Gemeinsam mit Pfarrer Ferdinand Pfefferkorn, der federführend an der konzeptiven Gestaltung der Kirche beteiligt war, hat der Künstler Martin Häusle in den 1960er-Jahren die Fenster der Pfarrkirche Levis entwickelt.

Wolfgang Ölz

Zentral ist in der Pfarrkirche in Levis das große Altarbild „Maria Königin des Friedens“, auf dem die Gottesmutter als Schutzmantelmadonna dargestellt wird. Unter dem Mantel befindet sich auch der damalige Papst Johannes XXIII. Mindestens ebenso wichtig sind die Längsfenster hinten und seitlich in der Kirche (siehe Bildergalerie), die durch ihre Strahlkraft besonders wirken, obwohl die Kirche durch viel Tageslicht natürlich beleuchtet ist.

In dieser „biblia pauperum“ („Bibel für die Armen“) wurden hinten Szenen des Alten Testamentes festgehalten, während seitlich das Neue Testament mit wichtigen Stationen im Leben Jesu dargestellt sind. Hinter der Empore befindet sich ein eher verstecktes Fenster, das die Offenbarung des Johannes beinhaltet. Neben den apokalyptischen Reitern wählte Häusle hier die Atombombe (siehe Bildergalerie) als zentrales Motiv. Der Sohn des Künstlers Martin Häusle jun., Architekt und HTL-Lehrer, erinnert im KirchenBlatt-Gespräch daran, dass sein Vater (geb. 1903) unter dem Eindruck der beiden Weltkriege und des folgenden Kalten Krieges große Angst vor einem Atomkrieg hatte.
Erstaunlich aus heutiger Sicht ist vor allem auch, dass der Künstler ­bereits in den 1960er-Jahren den Märtyrer Carl Lampert (seliggesprochen 2011) gleichwertig mit den für Vorarlberg wichtigen Heiligen Gebhard, Fidelis und Nikolaus von der Flüe in einem Kirchenfenster verewigte.

Die Qualität der Bilder besteht darin, dass sie nicht nur gut lesbar sind und Charaktere und Heilige identifizierbar bleiben, sondern auch weil sie eine kompromisslos moderne Ausstrahlung besitzen. So lässt sich etwa Mose eindeutig erkennen, während die Rahmen sich in expressiv moderne, abstrakt pulsierende Farbflächen auflösen.
Martin Häusle stellte die Kirchenfenster 1966 fertig. Am Ostersonntag, dem 10. April 1966, einen Monat vor der Eröffnung, verstarb der Künstler. Auch aus diesem Grund können die ikonographisch und stilistisch ausgefeilten, unmittelbar spirituell berührenden Glasfenster als eines der reifsten Werke von Martin Häusle bezeichnet werden.

Weitere Informationen: www.leuchtende-bilder.at

TERMIN

Führung zu den Kirchenfenstern von Martin Häusle.
Mit Mag. Albert Ruetz.

Fr 1. Juli:
17 Uhr: Feldkirch Tisis
18 Uhr: Feldkirch Levis