Ohne große Euphorie sind viele ins neue Jahr gestartet. Wer sich äußerte, war verhalten, skeptisch, sorgenvoll. Zu groß ist die Müdigkeit, zu heftig waren die Krisen der letzten Zeit. Die Hoffnung ist schwach und übergroß die Menge an Pflichten und Lasten. Seit Jahren ziehen wir sie hinter uns her. Könnte man das nur abschütteln! Was wäre, wenn da jemand käme und sagte: „Da ist einer, der die Lasten übernehmen wird“? Was wäre, wenn wir das ernst nähmen und sie Ihm überließen?

2. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 15. Jänner 2017

1. Lesung
Jesaja  49,3. 5–6

Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. [...] Jetzt aber hat der Herr gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht gemacht hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammle. So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt, und mein Gott war meine Stärke. Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht für die Völker, damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.

2. Lesung
1 Korinther  1,1–3

Paulus, durch Gottes Willen berufener Apostel Christi Jesu, und der Bruder Sosthenes an die Kirche Gottes, die in Korinth ist, an die Geheiligten in Christus Jesus, berufen als Heilige mit allen, die den Namen Jesu Christi, unseres Herrn, überall anrufen, bei ihnen und bei uns. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.

Evangelium
Johannes  1,29–34

Am Tag darauf sah er (Johannes der Täufer) Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, um Israel mit ihm bekannt zu machen. Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Das habe ich gesehen, und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.

Wort zum Sonntag

Weinold

Irene Weinold
Referentin für Exerzitien im Alltag
in der Diözese Innsbruck;
verheiratet und Mutter von drei Kindern.
Die Autorin erreichen Sie unter:

Mehr als 1000 Worte
Haben Sie schon einmal versucht, jemandem das Erlebnis eines Sonnenaufganges am Berg zu schilden? Oder das Gefühl des Verliebtseins? Sie werden sehr schnell an die Grenzen der Sprache stoßen. Da sagt ein Bild oft mehr als tausend Worte. Aber nicht jedes Bild sagt jedem gleich viel. Und so geht es uns auch mit den biblischen Bildern und Vergleichen über Jesus.
Aber eines haben all diese bildhaften Vergleiche gemein: Sie wollen eine tiefe Erfahrung eines Menschen mit Jesus in Worte fassen. Sie wollen das, was sie innerlich berührt und getroffen hat, anderen Menschen verständlich machen. Man ringt dann um Worte und weiß doch, dass man nie all das ausdrücken kann, was man meint und erfahren hat. So spricht Johannes vom Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinweg nimmt, und von Jesus als dem Sohn Gottes. In der Jesaja-Lesung wird der Vergleich vom Licht für die Völker ver-wendet, damit Gottes Heil sichtbar wird. Und Paulus spricht im Korintherbrief von Jesus als unserem Herrn.
Was sind Ihre Erfahrungen mit Jesus? Wer ist Jesus für Sie, für Dich? Jesus, Dein Freund? Jesus, Dein Heiland? Jesus, Dein Trost? Jesus, Dein Begleiter? Jesus, Dein Licht? Jesus, Dein Erlöser? Jesus, Dein Vorbild? Jesus … Litaneien waren und sind eine Gebetsform, die sich meditativ durch Aufzählung solcher Begriffe einer Glaubenserfahrung anzunähern sucht. Der Islam kennt die „99 Namen Gottes“. Auch sie sind ein Versuch, sich dem Geheimnis Gottes betend zu nähern. Wagen auch wir einmal den Versuch, und kleiden wir unsere Glaubenserfahrung in Worte und Bilder aus unserer eigenen Sprache!

Zum Weiterdenken
Ich lade Sie ein, Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Jesus, Ihren persönlichen Glauben an ihn in Worte zu fassen und Ihre persönliche Litanei zu beten: Jesus, mein …

Ich hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn.
Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien.
Er legte mir ein neues Lied in den Mund,
einen Lobgesang auf ihn, unsern Gott.
An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen,
Brand- und Sündopfer forderst du nicht.
Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt;
darum sage ich: Ja, ich komme.
In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist.
Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude,
deine Weisung trag’ ich im Herzen.
Gerechtigkeit verkünde ich in großer Gemeinde,
meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es.

Aus dem Antwortpsalm 40

(aus dem KirchenBlatt Nr. 2 vom 12. Jänner 2016)