Kunst und Kirche können sich wunderbar ergänzen. Eine Ausstellung der Bildhauerin Gabriele Lulay unter dem Titel „ma-donna“ im „Pastoralraum“ - der Kirche von Fußach - bringt die stille Präsenz der Kunst in einen sakralen Raum und regt zu Meditation und spiritueller Tiefe an.

Wolfgang Ölz

Pfarrer Sepp Franz ist sehr dankbar für die Kunst von Gabriele Lulay in seiner Kirche, dafür, dass ihre Arbeiten auf einer religiösen Ebene die Welt deuten. Die Ausstellungsmacherinnen Elisabeth Schwendinger und Roswitha Rosenstein haben die Ausstellung zeitlich bewusst zwischen zwei Marienfeiertage, Maria Empfängnis (8. Dezember) und Maria Lichtmess (2. Februar) gestellt. Wichtig ist dem Kunstteam von Fußach auch, dass die temporäre Ausstellung in die gottesdienstliche Praxis der Gemeinde integriert wird.

Die Frau im Gottesdienst
Für Gabriele Lulay ist ihre Kunst nichts weniger als ein Teil von ihr. Spirituelle und Sinn-Fragen haben sie schon sehr früh beschäftigt. Die Künstlerin ist überzeugt, dass ihre Arbeiten sehr gut in einen sakralen Raum passen. Diese Art von weiblicher Kunst kann eine überzeugende Erweiterung meditativer Erfahrungen in einem Kirchenraum bedeuten. Die zentrale Figur „Hautnah“, die in unmittelbarer Nähe zum Tabernakel von Herbert Albrecht die Büste einer Frau darstellt, zeigt nicht nur ein Gewand, sondern auch den weiblichen Körper. „Ein universelles Bild der Frau in ihrer Kraft und Würde“, wie sich die Künstlerin selbst ausdrückt.  Mit dieser „Ma-donna“ wird die Frau in den gottesdienstlichen Vollzug hereingenommen.

Die Liebe zum Material
Gabriele Lulay arbeitet mit Materialien, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Beziehung zu einem Werkstoff beschreibt sie wie eine Liebesbeziehung. So sagt sie etwa, dass sie sich in den Werkstoff Holz verliebt hat. Da sind in der Fußacher Kirche etwa die menschengroßen Holzskulpturen aus 7000 Jahre alter Mooreiche zu sehen, die die Bildhauerin - so wie sie es auf der Europa-Akademie in Isny gelernt hat - mit Hammer und Meißel ebenso bearbeitet wie mit einer Kettensäge. Da gibt es auch Papierarbeiten wie etwa filigrane Schmetterlinge. Dazu sagt Gabriele Lulay: „Schmetterlinge stehen für den Weg der Seele nach dem Tod, sie stehen für Leichtigkeit, Wandlung, Transformation - für Übergänge in einen neuen Lebensabschnitt, in einen neuen Bewusstseinszustand.“

Nur Heilige oder nur Sünderin?
Mit dem Bild der Frau in der Kirche hat Lulay lange gehadert. Ihre Forschungen haben sie zu Kulturen geführt, die das Weibliche hochgeachtet und geehrt haben. Alte Kulturen weisen matriarchale Epochen auf, die zu einem neuen Umgang mit dem Weiblichen führen könnten. Elisabeth Schwendinger ergänzt, dass sie die Zweiteilung in Eva und Maria, in Sünderin und Heilige so nicht stehen lassen will, sondern dass diese Abspaltung der Sünde unweigerlich in eine Doppelmoral führt. Geschlechterfragen sind übrigens seit vielen Jahren ein Thema für Gabriele Lulay.

Anklänge an die #metoo-Bewegung
Anklänge an die aktuelle #metoo-Bewegung werden deutlich, wenn Gabriele Lulay sagt: „Sehr deutlich ist im Bereich der Sexualität zu sehen, dass die Unterdrückung der Frau weltweit ein Tatbestand ist, der bis heute mehr oder weniger tabuisiert wird.“ Vergewaltigungen, Frauenhandel, Prostitution und Pornographie sind nur einige Beispiele, wie Frauen unterdrückt und geknechtet werden. Da leistet eine Kunst wie die von Gabriele  Lulay einen wichtigen Beitrag, wenn sie die universelle Schönheit und unantastbare Würde der Frau ins Licht rückt.

Ausstellung in der Pfarrkirche Fußach

bis 2. Februar im „Pastoralraum“