von Simone Rinner

Zur Sache

Im lichtdurchfluteten Keller des Theresienheims in Lustenau in Vorarlberg herrscht konzentrierte Stille. Sechs Kinder sitzen gemeinsam mit ein paar erwachsenen Ehrenamtlichen um den Tisch, der mit Heften und Büchern bedeckt ist. Es wird gelernt. Englisch, Deutsch und Mathe. Einen Raum weiter geht es etwas lauter, aber nicht weniger konzentriert zu: Fadime und Derya arbeiten dort an einem Plakat für die Schule, das sie mit Filzstiften und Farben verschönern möchten. Daneben prüft der ehrenamtliche Mitarbeiter Ulrich gerade die Hauptstädte Europas ab.

Lernen fürs Leben
Das Lerncafé in Lustenau gibt es seit rund einem Jahr und kann bereits erste Erfolge vorweisen: Freundschaften wurden geschlossen, Lehrer/innen melden schulische Weiterentwicklungen und die Kinder haben Spaß am Lernen. 26 Schüler/innen kommen bis zu drei Nachmittage pro Woche ins Theresienheim, um gemeinsam mit 12 Freiwilligen und einer Koordinatorin ihre Zeit zu verbringen. Im Mittelpunkt stehen dabei natürlich Hausaufgaben und die Vorbereitung auf Tests und Schularbeiten. „Nebenbei“ werden aber auch die sozialen Kompetenzen der Kinder und das Verständnis für verschiedene Kulturen gefördert.

Kostenlos, aber nicht  umsonst
Das Lerncafé ist ein kostenloses Lern- und Nachmittagsangebot für Schüler/innen zwischen 10 und 14 Jahren, die aus verschiedenen Gründen Unterstützung brauchen. Sei es weil die Eltern keine Nachhilfe finanzieren können, die Wohnsituation für das Lernen ungeeignet ist oder die Deutschkenntnisse nicht ausreichen. Das Konzept für ein Lerncafé wurdezwar von der Caritas Graz entwickelt, weil eine gute Idee aber Kreise zieht, gibt es mittlerweile österreichweit schon 25 Lerncafés, in denen rund 700 Kinder betreut werden.

Familiär und persönlich
In Vorarlberg steht eines davon in Lustenau, das andere wurde eben erst in Dornbirn eröffnet. Tendenz steigend. Auch wenn hier die Aufnahmegespräche noch laufen, ist eines bereits klar: Der Bedarf besteht und das youngCaritas-Projekt Lerncafé kommt nicht nur bei den Kindern gut an. Vertreter/innen der Schulen melden rasche Lernerfolge zurück, die die Leiterin der youngCaritas, Margaritha Matt, vor allem auf eines zurückführt: den familiären und persönlichen Charakter im Lerncafé. Und der wird erst durch die zahlreichen Freiwilligen ermöglicht.

Danke
Zwei dieser 25 Freiwilligen, die in den Lerncafés Vorarlberg mithelfen, sind Gabi Fetz und Ulrich Hämmerle. Mit ihrer großen Lehrerfahrung sind sie nahezu prädestiniert für diese Aufgabe, die beide machen, weil sie „etwas Sinnvolles tun wollten“. Belohnt werden sie mit den Lernerfolgen ihrer Schützlinge, die aus sozial benachteiligten Familien kommen und oftmals Migrationshintergrund haben. Fahrtkostenersatz, Unfall- und Haftpflichtversicherung und Reflexion ist der Caritas aber ebenso wichtig wie ein wertschätzender Umgang und eine „gute Dankekultur“.

Lernen ist nicht alles
Damit der Nachmittag nicht nur mit Lernen gefüllt ist, stehen eine Stunde lang „Freizeit und Spiel“ auf dem Plan. Sportliche Aktivitäten sind dabei ebenso beliebt wie kleine Ausflüge, kreative Workshops und die gesunde Jause. Manchmal schauen auch die Eltern im Lerncafé vorbei – setzt sich der Name doch aus „Lernen“ für die Kinder und „Café“ für die Eltern zusammen. Elternabende und die Zusammenarbeit mit den Schulen runden das Angebot ab. Bleibt zu hoffen, dass die Pläne der Caritas sich umsetzen lassen: zwei weitere Vorarlberger Lerncafés bis Ende 2013. Die Nachfrage wäre da.

Zur Sache

Lerncafé der Caritas
Österreichweit: 25 Lerncafés

In Vorarlberg:
- Lerncafé Lustenau:
Eröffnet im Februar 2012
26 Schüler/innen, 12 Freiwillige.
Gesponsert vom Bundesministerium für Inneres und Lustenau

- Lerncafé Dornbirn:
Eröffnet im November 2012
20 bis 30 Schüler/innen, 8 Freiwillige.
Gesponsert von TEVA-ratiopharm und der Stadt Dornbirn

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag,
jeweils 13.30 bis 17 Uhr

Projektleiterin Margaritha Matt
T 0664 82 40 133
E margaritha.matt@caritas.at
www.caritas-vorarlberg.at/lerncafe