Eine Taufe im Gemeindegottesdienst ist immer etwas Besonderes. Vor allem, wenn Erwachsene sich zu diesem Schritt entscheiden. In Tisis wurden vergangenen Sonntag acht Männer getauft. Ein außergewöhnliches Ereignis.

Patricia Begle

Siros, Akbar, Mohammad, Behzad, Heidar, Esmail, Mamali, Said - Pfr. Stefan Biondi liest die Namen der Täuflinge am Beginn des Sonntagsgottesdienstes vor. Ungewohnt sind sie für unsere Breitengrade. Die acht Männer kommen ursprünglich aus dem Iran und aus Afghanistan, heute leben sie in unterschiedlichen Vorarlberger Gemeinden - von Nüziders bis Lingenau. Die Religion, die ihre Eltern für sie gewählt haben, trägt nicht mehr. Deshalb wechseln sie ihr Bekenntnis - hin zu Jesus Christus. Das ist ein mutiger Schritt, manchmal ist er sogar mit Beschimpfungen verbunden. Doch die Männer stehen dazu.

Neues Leben. Das Glaubensbekenntnis, in dem dies zum Ausdruck kommt, sprechen die Täuflinge in ihrer Muttersprache, in Farsi. Auch die Lesung ist in dieser fremden Sprache zu hören. Am Ambo steht Akbar. Er liest aus dem Römerbrief, wo es heißt, dass wir mit Christus begraben werden und mit ihm auferstehen. Für die Männer vollzieht sich in der Taufe der Neubeginn sehr real. Fünf von ihnen haben sich sogar einen neuen Namen gewählt. „Ich habe die Chance, anders zu leben, zu lieben. Ich bin auf dem richtigen Weg. Was auch immer geschieht, ich gebe es Gott. Dieses Vertrauen ist so wichtig für mich“, erklärt ein Täufling nach der Feier.

Christ-Sein. Ein Jahr lang bereiteten sich die Männer auf den Empfang dieses Sakraments vor. Jeden Freitagnachmittag trafen sie sich für zwei Stunden zur Katechese. Begleitet wurden sie von Pfr. Biondi und während seines Krankenstandes von Pfr. Arnold Feuerle. Trotz der sprachlichen Barrieren klappte die Verständigung. Es wurden sogar knifflige philosophische und theologische Fragen diskutiert. An diesen Nachmittagen lernten sie Grundlegendes: das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, Inhalte des Alten und Neuen Testamentes, christliche Grundgebete und Rituale wie Kreuzzeichen und Weihwasser, die wichtigsten Teile der Eucharistiefeier und Wissenswertes zu den sieben Sakramenten. „Für mich war es wichtig, dass die Männer eine persönliche Beziehung zu Gott aufbauen konnten“, erklärt Pfr. Stefan Biondi in seiner Predigt. „Ich habe ihnen auch gesagt, dass die Taufe keine Garantie für einen positiven Asylbescheid ist. Und dass es eine Kirchenbeitragspflicht gibt.“

Mitleben. Das Feste entlang des Kirchenjahres erlernten die Taufbewerber nicht aus Büchern, sondern durch das Mitfeiern. Hochfest, Prozession, Taufe, Begräbnis, Erstkommunion, Firmung - die liturgische Fülle erlebten sie übers Jahr hinweg hautnah. Und so manches Fest ging im Pfarrhaus dann weiter. „Ich habe selten ein so intensives Projekt erlebt wie dieses“, erzählt Biondi. Im Sommer geht die Katechese weiter, im Herbst werden die Männer dann von Bischof Benno gefirmt.

Dieser Artikel erschien im KirchenBlatt Nr. 28 vom 13. Juli 2017