Sie wollten schon immer mal eine Bank (mit-)gründen? Dann haben Sie jetzt die ziemlich einmalige Gelegenheit dazu: Bei der „Bank für Gemeinwohl“. Was steckt dahinter?

Dietmar Steinmair

Die Chance des Lebens - damit machen die Betreiber der „Bank für Gemeinwohl“ Werbung für ihr Projekt. Schließlich wurde die letzte Bank in Österreich vor einhundert Jahren gegründet.
Gut 80 Interessierte kamen letzthin in Bregenz zusammen, um mehr über dieses Projekt zu erfahren. Max Ruhri, Vorstand der „Freien Gemeinschaftsbank Genossenschaft“ in Basel und nunmehr im Aufsichtsrat des österreichischen Projektes „Bank für Gemeinwohl“ war mit einem Impulsreferat zur Stelle. Unter den Zuhörern fanden sich solche, die schon öfter davon gehört hatten und sich nun eingehender informieren wollten, und solche, die schon Anteile gezeichnet haben.

Anteile zeichnen?

Genau darum geht es. Bei der „Bank für Gemeinwohl“ handelt es sich um eine Genossenschaft, an der man Anteile erwerben kann. Mindestens zwei á 100 Euro müssen es sein, maximal Anteile um 100.000 Euro können es sein. Das Ziel, bis Ende des Jahres fünf Millionen Euro aufzutreiben, war zu ambitioniert, wie der Koordinator der Regionalgruppe für Vorarlberg, Michael Zorn, bei der Veranstaltung offen zugibt. Diese Summe ist nötig, um bei der Finanzmarktaufsicht den Antrag auf eine Vollbank stellen zu können. Das Ziel, Zahlungsinstitut zu werden, bleibe aber aufrecht. Information und Transparenz ist den Projektbetreibern nach eigenen Aussagen außerordentlich wichtig. In Zeiten von Offshore-Konten eigentlich ungewöhnlich.

Und warum?

Derzeit haben in Österreich rund 3.400 Genossenschafter Anteile um rund 2,4 Millionen gezeichnet. In Vorarlberg sind es mit 270 überproportional viele, die das Projekt überzeugt hat.
Kuno Sohm ist einer von ihnen. Der Mitveranstalter des Infoabends engagiert sich bei der Banken-Gründung, weil er erlebt, „dass der Einzelne, der eine radikale Veränderung im Bankbereich will, sich direkt in der Genossenschaft einbringen kann und dabei jede Stimme zählt“. Bei der Frage, wie sich die Vorarlberger Regionalgruppe entwickelt, hilft Sohm seine berufliche Erfahrung in der Organisationsberatung und Organisationsentwicklung. Zudem kann er, wie er sagt, auf ein großes Netz von Freunden und Menschen mit ähnlichen Interessen bauen. Tatsächlich waren an diesem Abend in Bregenz sehr viele gleichgesinnte Statements zu hören.
Der entscheidende Punkt ist für Sohm folgender: „Das Zurückführen einer Bank auf das eigentliche Geschäft - das Sparen und die Kreditvergabe im Realbereich und nicht das Investieren in intransparenten Fonds und Anlageprodukten - reizt mich sehr. Die Frage ist für mich: Wollen wir nur eine monetäre Rendite oder auch eine „seelische“ Rendite? Zum Beispiel, wenn mein Geld im Projekt ‚KlimaCent‘ oder beim Aufbau eines innovativen Wohnprojektes arbeitet.“

Zur Sache


Projekt „Bank für Gemeinwohl“
Die Bank für Gemeinwohl will eine Alternative im aktuellen Geld- und Finanzsystem sein. Oberstes  Ziel ihrer unternehmerischen Tätigkeit ist das Fördern des Gemeinwohls. Konkret meint das das Fördern von sozialen und ökologisch nachhaltigen Vorhaben durch günstigere Kredite.
Aufgabe und Anliegen der Bank sind: Spareinlagen, Kreditvergabe und Zahlungsverkehr. Die Bank verzichtet auf reine Finanzgeschäfte ohne realwirtschaftlichen Hintergrund und bietet keine spekulativen Produkte an.
Zwar gibt es für Spareinlagen grundsätzlich marktnahe Zinsen. Einlagekunden werden aber zu einem freiwilligen teilweisen oder vollständigen Zinsverzicht zugunsten förderungswürdiger Projekte eingeladen.
Eine der beiden Vorstände der Genossenschaft ist die Vorarlbergerin Christine Tschütscher. Unterstützt wird das Projekt u.a. von Weihbischof Franz Scharl, Chocolatier Josef Zotter, Kabarettist Thomas Maurer oder Skispringer-/trainer Toni Innauer. Zu den Netzwerkpartnern gehören u.a. die Dreikönigsaktion, die Kath. Arbeitnehmer/innen-Bewegung sowie die Kath. Frauenbewegung.
Alle wichtigen Informationen unter www.mitgruenden.at

(Aus dem KirchenBlatt Nr. 17 vom 28. April 2016)