Kapharnaum – damals war das ein Ort pulsierenden Lebens und ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Religionen. Dorthin begibt sich Jesus, und buchstäblich im Vorbeigehen spricht er jene an, die eine Offenheit für seine Botschaft erkennen lassen. Das kann auch uns Mut machen zu einer einladenden Verkündigung: Heraus aus dem Vertrauten, auf andere zugehen und nicht darauf warten, bis jemand zu uns kommt!

3. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A, 22. Jänner 2017
Wort zum Sonntag von Irene Weinold

1. Lesung
Jesaja  8,23b – 9,3

Einst hat er das Land Sebulon und das Land Naftali verachtet, aber später bringt er die Straße am Meer wieder zu Ehren, das Land jenseits des Jordan, das Gebiet der Heiden. Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude. Man freut sich in deiner Nähe, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird. Denn wie am Tag von Midian zerbrichst du das drückende Joch, das Tragholz auf unserer Schulter und den Stock des Treibers.

2. Lesung
1 Korinther  1,10–13.17

Ich ermahne euch aber, Brüder, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn: Seid alle einmütig, und duldet keine Spaltungen unter euch; seid ganz eines Sinnes und einer Meinung. Es wurde mir nämlich, meine Brüder, von den Leuten der Chloe berichtet, dass es Zank und Streit unter euch gibt. Ich meine damit, dass jeder von euch etwas anderes sagt: Ich halte zu Paulus – ich zu Apollos – ich zu Kephas – ich zu Christus. Ist denn Christus zerteilt? Wurde etwa Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden? [...] Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkünden, aber nicht mit gewandten und klugen Worten, damit das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird.

Evangelium
Matthäus  4,12–23

Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. [...]
Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie, und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus. Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.

Wort zum Sonntag

Weinold

Irene Weinold
Referentin für Exerzitien im Alltag
in der Diözese Innsbruck;
verheiratet und Mutter von drei Kindern.
Die Autorin erreichen Sie unter:

Gott ruft uns. Manchmal ganz leise.

Ein helles Licht ist erschienen, heißt es im Evangelium. Und dann geht es um die ersten Berufungen. Dieses Licht leuchtet auch für uns, und Gottes Rufen ist immer auch an uns gerichtet. Aber warum sehen wir sein Licht nicht? Warum nehmen wir sein Rufen nicht wahr? Eine Geschichte bietet sich an:
Ein Stadtmensch und ein Indianer gehen durch die Straßen einer Großstadt. Plötzlich bleibt der Indianer stehen und sagt: Hörst du die Grille dort hinter dem Strauch zirpen? Irritiert schaut ihn der Stadtmensch an. „So etwas kann man nicht hören in dieser Stadt. Es gibt keine Grillen hier, und außerdem wäre das Geräusch zu leise, um es zu vernehmen.“ Der Indianer findet die Grille und zeigt sie dem Städter. Dann lässt er eine kleine Münze auf den Gehsteig fallen. Mit einem leisen „Ping“ bleibt sie liegen. Sofort drehen sich mehrere Menschen in der Nähe um und suchen mit ihren Blicken die Münze. „Siehst du“, sagt der Indianer, „das Grillenzirpen war so leise wie das Fallen des Geldstückes. Von der Richtung unserer Aufmerksamkeit hängt es ab, was wir wahrnehmen.“
Bis zu 800 (Werbe-)Botschaften erreichen uns jeden Tag durch Radio, TV, Handy, Computer, Plakate, Zeitungen. Unter all diesen Botschaften ist auch der Ruf Gottes – spürbar durch eine Sehnsucht oder Unruhe in mir, durch die Begegnung mit einem Menschen oder durch ein Ereignis, das mir zu denken gibt. In welche Richtung geht meine Aufmerksamkeit? Wenden wir unsere Aufmerksamkeit wieder mehr den leisen Regungen zu!

Zum Weiterdenken
Nehmen Sie sich hin und wieder eine Minute Zeit und schauen oder hören Sie auf die kleinen und leisen Dinge: beim Warten auf den Bus oder an der Supermarktkassa, bei einer Mahlzeit, am Weg zur Arbeit oder beim Einkaufen … und entdecken Sie die unscheinbare Welt „dahinter“. Gott spricht auch zu Ihnen – leise.

Der Herr ist mein Licht und mein Heil:
Vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist die Kraft meines Lebens:
Vor wem sollte mir bangen?
Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach verlangt mich:
Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens,
die Freundlichkeit des Herrn zu schauen
und nachzusinnen in seinem Tempel.
Ich bin gewiss, zu schauen
die Güte des Herrn im Land der Lebenden.
Hoffe auf den Herrn und sei stark!
Hab festen Mut und hoffe auf den Herrn!

Aus dem Antwortpsalm 27

(aus dem KirchenBlatt Nr. 3 vom 19. Jänner 2017)