königsherrschaft Gottes sichtbar. Ein König, der Versöhnung, Freiheit und Frieden bringt.

Evangelium
Lukas  23,35b–43

Auch die führenden Männer des Volkes verlachten ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst! Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in deiner Macht als König kommst. Jesus antwortete ihm: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

1. Lesung
2 Samuel  5,1–3

Alle Stämme Israels kamen zu David nach Hebron und sagten: Wir sind doch dein Fleisch und Bein. Schon früher, als noch Saul unser König war, bist du es gewesen, der Israel in den Kampf und wieder nach Hause geführt hat. Der Herr hat zu dir gesagt: Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein, du sollst Israels Fürst werden. Alle Ältesten Israels kamen zum König von Hebron; der König David schloss mit ihnen in Hebron einen Vertrag vor dem Herrn, und sie salbten David zum König von Israel.

2. Lesung
Kolosser  1,12–20

Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden.
Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut. 

Wort zum Sonntag

Harald MandlHarald Mandl
Leiter des Institutes für religions-pädagogische Bildung der Pädagogischen Hochschule Burgenland und Religionslehrer seit 1981, verheiratet und Vater zweier Kinder.
Den Autor erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Hättest du Krone und Schwert genommen ...

Lukas malt ein Bild für uns. Er fügt Gebete, Andeutungen auf das Erste Testament, Berichte und Schilderungen zusammen. Das Bild, das entsteht, ist anspruchsvoll und vielschichtig. Es erzählt vor allem von einem König, der sich treu bleibt. Gnade und die frohe Botschaft vom Reich Gottes sind uns zugesagt.
Wenn wir in den Zeitungen von Königinnen und Königen lesen, dann zumeist von Eskapaden, großzügigen Privilegien auf Kosten anderer oder gar von Unterdrückung, Ausbeutung und kriegerischem Vorgehen, um die eigene Macht zu erhalten. Was seit Jahren in Syrien geschieht ist nur ein Beispiel unter vielen. Glanz und Macht gehen meist Hand in Hand mit Unterdrückung und Ausbeutung. Könige werfen Prinzipien einer humanen Welt über Bord, wenn es um ihr königliches Dasein geht.

Das ist die Logik dieser Welt. Dostojewski bringt es auf den Punkt – „Hättest du Krone und Schwert genommen, so hätten sich dir alle freudig unterworfen …“ Und genau diese Logik ist es, die Jesus von Anfang an hinterfragt. Bis zur letzten Konsequenz tut er das. Sein beharrliches und klares „Denkt um!“, „Denkt euch eine andere Form des Miteinander!“ bleibt ein fundamental wichtiger Beitrag zum Neudenken der Weltordnung, bis heute und gerade heute. Jesus lebt das auch. Durch ihn hindurch, durch seine Art zu argumentieren und mit anderen umzugehen wird die Königsherrschaft Gottes sichtbar.

Und wieder, wie in den Evangelien der Sonntage davor, setzt Jesus noch etwas drauf. Das Volk schaut zu, als er, in Todesnot geraten, noch immer ein Ohr für die anderen hat. Der eine mit ihm Gekreuzigte zeigt im Angesicht des Todes Reue und Einsicht. Er schließt sich der Gruppe der Spötter nicht an und formuliert sein persönliches Glaubensbekenntnis: „Jesus, denk an mich …!“ Jesus macht klar, dass keine Macht dieser Welt stärker sein kann als Gott. „Auch dir ist Erlösung und Heil zugesagt. Ich glaube, alles wird gut.“

Zum Weiterdenken
Wo ist mein Beitrag zu einer weiteren Humanisierung der Welt gefragt?

Ich freute mich, als man mir sagte:
Wir wollen pilgern zum Hause des Herrn!
So stehn denn nunmehr unsre Füße in deinen Toren, Jerusalem!
Jerusalem, du wiedererbaute als eine Stadt, die fest in sich geschlossen,
wohin die Stämme hinaufziehn, die Stämme des Herrn,
nach der für Israel gültigen Weisung,
dort den Namen des Herrn zu preisen.

Antwortpsalm, aus Psalm 122