Karl Rigger war Professor am Bundesgymnasium Dornbirn und ist heute neunzig Jahre alt. Carl Lampert gehört so sehr zu seiner Familie, dass Karl Rigger dessen Vornamen bekam und Carl Lampert innerhalb der Familie als „Onkel Carl“ angesprochen und geschätzt wurde.

Wolfgang Ölz

Im Herzen von Dornbirn Oberdorf, unweit der Bödele-Straße, führt eine Holztreppe, wie sie in alten Dornbirner Bürgerhäusern üblich ist, in ein unprätentiöses Wohnzimmer, dessen einziger Schmuck ein Holzklavier ist. Auf die Frage nach Carl Lampert, kommt Professor Karl Rigger gleich zur Sache: „Er hat durch die enge Freundschaft mit meinem Vater einfach zu unserer Familie gehört, und ist in diesem Haus ein und ausgegangen“. Wenn er an Carl Lampert denkt, dann kommt ihm ein „äußerst lebensfroher Mensch“ in den Sinn, der rein äußerlich „ein sehr schöner Mann“ gewesen ist. Gleichzeitig aber wird Herr Rigger dann immer auch „die elende Zeit“ von damals bewusst, die Carl Lampert durchgemacht, und die die ganze Familie Rigger miterlitten hat. Herr Rigger erinnert sich an die Sommerfrische seiner Familie in einer Vorsäßhütte am Bödele, wo der junge Kaplan Carl Lampert gemeinsam mit seinen Freunden am Sonntag die Messe feierte.

Diese Fröhlichkeit steckte an
Die Konsequenz für das Gute haben die Menschen um Carl Lampert schon früh bemerkt. Karl Rigger nennt ihn sogar einen „Fanatiker seiner positiven Ideen“. Er war schon immer „ein Verteidiger des Guten und Schönen“. Die Leidenszeit hat die ganze Familie Rigger mit tiefem Empfinden mitgemacht. Auf die Kaplansjahre in Dornbirn folgte die Zeit, in der Carl Lampert Provikar für die Diözese Innsbruck-Feldkirch war. Karl Rigger studierte damals Mathematik und Physik in Innsbruck und pflegte, trotz des NS-Regimes, einen engen Kontakt zu Carl Lampert. Als Studenten sind sie in seinem Haus in Innsbruck oft zu Gast. Trotz der staatlichen Repressalien war da immer auch diese fröhliche Art von Provikar Carl Lampert, die alle irgendwie ansteckte. Und das, obwohl den jungen Dornbirner Studenten ganz klar bewusst war, dass die Behörde schon „ein scharfes Auge auf ihn geworfen hatte“. 

Lebenslange Beziehung
Lampert könnte heute als Vorbild dienen, davon ist Karl Rigger überzeugt, und zwar als eben dieser „Fanatiker des Guten“, aber auch als „Fanatiker des Glaubens“. Lampert war auch ein ausgezeichneter Sänger, weswegen sie in der Dornbirner Zeit auch viel gemeinsam sangen. Aus der Leitung des Kirchenchores in Oberdorf ist dann nach dem Krieg das nachgerade legendäre „Carolusquintett“ hervorgegangen. Der Name des Quintetts bezieht sich auf den „Onkel Carl“, der als Inspirator und geistiger Vater dieser Musikformation bezeichnet werden kann. Karl Rigger hat sich bis heute das Belebende der Lieder seiner Generation bewahrt. Die Beziehung seines Vaters zu Carl Lampert bezeichnet er als „intensivst und lebenslang“. Er galt seinem Vater als Musterbeispiel eines aufrechten, charaktervollen Menschen. 

NACHGELESEN

Was muss Gott vorhaben?
Die Seligsprechung ist eine große Freude für Karl Rigger. Carl Lampert, so Professor Rigger, war so auf das Gute ausgerichtet, dass er ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben dafür gekämpft hat. In den letzten Tagen, unmittelbar vor der Hinrichtung, war der Bruder von Carl, Julius Lampert in Göfis, derjenige, der wusste, wie es um Carl stand. Dem KirchenBlatt liegen Original-Briefe von Carl Lampert an Alfons Rigger vor, die die enge  Beziehung in den Jahren 1939-1944 dokumentieren. In einem Brief vom 26. März 1939 spricht Lampert Alfons Rigger mit „Mein liebster Freund!“ an. Eine Ansichtskarte mit dem Regensburger Dom, datiert mit dem 13. August 1941, verlautet: „Wie danke ich Dir und all den Lieben dort für alle Anteilnahme, Gott lohne es euch allen.“ Aus Stettin sandte Carl Lampert am 27. Oktober 1941 an Karl Rigger gereimte, der Realität an Fröhlichkeit abgetrotzte Zeilen: „Mein lieber, Fotolieber Karlemann / Wie fühlt ich doch so arm mich dran / Dass ich in jener schönen Stunde / Nicht sitzen durft in Eurer Runde.“ Aus einem anderen Brief aus Stettin vom 28. April 1942 spricht die Verzweiflung an der dunklen Zeit. Diese Verzweiflung macht, zumindest zwischen den Zeilen, auch nicht vor dem Heilsplan Gottes halt: „Wie meerestief ist der Menschheit Leid geworden! Was muss Gott vorhaben, dass all das Geschehen der Jetztzeit so grausige Ausmaße apokalyptischer Größe aufweist?“

Alfons Rigger (re) und Carl Lampert (mitte) bei einem Ausflug nach Lindau mit dem Tiroler Priester Dr. Albert Mitterer.   ( Bild / Familie Rigger)

(Aus KirchenBlatt Nr. 39 vom 2. Oktober 2011)