„Muttersprache Mameloschn“ hatte am Theater Kosmos in Bregenz seine österreichische Erstaufführung. Der Konflikt von drei Generationen jüdischer Frauen gerät zu einem kompakten Drama.

Bild rechts: Drei Generationen von Frauen (von links) Maria Perlick als Rahel, Juliane Gruner als Lin und Barbara Gassner als Clara.

Wolfgang Ölz

Juliane Gruner als Großmutter Lin, Barbara Gassner als Mutter Clara und Maria Perlick als Tochter Rahel schaffen in der Regie von Barbara Schulte ein komplexes Beziehungsgeflecht um drei Generationen von Frauen, die zwar Großmutter, Mutter und Tochter sind, und doch ganz verschiedene Lebensentwürfe realisieren.

Juliane Gruner gibt der alten Großmutter Lin etwas Zerstörtes, ihre Angriffe auf ihre Tochter haben etwas Endgültiges. Barbara Gassner gestaltet die Mutter Clara in Bluse und engem Rock als Karriere-Frau, die mit den Ansichten ihrer Tochter Rahel nicht zurechtkommt. Und da ist schließlich Maria Perlick, die der Tochter Rahel einen kräftigen Schuss Jugendlichkeit gibt, und die lieber heute als morgen nach New York auswandern möchte.

Die Dialoge, oder sollte man lieber von „Trialogen“ sprechen, treiben das Theaterstück munter an, und durch die verschiedenen Sprachebenen, die angesprochen werden, ist immer eine gewisse theatrale Dynamik im Spiel. „Mameloschn“ bezeichnet auf Jiddisch „Muttersprache“ - Jiddisch im Gegensatz zu Hebräisch, das nur die männlichen Juden im Kontext von Synagoge, Heiliger Schrift und Gebet sprachen.  Die englische Redewendung „Let´s talk mameloshn“ verlangt vom Gesprächspartner, offen zu sprechen, auf den Punkt zu kommen und Klartext zu reden, wie dem Programmheft zum Stück zu entnehmen ist. Und genau dieses offene Reden ist es, das die Tochter Rahel von ihrer Mutter Clara fordert.

Unter der Regie von Barbara Schulte ist ein kompakter Theaterabend entstanden, das Bühnenbild von Stefan Pfeistlinger reduziert sich auf drei Vorhänge, die sich während des Theaterstückes nach und nach öffnen. Außerdem entsteht ein vieldeutiges Spiel um die Verwendung von Mikrophonen und freien Sprechens. 
Die Autorin Marianna Salzmann, geboren 1985, wuchs in Moskau auf und kam 1995 mit ihrer Familie nach Deutschland. Heute lebt sie in Berlin. Das Stück „Muttersprache Mameloschn“ wurde 2012 am renommierten Deutschen Theater Berlin uraufgeführt.