2. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr C, 7. April 2013. Wort zum Sonntag von Martin Fenkart.

Gleich nach Ostern ist der Kompass auf die übergroße Barmherzigkeit und Güte Gottes gerichtet – die Kirche feiert den Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit. Dahinein können wir eintauchen, um so wie Thomas in der persönlichen Begegnung mit dem Auferstandenen verwandelt zu werden. 

Evangelium
Johannes  20, 19–31

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.
Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.

1. Lesung
Apostelgeschichte  5, 12–16

Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk. Alle kamen einmütig in der Halle Salomos zusammen. Von den Übrigen wagte niemand, sich ihnen anzuschließen; aber das Volk schätzte sie hoch. Immer mehr wurden im Glauben zum Herrn geführt, Scharen von Männern und Frauen. Selbst die Kranken trug man auf die Straßen hinaus und legte sie auf Betten und Bahren, damit, wenn Petrus vorüberkam, wenigstens sein Schatten auf einen von ihnen fiel.
Auch aus den Nachbarstädten Jerusalems strömten die Leute zusammen und brachten Kranke und von unreinen Geistern Geplagte mit. Und alle wurden geheilt.

2. Lesung
Offenbarung  1, 9–11a. 12–13. 17–19

Ich, euer Bruder Johannes, der wie ihr bedrängt ist, der mit euch an der Königsherrschaft teilhat und mit euch
in Jesus standhaft ausharrt, ich war auf der Insel Patmos um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses für Jesus.
Am Tag des Herrn wurde ich vom Geist ergriffen und hörte hinter mir eine Stimme, laut wie eine Posaune. Sie sprach: Schreib das, was du siehst, in ein Buch, und schick es an die sieben Gemeinden [...]. Da wandte ich mich um, weil ich sehen wollte, wer zu mir sprach. Als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen, der wie ein Mensch aussah; er war bekleidet mit einem Gewand, das bis auf die Füße reichte, und um die Brust trug er einen Gürtel aus Gold. [...] Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder. Er aber legte seine rechte Hand auf mich und sagte: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, doch nun lebe ich in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt. Schreib auf, was du gesehen hast: was ist und was danach geschehen wird. 

WORT ZUM SONNTAG

Martin FenkartMartin Fenkart
leitet das Referat für Berufungspastoral der Diözese Feldkirch
und ist gemeinsam mit seiner Frau verantwortlich für die
Gemeinschaft Emmanuel in Europa.
Den Autor erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Das Herz Gottes schlagen hören

Im Burgund Anfang der 90er Jahre habe ich das verschlafene Städtchen Paray le Monial kennengelernt. Eine Fahrradtour führte uns Jugendliche an diesen unscheinbaren, aber bemerkenswerten Wallfahrtsort in Frankreich: die „Stadt des Herzens Jesu“, wie sie genannt wird. Im 17. Jahrhundert zeigte dort Christus der heiligen Margareta Maria Alacoque durch sein Herz seine grenzenlose Liebe für die Menschen. In der „Stadt des Herzens Jesu“ haben viele von uns Jugendlichen eine starke Glaubenserfahrung gemacht und die Kirche lebendig und freudig erfahren.
Die Botschaft von Paray auf den Punkt gebracht: „Gottes Herz schlägt voll Leidenschaft für dich. Wie auch immer dein Leben verlaufen ist, sein Herz hört nicht auf für dich zu schlagen. Gott verstößt dich nicht.“

Seit dieser Reise ist mir der Apostel Thomas höchst sympathisch. So wie er suchten viele von uns nach Beweisen für die Existenz Gottes, für die Auferstehung oder für die „Notwendigkeit“ von Kirche. Wie begegnet Jesus dieser Skepsis? Er hat Verständnis und macht die Wundmale seines Leidens und seiner Liebe für uns transparent: „Streck deine Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Wie berührend, dass es gerade Thomas war, der nach dieser hautnahen Begegnung mit der Barmherzigkeit so weit reiste, um das Evangelium zu verkünden. Es zog ihn als Missionar in den Nahen Osten, bis nach Vorderasien und Indien. Gleich nach Ostern ist der Kompass auf die übergroße Barmherzigkeit und Güte Gottes gerichtet.

Die Kirche feiert das Fest der göttlichen Barmherzigkeit. Dahinein können wir eintauchen, um so wie Thomas in der persönlichen Begegnung mit dem Auferstandenen verwandelt zu werden.

Zum Weiterdenken
Wir feiern Gottes Barmherzigkeit. Das kann durchaus gefährlich werden. Es könnte ja passieren, dass verstummte Herzen wieder zu schlagen beginnen. So dass es andere merken.

Ich will dir danken, Herr, aus ganzem Herzen,
verkünden will ich all deine Wunder.
Ich will jauchzen und an dir mich freuen,
für dich, du Höchster, will ich singen und spielen.

Psalm 9, 2–3