21. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 18. August 2013

Wort zum Sonntag

Die meiste Zeit hängt sie wenig beachtet da; manchmal aber stellt jemand Fragen, Diskussionen beginnen, etwa darüber: Wer war denn Jesus eigentlich? Der Blick auf Jesus, so scheint es, fordert die eine oder den anderen heraus – „und nicht zuletzt auch mich, die ich dann Rede und Antwort stehen muss, wieso die Ikone da hängt ...“ Immer wieder, mitten im All-täglichen, ist der Blick auf das Christusbild gerichtet, meist beiläufig, dann wieder ganz bewusst. Dieses Hinschauen ist mit der Zeit zum Gebet geworden.

Evangelium
Lukas  12, 49–53

Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.

1. Lesung
Jeremia  38, 4–6. 8– 10

Darauf sagten die Beamten zum König: Dieser Mann (Jeremia) muss mit dem Tod bestraft werden; denn er lähmt mit seinen Reden die Hände der Krieger, die in dieser Stadt noch übriggeblieben sind, und die Hände des ganzen Volkes. Denn dieser Mensch sucht nicht Heil, sondern Unheil  für dieses Volk. Der König Zidkija erwiderte: Nun, er ist in eurer Hand; denn der König vermag nichts gegen euch. Da ergriffen sie Jeremia und warfen ihn in die Zisterne des Prinzen Malkija, die sich im Wachhof befand; man ließ ihn an Stricken hinunter. In der Zisterne war kein Wasser, sondern nur Schlamm, und Jeremia sank in den Schlamm. [...] verließ Ebed-Melech (ein Höfling) den Palast und sagte zum König: Mein Herr und König, schlecht war alles, was diese Männer dem Propheten Jeremia angetan haben; sie haben ihn in die Zisterne geworfen, damit er dort unten verhungert. Denn es gibt in der Stadt kein Brot mehr. Da befahl der König dem Kuschiter Ebed-Melech: Nimm dir von hier drei Männer mit, und zieh den Propheten Jeremia aus der Zisterne herauf, bevor er stirbt.

2. Lesung
Hebräer  12, 1–4

Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt. Denkt an den, der von den Sündern solchen Widerstand gegen sich erduldet hat; dann werdet ihr nicht ermatten und den Mut nicht verlieren. Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut Widerstand geleistet.

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WORT ZUM SONNTAG

„Fenster zum Himmel“ 

Natalie Kobald ist 24 Jahre alt und studiert Religionspädagogik in Wien.
Seit 2012 arbeitet sie bei der Kath. Jugend und Jungschar Burgenland und ist
Referentin im Fachbereich Schule. Die Autorin erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

Ich möchte einen Satz aus dem Hebräerbrief wählen – „Lasst uns […] auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens“ – und diesen ganz wörtlich nehmen. In meinem Wohnzimmer hängt oberhalb der Tür eine Ikone. Beim letzten Griechenlandurlaub habe ich tagelang nach einer passenden gesucht und schließlich diese mit nach Hause genommen: Christus, dargestellt mit einer segnenden Hand, in der anderen die Bibel. Die meiste Zeit hängt die Ikone wenig beachtet da, manchmal aber stellen Gäste Fragen, Diskussionen beginnen, etwa darüber, wer denn Jesus eigentlich war. Der Blick auf Jesus, so scheint es, fordert den einen oder die andere heraus – und nicht zuletzt auch mich, die ich dann Rede und Antwort stehen muss, wieso die Ikone da hängt, was sie mir bedeutet. Immer wieder richte ich meinen Blick mitten im Alltäglichen auf das Christusbild, meist beiläufig, dann wieder ganz bewusst. Mittlerweile ist mir dieses Hinschauen fast zum Gebet geworden. Oft ist es schwer, auf Christus zu schauen, sein Wort zu hören, seinem Beispiel zu folgen, ihn nicht „aus den Augen zu verlieren“. Da hilft es mir, die Ikone in meinem Zimmer einen Moment zu betrachten, oder in eine Kirche zu gehen ... vielleicht kennen Sie das ja. Ich habe ein halbes Jahr in Thessaloniki in Griechenland studiert. Besonders fasziniert am Glaubensleben der orthodoxen Christ/innen hat mich die Verehrung der Heiligen und die Bedeutung der Ikonen. Ein Studienkollege dort hat mir in einem langen Gespräch erklärt, dass Ikonen nicht einfach Bilder sind, sondern ein Ort der Begegnung zwischen himmlischer und irdischer Welt. Das, was äußerlich sichtbar ist, verweist auf das dahinter verborgene Geheimnis. Ikonen, so hat er gesagt, sind ein „Fenster zum Himmel“.

Zum Weiterdenken

Auf Jesus blicken. Sein Bild verinnerlichen. Es im Herzen tragen. Ich selbst bin ein Bild Gottes. Gott ähnlich. Dazu berufen, an seinem schöpferischen Wirken teilzuhaben, Leben zu schenken und zu bewahren. Wie Christus Licht für die Welt und Salz der Erde zu sein. Der Blick auf Jesus erinnert mich daran.

 

Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes,
der erstgeborene Sohn des Vaters,
er ist der Anfang aller Schöpfung.
Durch ihn ist alles geschaffen worden,
was im Himmel und auf der Erde lebt,
alles, was man sehen kann,
und auch die unsichtbaren Mächte und Gewalten.
Alles hat Gott durch ihn geschaffen,
und in ihm findet alles sein letztes Ziel.
Er war vor allem anderen da,
und alle Dinge bestehen durch ihn. [...]

Aus dem christushymnus im kolosserbrief 1, 15–20

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