Dreizehn Silbertafeln und ein ewiges Licht fertigte der Bregenzer Goldschmied Johann Georg Zwicklin zu Beginn des 18. Jahrhunderts für die Wallfahrtskirche Maria Bildstein. Während der Renovierungsarbeiten kümmert sich die Restauratorin Beatrice Pfeifer um den Erhalt der Kostbarkeiten.

Charlotte Schrimpff

Beatrice PfeiferVorsichtig wickelt Beatrice Pfeifer (li) sie einzeln aus dem dünnen Seidenpapier und legt sie behutsam vor sich auf den Tisch: feine Tafeln aus Silber, etwa handtellergroß. Sie zeigen - dreidimensional und detailreich - verschiedene Heilige und Szenen aus der Bibel: den heiligen Gebhard, die heilige Barbara, St. Gallus, Maria, wie sie Jesus stillt („Maria lactans“), Josef mit dem jungen Jesus und - da ist sich die Restauratorin nicht ganz sicher - vermutlich die heilige Ursula. Auch sechs größere Tafeln - fast vom Format eines Blattes DIN A4-Papier - befinden sich derzeit in ihrer Werkstatt in Bludenz, eine weitere im Archiv der Diözese.

Neuer Platz für alte Schätze
Die Platten, gefertigt 1702 vom Bregenzer Goldschmiedemeister Johann Georg Zwicklin, stammen aus der Wallfahrtskirche Maria Bildstein, wo sie bis zum Beginn der Renovierungsarbeiten im Volksaltar und am Ambo angebracht waren. „Da gehören sie aber nicht hin“, meint der Bildsteiner Pfarrer Paul Burtscher - zumal diese Präsentationsform ihre Tücken hatte: Die wertvollen Stücke waren alarmgesichert und sobald man den Altar auch nur ein bisschen verrückt habe, ging die Sirene los, erinnert sich Burtscher.
Das soll nach der Renovierung anders werden: Geplant ist, die Tafeln im rechten Seitenschiff an der Wand anzubringen - in einer Linie und auf Augenhöhe. Ein neuer, ganz eigener Platz für die alten Schätze.

Detailliert
„Es ist beeindruckend, mit wie viel Liebe zum Detail Zwicklin die einzelnen Szenen gestaltet hat“, erklärt Restauratorin Pfeifer und deutet auf die Tafel, die Jesus in der Werkstatt Josefs zeigt: Der Zimmermann Josef fährt mit dem Hobel über ein großes Brett, Jesus sammelt die herabfallenden, fein gekräuselten Späne in seiner Schürze, die davon schon ganz ausgebeult ist. Maria sitzt derweil am Ofen und näht. Durch das geöffnete Fenster im Hintergrund erahnt man die Umrisse einer Stadt, wie sie Zwicklin vermutlich aus eigener Anschauung kannte. Sein Meisterzeichen „IGZ“ ist ganz klein neben einen Werkzeugkorb am unteren Bildrand eingeprägt.

Konservieren statt restaurieren
Aus Zwicklins Werkstatt stammt übrigens nicht nur der etwas bekanntere und imposantere Silberaltar aus Bregenz, sondern vor allem auch ein ewiges Licht, das auf dem Bildsteiner Dachboden gefunden wurde und nun ebenfalls der Wiederbelebung durch Pfeifer harrt. „Zuerst werden solche Silberarbeiten vorgereinigt, um das Ausmaß der Korrosion und Sulfitablagerungen richtig erkennen zu können. Dann werden diese behutsam in Handarbeit reduziert“, erläutert Pfeifer das Vorgehen. Ziel sei nicht, am Ende wieder strahlend-silbrige Prunkstücke in den Händen zu halten, sondern das Material zu erhalten und die Details besser zur Geltung zu bringen. „Eigentlich konservieren wir heute eher als dass wir tatsächlich restaurieren“, erklärt Pfeifer und lacht.

Stationen aus dem Leben Josefs
Dass Josef auf sechs der insgesamt dreizehn Platten zu sehen ist, sei ungewöhnlich. Normalerweise würde ihm nicht so viel Platz eingeräumt, weiß Pfeifer von ähnlichen Arbeiten nach Augsburger Vorbild. Auch die Wahl der Heiligen sei mit Bedacht getroffen worden - der heilige Gebhard und die heilige Barbara seien für Vorarlberg schließlich von besonderer Bedeutung.
In Bildstein werden die Tafeln übrigens neue Nachbarn bekommen, denn im Zuge der Renovierung sind weitere außergewöhnliche Täfelchen aufgetaucht ...