Eine „heilige“ Familie muss groß gedacht werden und auch die Großeltern miteinbeziehen. Darauf verweist die erste Lesung. Sie stellt dafür Gutes in Aussicht: Sühne für die Sünden, Freude an den eigenen Kindern und Zuwendung Gottes. Das Sorgen für die Eltern kann auch in Form des Gebets geschehen. Vor allem dann, wenn Eltern selber nicht mehr beten können. Dann wird zurückgegeben, was vielleicht in Kindertagen geschenkt wurde.

Fest der Heiligen Familie – Lesejahr B, 31. Dezember 2017 
Wort zum Sonntag von P. Christoph Müller OSB

Evangelium
Lukas 2,22–40

Als sich für sie die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. 

Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken ­vieler Herzen offenbar werden. Damals ­lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine ­Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine ­Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ­ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern ­alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs ­heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit und Gottes Gnade ruhte auf ihm.

1. Lesung
Sirach 3,2–6.12–14

Denn der Herr hat dem Vater Ehre verliehen bei den Kindern und das Recht der Mutter bei den Söhnen bestätigt. Wer den Vater ehrt, sühnt Sünden, und wer seine Mutter ehrt, sammelt Schätze. Wer den Vater ehrt, wird Freude haben an den Kindern und am Tag seines Gebets wird er erhört. Wer den Vater ehrt, wird lange leben, und seiner Mutter verschafft Ruhe, wer auf den Herrn hört. [...]  Kind, nimm dich deines Vaters im Alter an und kränke ihn nicht, solange er lebt! Wenn er an Verstand nachlässt, übe Nachsicht und verachte ihn nicht in deiner ganzen Kraft! Denn die dem Vater erwiesene Liebestat wird nicht vergessen; und statt der Sünden wird sie dir zur Erbauung dienen.

2. Lesung
Kolosser 3,12–21

Bekleidet euch also, als Erwählte Gottes, Heilige und Geliebte, mit innigem Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt einander und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat! Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem bekleidet euch mit der Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist! Und der Friede Christi triumphiere in euren Herzen. Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar! Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. In aller Weisheit belehrt und ermahnt einander! Singt Gott Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder in Dankbarkeit in euren Herzen! Alles, was ihr in Wort oder Werk tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Dankt Gott, dem Vater, durch ihn! Ihr Frauen, ordnet euch den Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt! Ihr Männer, liebt die Frauen und seid nicht erbittert gegen sie! Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn das ist dem Herrn wohlgefällig! Ihr Väter, schüchtert eure Kinder nicht ein, damit sie nicht mutlos werden!

Wort zum Sonntag

P. Christoph MüllerP. Christoph Müller OSB
Benediktiner-Mönch, ­Buchautor,
Pfarrer von Blons, St. Gerold und Thüringerberg,
Dekan für Walgau-Walsertal.
Den Autor erreichen Sie unter

Zur Ruhe finden

Wenn ich das Wort „Heilige Familie“ höre, ­denke ich an Maria und Josef und den kleinen Jesus. Und wenn von einer Familie die Rede ist, stelle ich mir meist ein junges Elternpaar mit Kindern vor. Am Fest der Heiligen Familie werden uns in der ersten Lesung jedoch Eltern vor Augen geführt, die alt geworden sind. Ein Vater, der an Demenz erkrankt ist. Er ist nun nicht mehr der Beschützer der Familie, sondern ein seniler, auf ­Hilfe ­angewiesener Greis. Es soll ihm aber von den Jungen trotzdem Ehre erwiesen werden, im Sinne des vierten Gebots. Statt bei dessen Nichtbeachtung mit Strafen zu drohen, zählt die Lesung für jene, die es befolgen, einen eindrücklichen Lohn auf: Es gereicht ihnen zur Sühne für die Sünden, sie haben Freude an den eigenen Kindern, sie erfahren Gottes besondere Zuneigung.

Bei der Mutter heißt es: „Wer auf den Herrn hört, verschafft seiner Mutter Ruhe.“ Ein mir ­bisher unbekanntes Bibelwort. Ist es nicht so, dass es eher einem religiös gleichgültig gewor-denen Kind Ruhe verschafft, wenn es weiß, dass seine auf den Herrn hörende Mutter oder Oma für es betet? – Und doch: Wer mit alten oder kranken Menschen zu tun hat, der weiß, wie ­unruhig diese sein können, körperlich und seelisch. Beten geht nicht mehr, und im Inneren wird es dunkler und dunkler. In diesem ­bedrückenden Zustand zu spüren, dass eine auf den Herrn hörende Person (die Tochter oder der Sohn oder wer auch immer) da ist, die die müde Hand umfasst und vertraute Gebete vorsagt – das schenkt einer alten Mutter Ruhe und Geborgenheit. Eigentlich geben wir da nur zurück, was wir als kranke Kinder selber erfahren durften: Wie die Mutter am Bettrand saß und uns Kindergebete vortrug, bis wir zur Ruhe fanden und wieder einschlafen konnten. 

Zum Weiterdenken
Wenn ich ein auf den Herrn hörender Mensch bin, finde ich selber zur Ruhe – und kann sie auch jenen weitergeben, die sie brauchen.

Selig jeder, der den HERRN fürchtet,
der auf seinen Wegen geht!
Was deine Hände erarbeitet haben, wirst du genießen;
selig bist du – es wird dir gut ergehn.
Deine Frau ist wie ein fruchtbarer Weinstock
im Innern deines Hauses.
Wie Schösslinge von Ölbäumen sind deine Kinder
rings um deinen Tisch herum.
Siehe, so wird der Mann gesegnet,
der den HERRN fürchtet.
Es segne dich der HERRN vom Zion her.
Du sollst schauen das Glück Jerusalems
alle Tage deines Lebens.

Antwortpsalm, aus Psalm 128

(aus dem KirchenBlatt Nr. 51-52 vom 21. / 28. Dezember 2017)