Kein Mann kommt als Vater auf die Welt. Dahin muss er sich erst entwickeln

Es liegt nicht nur an den Frauen, ob Kinder geboren werden oder nicht. Auch Männer brauchen einige Voraussetzungen dafür, ihr Vaterwerden als glücklich zu erleben.
Josef war „überglücklich und voll Freude“, als ihm seine Frau mitgeteilt hat, dass sie wirklich schwanger sei. Er war damals 32 Jahre alt. „Wir haben aber realisiert, was da so auf uns zukommt. Das war für uns beide auch ein kleiner Schock“, gesteht er. Das erste Kind war nicht geplant, aber beide waren sich einig, dass sie Kinder haben möchten.

Sicherheit. Bei Josef sind einige Voraussetzungen erfüllt, die Männer brauchen, um sich in ihrer Rolle als werdender Vater wohl zu fühlen: Er war sicher, Kinder haben zu wollen; das Kind war zwar nicht geplant, aber doch erwünscht, und er lebte in einer stabilen
Beziehung. Die Sicherheit, ein guter Vater zu werden oder zu sein, steigt auch mit dem
Alter und der sozialen Schicht. Viele Männer sind unsicher, weil sie in ihrer Herkunftsfamilie negative Erfahrungen gemacht haben.

Erwünscht. Generell neigen Männer dazu, sich keine großen Gedanken darüber zu machen, ob sie Kinder möchten. Josef und seine Frau wollten „mehr als ein Kind“. Jetzt haben sie zwei. „Wenn es mit einem weiteren Kind nicht funktioniert hätte, wäre es halt so gewesen“, meint er. „Jedes Kind bringt eine Bereicherung.“ Eine ungeplante Schwangerschaft heißt nicht automatisch, dass das Kind unerwünscht ist.
Bei Männern ist dieser Zusammenhang größer als bei Frauen. Erst im letzten Schwangerschaftsdrittel oder nach der Geburt steigt auch bei den Vätern das Gefühl, dass das Kind erwünscht ist. Für Josef war es „überwältigend“, das Kind am Ultraschall zum ersten Mal zu sehen. Er hat mit seiner Frau einen Geburtsvorbereitungskurs besucht. „Das war sehr wichtig für mich – zu erfahren, wie es der Frau dabei geht und wie ich helfen kann“, erinnert er sich.

Rückzug. Rein biologisch hat in der Schwangerschaft und nach der Geburt nur die Frau mit der Versorgung des Kindes zu tun. Viele Männer sind deshalb verunsichert. Sie ziehen sich zurück oder fliehen – auf Reisen, bei intensivem Hausbau oder in Hobbys. Dabei braucht die Frau auch emotional Unterstützung. Eine Rolle der Väter in dieser Zeit ist es, die Beziehung zu gestalten.

Vater sein. „Ein Problem des Mannes ist der Umgang mit seiner Schwäche“, meint der Psychologe Peter Schernhardt. Männer haben gelernt, dass sie alleine klar kommen müssen, keine Schwäche zeigen dürfen und dass der Stärkere siegt. Das ist als werdender Vater nicht gefragt. Sie müssen lernen, Konflikte partnerschaftlich auszuhandeln, Gefühle in angemessener Form mitzuteilen und sich in andere hineinzuversetzen. Aber, so Schernhardt: „Kein Mann kommt als Vater auf die Welt, er muss sich dahin erst entwickeln!“

Hat Josef sich überlegt, ob er das überhaupt kann, Vater sein? „,Ich kann das!‘ würde ich nicht von vornherein sagen, aber wer nichts riskiert ...“
(von Judith Moser-Hofstadler)

Vater und KindPanik und Sorge

„In unseren Schwangerenberatungsstellen hören wir oft, dass Männer in Panik geraten, sobald sie von der Schwangerschaft ihrer Partnerin erfahren. Wir wollten daher von den Männern selbst wissen, was sie brauchen, um Vaterwerden und Vatersein positiv erleben zu können“, erklärt Martina Kronthaler, Generalsekretärin der aktion leben österreich.
Der Verein hat bei der jährlichen Fachtagung für 2008 „Vaterschaft“ zum Thema gewählt. Ausschließlich Männer haben den teilnehmenden Beratern und Beraterinnen die Sichtweise der werdenden Väter näher gebracht.

Beratung bei Konflikten.
Dass manche Männer keine Kinder wollen, ist oft eine der Ursachen für den Schwangerschaftskonflikt, mit dem Frauen in die Beratung kommen.
Mehr als 3000 Frauen (nur selten Männer) suchen jedes Jahr die Beratungsstellen von 'aktion leben in Wien, Salzburg, St. Pölten, Kärnten und Vorarlberg auf.