Taufe des Herrn (Lesejahr B) - 8. Jänner 2012. Wort zum Sonntag von Christian Öhler
In einem ehemaligen Turbinenhaus (Bild unten) wird in der Linzer Pfarre zum Seligen Marcel Callo das Sakrament der Taufe gefeiert. Das Wasser des Mühlbaches fließt durch die Taufkapelle. Früher wurden damit die Maschinen einer Textilfabrik bewegt.
An diesem Ort steht die Bedeutung der christlichen Taufe „sinnlich“ vor Augen: sie ist ,die‘ Kraftquelle für ein Leben an der Seite Jesu. Und jede christliche Gemeinde ist eine Art „Kleinkraftwerk“, das die Menschen versorgt, aber auch antreibt, das Kraft für den inneren Motor und für die Tat gibt.
Evangelium
Markus 1, 7–11
Er (Johannes der Täufer) verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen. In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.
1. Lesung
Jesaja 55, 1–11
Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser! Auch wer kein Geld hat, soll kommen. Kauft Getreide und esst, kommt und kauft ohne Geld, kauft Wein und Milch ohne Bezahlung! Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fetten Speisen. Neigt euer Ohr mir zu und kommt zu mir, hört, dann werdet ihr leben. Ich will einen ewigen Bund mit euch schließen gemäß der beständigen Huld, die ich David erwies.
Seht her: Ich habe ihn zum Zeugen für die Völker gemacht, zum Fürsten und Gebieter der Nationen. Völker, die du nicht kennst, wirst du rufen; Völker, die dich nicht kennen, eilen zu dir, um des Herrn, deines Gottes, des Heiligen Israels willen, weil er dich herrlich gemacht hat. Sucht den Herrn, solange er sich ἀnden lässt, ruft ihn an, solange er nahe ist. Der Ruchlose soll seinen Weg verlassen, der Frevler seine Pläne. Er kehre um zum Herrn, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen. Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn.
So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken. Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe.
2. Lesung
1 Johannes 5, 1–9
Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, stammt von Gott und jeder, der den Vater liebt, liebt auch den, der von ihm stammt. Wir erkennen, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen. Denn die Liebe zu Gott besteht darin, dass wir seine Gebote halten. Seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott stammt, besiegt die Welt. Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube.
Wer sonst besiegt die Welt, außer dem, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist? Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist: Jesus Christus. Er ist nicht nur im Wasser gekommen, sondern im Wasser und im Blut. Und der Geist ist es, der Zeugnis ablegt; denn der Geist ist die Wahrheit.
Drei sind es, die Zeugnis ablegen: der Geist, das Wasser und das Blut; und diese drei sind eins. Wenn wir von Menschen ein Zeugnis annehmen, so ist das Zeugnis Gottes gewichtiger; denn das ist das Zeugnis Gottes: Er hat Zeugnis abgelegt für seinen Sohn.
Wort zum Sonntag
Christian Öhler
ist Pfarrer in Bad Ischl - St. Nikolaus und
Geistlicher Assistent der Katholischen Aktion OÖ.
Den Autor erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at
Kraftquelle
Kirche und Gesellschaft sind im Umbruch. Wir können nicht einfach so weitermachen wie bisher. Die Bußprediger verkünden es land-auf, landab und in allen Medien. Bußpredigten ohne Perspektive verbreiten aber Ratlosigkeit und Panik. Der Bußprediger Johannes hatte eine Perspektive: „Es kommt aber einer, der ist stärker als ich. Er wird euch in heiliger Geistkraft taufen“. Dieser Eine ist gekommen. Das haben wir zu Weihnachten gefeiert.
Die Nähe des Festes der Taufe Jesu zum Weihnachtsfest macht Sinn. Wir glauben Christus als den Sohn Gottes, weil er mit Wort und Tat, in Kraft und Weisheit von Gott gekommen ist. Wir glauben Jesus als unseren Bruder, weil er in den Fluten des Unheils und in den Wassern der Angst an unserer Seite ist.
Im Wasser der Taufe hat etwas zu Fließen begonnen, ist etwas in Bewegung gekommen, woran wir uns jedes Mal erinnern, wenn wir unsere Finger in Weihwasser tauchen und damit das Kreuzzeichen machen. Bewusst oder unbewusst erneuern wir in diesem Moment unser Taufversprechen, d. h. wir erklären uns bereit zum Widerstand gegen alle destruktiven Kräfte und Einἀüsse in der Welt. Wir sagen Ja zum Leben unter einem offenen Himmel.
In der Linzer Pfarre zum Seligen Marcel Callo wird das Sakrament der Taufe in einem ehe- maligen Turbinenhaus gefeiert. Durch die Tauf-kapelle ἀießt das Wasser des Mühlbaches. Mit der aus ihm gewonnenen Energie wurden frü-her die Maschinen einer Textilfabrik bewegt. Im revitalisierten Hauptgebäude trifft sich heute die Pfarrgemeinde zu Gebet und Gottes-dienst. An diesem Ort wird uns sinnenfällig die Bedeutung der christlichen Taufe vor Augen gestellt: sie ist ,die‘ Kraftquelle für unser Leben an der Seite Jesu. Und jede christliche Gemeinde ist eine Art Kleinkraftwerk, das die Menschen versorgt, aber auch antreibt, Kraft für den inneren Motor und für die Tat gibt.
Zum Weiterdenken
Was bedeutet es, wenn ich mich selber oder andere mit Weihwasser bezeichne? Wo sind meine Kraftquellen?
Es lehrt mich das rechte Leben
„Du stehst schon so lange am Wasser. Was siehst du denn da?“ Der Weise gab seinen Schülern keine Antwort. Er wandte den Blick nicht ab vom unablässig strömendem Wasser. Endlich sprach er: „Das Wasser lehrt uns, wie wir leben sollen. Wohin es fließt, bringt es Leben und teilt sich aus an alle, die seiner bedürfen: es ist gütig und freigiebig. Unebenheiten des Geländes gleicht es aus: es ist gerecht. Ohne Zögern stürzt es sich in die Tiefe: es ist mutig. Seine Oberfläche ist glatt, aber es kann verborgene Tiefen bilden: es ist weise. Felsen umfließt es: es ist verträglich.
Aber es ist immer am Werk, das Hindernis zu beseitigen: es ist ausdauernd. Wie viele Windungen es auch braucht, niemals verliert es das Meer aus dem Auge: es ist zielbewusst. Wird es verunreinigt, bemüht es sich unablässig, wieder rein zu werden: es hat die Kraft, sich immer wieder zu erneuern. Das alles ist es, warum ich auf das Wasser schaue. Es lehrt mich das rechte Leben.“