Noch einmal geht es an diesem Sonntag um Reichtum und Armut – und um Umkehr. Die tiefen Gräben zwischen Arm und Reich zeigen, dass wir Gutes unterlassen haben und täglich unterlassen. Ein solches Bekenntnis ist gut, doch Paulus fordert mehr von einem Christen: Strebe, ohne müde zu werden, nach Gerechtigkeit, Glauben und Liebe.

26. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 25. September 2016
Wort zum Sonntag von Maria Plankensteiner-Spiegel

1. Lesung
Amos 6, 1a. 4–7

Weh den Sorglosen auf dem Zion und den Selbstsicheren auf dem Berg Samaria. [...] Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall. Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Lieder erfinden wie David. Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen, ihr salbt euch mit dem feinsten Öl und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs. Darum müssen sie jetzt in die Verbannung, allen Verbannten voran. Das Fest der Faulenzer ist nun vorbei.

2. Lesung
1 Timotheus  6, 11–16

Du aber, ein Mann Gottes, flieh vor all dem. Strebe unermüdlich nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast. Ich gebiete dir bei Gott, von dem alles Leben kommt, und bei Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis abgelegt hat und als Zeuge dafür eingetreten ist: Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi, unseres Herrn, das zur vorherbestimmten Zeit herbeiführen wird der selige und einzige Herrscher, der König der Könige und Herr der Herren, der allein die Unsterblichkeit besitzt, der in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag: Ihm gebührt Ehre und ewige Macht. Amen.

Evangelium
Lukas  16, 19–31

Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, so dass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.

Wort zum Sonntag

Plankensteiner-SpiegelMaria Plankensteiner-Spiegel
Leiterin des Bischöflichen Schulamtes der Diözese Innsbruck,
​Theologin und Germanistin,
Mutter von drei erwachsenen Kindern.
Die Autorin erreichen Sie unter E-Mail:

Ins Stammbuch geschrieben

Christus ist nicht, wie erhofft, bald wiedergekommen. Das wird den ersten Gemeinden zunehmend klar. Also entstehen Strukturen, damit die nicht mehr ganz so junge Bewegung der AnhängerInnen dieses Christus weitergehen kann. Denn das Umfeld ist schwierig. Splittergruppen berufen sich ebenfalls auf Jesus, verbreiten falsche Inhalte und ziehen denen, die auf Erlösung warten, das Geld aus der Tasche. Dagegen gilt es sich abzugrenzen.
So werden in den Gemeinden die Aufgaben verteilt. Als Vorbild dienen die damals üblichen sozialen Strukturen mit dem Hausvater als Herr über Frauen, Kinder, Knechte, Mägde, Sklavinnen und Sklaven. Dass daraus für das Christentum Spannungen erwachsen, damals wie heute, wundert nicht.

In der Lesung dieses Sonntags finden wir ein Anforderungsprofil an die Führungsperson Timotheus. Und was da steht, könnte gut Inhalt eines aktuellen Seminars für Führungskräfte sein: Sei engagiert, gerecht und konsequent, verbreite keine falschen Inhalte. Halte fest an den Prinzipien, bleibe dabei aber menschlich, ja liebevoll zu den Gemeindemitgliedern. Du hast eine Mission zu erfüllen, steh’ dazu, du hast es vor vielen Menschen versprochen. Schließlich kannst du auf Jesus Christus vertrauen, deinen einzigen „Chef“. Keinem anderen bist du verantwortlich. Er wird kommen, wenn die Zeit reif ist.
Was Timotheus ins Stammbuch geschrieben wird, gilt heute genauso. Nicht nur für Chefs und Chefinnen, sondern für uns alle, die wir uns auf Christus einlassen und Ihm glauben. 

Zum Weiterdenken
Aufgaben übernehmen? Nein danke! Aber als Christin, als Christ liegt es an mir, Verantwortung zu tragen – für die Menschen um mich, für die Gemeinde, für die Kirche. Bin ich bereit dazu?

Barmherzig ist er allen,
die ihm in Ehrfurcht nahn;
die Stolzen lässt er fallen, die Schwachen nimmt er an.
Es werden satt aufstehen, die arm und hungrig sind;
die Reichen müssen gehen, ihr Gut verweht im Wind.

Gotteslob 395/2

(aus dem KirchenBlatt Nr. 38 vom 22. September 2016)