Gott prüft den Gerechten – er sieht Nieren und Herz. Er weiß auch um die Angst. Nichts gibt es, das ihm verborgen bliebe. In solcher Nähe wandelt sich Angst in Vertrauen. Es gibt nichts zu fürchten.

12. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 25. Juni 2017
Wort zum Sonntag von Daniela Klinglmüller

Evangelium
Matthäus 10,26–33

Darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet auf den Dächern! Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann! Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.

1. Lesung
Jeremia 20,10–13

Ich hörte die Verleumdung der Vielen: Grauen ringsum! Zeigt ihn an! Wir wollen ihn anzeigen. Meine nächsten Bekannten warten alle darauf, dass ich stürze: Vielleicht lässt er sich betören, dass wir ihn überwältigen und an ihm Rache nehmen können. Doch der Herr steht mir bei wie ein gewaltiger Held. Darum straucheln meine Verfolger und können nicht überwältigen. Sie werden schmählich zuschanden, da sie nichts erreichen, in ewiger, unvergesslicher Schmach. Aber der Herr der Heerscharen prüft den Gerechten, er sieht Nieren und Herz. Ich werde deine Vergeltung an ihnen sehen; denn dir habe ich meinen Rechtsstreit anvertraut. Singt dem Herrn, rühmt den Herrn; denn er rettet das Leben des Armen aus der Hand der Übeltäter.

2. Lesung
Röm 5,12–15

Deshalb: Wie durch einen einzigen Menschen die Sünde in die Welt kam und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise der Tod zu allen Menschen gelangte, weil alle sündigten – Sünde war nämlich schon vor dem Gesetz in der Welt, aber Sünde wird nicht angerechnet, wo es kein Gesetz gibt; dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, welche nicht durch Übertreten eines Gebots gesündigt hatten wie Adam, der ein Urbild des Kommenden ist. Doch anders als mit der Übertretung verhält es sich mit der Gnade; sind durch die Übertretung des einen die vielen dem Tod anheimgefallen, so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, den vielen reichlich zuteilgeworden.

WORT ZUM SONNTAG

Wort zum Sonntag Juni 2017Daniela Klinglmüller
ist Pastoralassistentin in Linz-Guter Hirte.
Sie lebt mit ihrer Familie in Piberbach.
Die Autorin erreichen Sie unter

Angst hat Sinn

Wir Menschen mögen es, wenn alles seine geordneten Wege geht, wenn wir uns nicht mit etwas herumplagen müssen, wenn es angenehm und behaglich ist. Daher tun wir uns auch leicht mit dem Gottesbild der großen Hand, die uns hält und in der wir uns geborgen wissen dürfen. Damit lässt sich gut leben. Es könnte aber sein, dass diese Gemütlichkeit eines Tages durch die Frage gestört wird: Wozu bin ich auf der Welt? Es mag auch sein, dass sich in dieser Sattheit das Gefühl einstellt, dass es dem Leben an Lebendigkeit mangelt.
Wenn ich wie die Propheten inne halte, still werde, warte und auf mein Herz höre, kann ich spüren: Gott braucht mich. Er hat einen Auftrag für jede und jeden von uns. Eine Hilfe, das zu erkennen, ist es, wenn ich auf das schaue, was ich besonders gut kann, auf die Talente, die Gott mir gegeben hat. Und wenn ich in die Welt blicke, dann begegnen mir viele Herausforderungen, an denen ich merke: Da ist Not am Mann oder an der Frau. Die Größe solcher Herausforderungen und Gedanken daran, was andere sagen, wenn ich mich für etwas engagiere, können mir Angst machen – so wie es Jeremia in seiner Bedrängnis ergangen ist. 

Angst hat Sinn. Sie hilft, dass wir uns schützen können. Entscheidend ist, wie ich mit meiner Angst umgehe. Wenn ich meine Angst annehme, mich ihr stelle und frage: „Warum macht mir etwas Angst?“, dann kann meine Angst verwandelt werden und ich kann Vertrauen entwickeln. Gott geht mit mir. Schritt für Schritt zeigt er mir meinen Weg. Anselm Grün sagt: „Fürchte dich nicht heißt: Hab Mut und nimm die Angst in Kauf!“ Das mutet uns Gott zu: Und jetzt geh! Ich sende dich.

Zum Weiterdenken
Wachsen kann ich dort, wo mir jemand etwas zutraut. Wo fordert Gott mich heraus?

Deinetwegen erleide ich Hohn
und Schande bedeckt mein Angesicht.  
Denn der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt,
die Verhöhnungen derer, die dich verhöhnen,
sind auf mich gefallen.
Ich aber komme zu dir mit meinem Bittgebet,
HERR, zur Zeit der Gnade.
Gott, in deiner großen Huld erhöre mich,
mit deiner rettenden Treue!   
Die Gebeugten haben es gesehen und sie freuen sich!
Ihr, die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf!  
Denn der HERR hört auf die Armen,
seine Gefangenen verachtet er nicht.

Antwortpsalm, Ps 69,8.10.14.33-34

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 25 vom 22. Juni 2017)