Teil 2 der Serie "Mit Kindern beten" von Gabriele Doblhammer

Gott lädt uns ein, zu seinem Fest woll’n wir gehn“ heißt es in einem Lied.
Gott lädt uns ein, er zwingt uns nicht. Der biblische Gott wirbt um die Menschen, leidet unter deren Verirrungen, tastet aber die den Menschen geschenkte Freiheit nicht an.

Wenn wir unsere Kinder zum Glauben hinführen wollen, ist es wichtig, von Anfang an zu vermitteln, dass Gebet und alles, was mit Religion zu tun hat, eine Einladung ist. Nur so kann im Kind ein gesundes Fundament für eine lebenslange Gottesbeziehung wachsen.
Kein Kind sollte zum Beten genötigt werden. Wenn Beten Sprechen mit Gott ist, dann funktioniert es nur freiwillig. Wenn Religiosität eine persönliche Beziehung zu Gott ist, dann kann sie nur in Freiheit wachsen. Die wesentlichen Dinge des Lebens lassen sich eben nicht erzwingen.

Will das Kind einmal nicht beten, können wir sagen: Dann bete ich heute alleine und ich bete für dich mit. Dadurch üben wir keinen Druck aus, zeigen aber, dass uns das Beten wichtig ist. Hat ein Kind längere Zeit kein Interesse am Gebet, braucht es möglicherweise mehr Abwechslung und neue Anregungen. Ein neues Gebet, ein Lied oder eine Geschichte aus der Kinderbibel kann dann wieder einen Impuls geben. Auch wir Erwachsene sind dankbar, wenn wir im Gottesdienst nicht jeden Sonntag dasselbe hören. Kinder unterschätzen wir hier allzuleicht.

Die eigene religiöse Erziehung überdenken.
Leider hat die religiöse Erziehung von Kindern eine lange Tradition der Verpflichtung. Die Aussage „man muss beten“ war für die Generationen vor uns ganz selbstverständlich. Die Angst vor Gott, der auch das sieht, was die Eltern nicht sehen, hat viele durch die Kindheit begleitet.
Wenn wir unsere Kinder religiös erziehen wollen, ist es sinnvoll, zu überlegen, wie wir unsere eigene religiöse Erziehung erlebt haben: Was habe ich als positiv erlebt? Was als negativ? Was möchte ich weitergeben und was möchte ich anders machen? Sonst besteht die Gefahr, etwas unüberlegt weiterzugeben, das wir vielleicht gar nicht weitergeben möchten.
Religiöse Erziehung wurde jahrhundertelang vor allem als moralische Erziehung verstanden. Heute gibt es einen breiten Konsens, dass Gott nicht mehr als Erziehungsinstanz eingesetzt wird. Dennoch finden sich Spuren der alten Tradition noch in den Köpfen und auch in den Gebetstexten.
Manchmal ist die Verlockung groß, dem Kind zu sagen: Das und jenes gefällt Gott nicht. Gott möchte, dass du dich so verhältst. Gott ist traurig, wenn du das tust. Vor dem Schulalter sollten wir solche Aussagen vermeiden.

Mit biblischen Geschichten ein Gottesbild prägen.
Was können wir stattdessen dem Kind von Gott sagen? Wir können davon erzählen (oder aus einer Kinderbibel vorlesen), wie die Menschen der Bibel Gott erlebt haben. So erzählt uns zum Beispiel der Evangelist Markus (10, 13–16), wie Jesus sich Kindern gegenüber verhalten hat: Die Jünger wollten die Kinder wegschicken, doch Jesus lädt sie ein, zu ihm zu kommen. Er hat Zeit für sie. Er belehrt sie nicht und fragt sie nicht ab, sondern: „Er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.“    
Gabriele Doblhammer

Unser kleines Gebet

In unserem Haus dürfen wir gemeinsam leben,
einander Liebe und   Freundschaft geben.
Auch in deinem Haus darf ich wohnen und immer zu dir heimkommen.

Gott, deine Hand ist für mich da.
Sie hält mich fest  und lässt mich frei.
Gott, deine Hand ist für mich da.
 
Kommende Woche lesen Sie: Ein Ritual entwickeln

BUCHTIPP: Dagmar Henze, Reinhold Meier,
Erste Bibelgeschichten für Kinder. Verlag arsEdition, München 2008, Euro 10,30