Pfingsten - am Tag (Lesejahr C), 23. Mai 2010

Besser keine Bewegung als eine falsche Bewegung? Verängstigt und mutlos waren die Jünger, so wird berichtet. Aber dann geschah etwas: wie Wind, der aufwirbelt; wie Sonne, die wärmt; wie Feuer, das Herzen zum Brennen bringt. Und ehe sie sich versahen, waren sie auf den Straßen, bei den Menschen . . . keine frommen Sprüche mehr, und keine Angst mehr. Und hoffentlich passiert heute das Gleiche!

zu: Wort zum Sonntag

Evangelium
Joh 20, 19–23

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

1. Lesung
Apg 2, 1–11

Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn
ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache reden hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

2. Lesung
1 Kor 12, 3b–7. 12–13

Und keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet. Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.
Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. [. . .] Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch
viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: so ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

Wort zum Sonntag

Gabriela Zaritsvon Gabriela Zarits
Diözesanleiterin der Katholischen Frauenbewegung und Vorsitzende der Frauenkommission der Diözese Eisenstadt
Sie erreichen die Autorin unter sonntag@kirchenzeitung.at

Der Heilige Geist ist keine Zimmerlinde

Erinnern Sie sich an die Zimmerlinde? In fast jedem Haus stand sie. Es ist die Zimmerpflanze meiner Kindheit. Die Blätter weich, behaart, herzförmig. Ich weiß noch, man musste sie viel gießen. Viel Sonne, Zugluft, zu warme oder zu kalte Räume vertrug sie nicht.
Ganz anders verhält es sich mit der Geistkraft Gottes. „Der Heilige Geist ist keine Zimmerlinde, vielmehr vergleicht die Schrift ihn mit dem Winde.“ (Zitat von Kurt Marti)
Pfingsten ist wie frischer Wind, der oft auch alten Staub aufwirbelt, wie strahlender Sonnenschein, der wärmt, wie kühler Regen, der Neues wachsen lässt, wie ein Gewitter, das die Luft reinigt, wie Feuer, das Herzen zum Brennen bringt. Ganz anders als bei der Zimmerlinde.
Versuche sind jedoch da, die Geistkraft Gottes zu zähmen. Da sind Buchstaben, Gesetze, Anweisungen, Regeln. Die Devise heißt, ja kein Risiko eingehen, nur schön langsam, nur nicht aus der Reihe tanzen, ja keine Experimente, besser sich einsperren. Das dachten wahrscheinlich auch die Jünger und Jüngerinnen, wie die Apostelgeschichte berichtet.
Aber plötzlich geschah etwas. Der Ort, wo sie versammelt waren, war zu klein für so viel Geist, plötzlich konnten sie Gottes Kraft nicht mehr festhalten. Sie brach in jedem Einzelnen von ihnen aus und jeder brannte für die Sache Gottes. Und ehe sie sich versahen, waren sie auf der Straße bei den Menschen verschiedenster Herkunft und Sprache, und alle wunderten sich „wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden“ (Apg 2, 11b).

Da waren keine Schubladen-Pflege-Rezepte wie bei der Zimmerlinde, keine frommen Sprüche mehr und keine Angst mehr! Ich freue mich auf das Pfingstfest und hoffe, dass das Gleiche auch mit uns passiert – nicht nur zu Pfingsten, sondern immer wieder. Es gibt nur noch eins: uns allen ein dynamisches Pfingstfest mit viel Sprengkraft zu wünschen.

Zum Weiterdenken
Fremdsprachen zu verstehen ist gut, aber die Sprache der Menschen zu verstehen, ist besser.

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