Die Palliativstation am Landeskrankenhaus Hohenems eröffnet neu und lädt zu einem Tag der offenen Tür. Zum 15-Jahr-Jubiläum der Station stehen zusätzlich sechs Betten bereit. Das KirchenBlatt sprach mit Krankenhausseelsorger Gerhard Häfele, der auf eine auf jeden Patienten abgestimmte Betreuung setzt. Und er hat auch nicht verlernt, mit den Menschen in dieser sensiblen Lebensphase zu lachen und zu weinen.

Wolfgang Ölz

Der Kaiserin-Elisabeth-Trakt des LKH Hohenems dient seit 15 Jahren als Palliativstation. Der Jugendstilbau trage wesentlich zur guten Atmosphäre bei, denn die Wohnlichkeit erhöhe die Wirksamkeit von Therapie und Medikamenten um bis zu einem Drittel, so Krankenhausseelsorger Gerhard Häfele. In den letzten 15 Jahren haben durch die medizinische Technik wesentliche Veränderungen stattgefunden. Einerseits könne Leben segensreich verlängert werden, sagt Häfele, andererseits würden die Krankheitsbilder immer komplexer und es brauche eine ethische Entscheidungsfindung, ob jede Behandlungsmethode auch bis zuletzt ausgereizt werden soll. Mehr als früher seien heute Menschen oft auch alleine, worauf das gut ausgebaute ambulante Betreuungsnetz aber nicht immer eine Lösung  sei.

Die Kapelle. Die Kapelle im obersten Geschoss der Palliativstation ist ein symbolischer Ort dafür, was Seelsorge sein kann. Sie bietet Raum an und eröffnet in der Begegnung von Menschen Räume, in denen Sinn- und Glaubensfragen gestellt werden können. In der Kapelle finden nicht nur jeden Montag heilige Messen statt, sondern auch Gedenkfeiern. Die Kapelle ist auch ein Ort der Stille für Patient/innen, um zu sich zu kommen. Früher war dieser Raum übrigens der Kreissaal des Alten Krankenhauses. Viele ältere Hohenemserinnen haben hier noch ihre Kinder zur Welt gebracht. Ein schöner „Zufall“: Auch Gerhard Häfele hat dort das Licht der Welt erblickt.

Freie Rituale. Heute gehört zur täglichen Arbeit der Krankenhausseelsorge, gute Begegnungen unabhängig von Religionszugehörigkeit und Weltanschauung zu ermöglichen. So werden etwa Segensgebete auch von Menschen außerhalb der Kirche gewünscht. Nach wie vor nehmen viele Menschen die „klassischen“ Angebote wie Kommunionfeier, Beichte und Krankensalbung in Anspruch. Es gibt aber auch viele,  die sich in einem freien Ritual mit oder ohne christliche Glaubensverbindung aufgehoben fühlen. Mit einer Angehörigen beispielsweise hat Gerhard Häfele ein Ritual gestaltet, ihrem todkranken, verbal bereits nicht mehr ansprechbaren Mann die Füße zu waschen, um ihm so noch einmal für die geschenkte Liebe zu danken.

Versöhnung. Es gehe immer darum, zu überlegen, welcher Impuls sinnvoll ist, um einen Schritt der Versöhnung mit sich, mit Gott und mit den anderen zu setzen, sagt Häfele. Er erzählt von verstorbenen Patient/innen wie von alten Bekannten, mit denen er gelacht und geweint hat. Ohne Glauben, ist er sich allerdings sicher, könnte er den Ohnmachtserfahrungen nicht standhalten. Auch Jesus sei am Kreuz unter Schmerzen und Tränen gestorben. Durch die Krankenhausseelsorge soll der Mensch spüren: Ich bleibe bei dir. Die seelsorgliche Arbeit hat Erfolg, wenn ein Mensch spürt: Ich bin nicht allein.

Tag der offenen Tür

Fr 16. Februar, 13 bis 17 Uhr,
Palliativstation, Kaiserin Elisabeth Trakt, Krankenhaus Hohenems.
Im Beisein von Bischof Benno Elbs und Landeshauptmann Markus Wallner. Mit Vorträgen u.a. von Krankenhausseelsorger Gerhard Häfele, Ärzten und Pflegern.

Palliativstation Hohenems

  • Seit 2003 in Betrieb (Kaiserin-Elisabeth-Trakt)
  • 10 Betten, ab Februar 2018: 16 Betten
  • 180-200 Patientenaufnahmen pro Jahr, durchschnittliche Verweildauer: 15 Tage. Mehr als die Hälfte der Patienten kann wieder entlassen werden.
  • Personal: Zwei Ärzte in Vollzeit (ab 2018: 3,2 Stellen), Pflege im Ausmaß von 12 Vollzeitstellen (ab 2018: 19 Stellen). Weitere Berufe: Seelsorge, Sozialarbeit, Psycho-, Physio- und Musiktherapie, ehrenamtliche Hospizbegleiter/innen.
  • Kosten der Sanierung und Erweiterung für das Land: knapp 3,3 Mio. Euro

(aus dem KirchenBlatt Nr. 7 vom 15. Februar 2018)