"Armut ist ein Skandal"

Tägliches Gebet, Freundschaft mit den Armen, Ökumene und interreligiöser Dialog, Friedensvermittlung über die Grenzen hinweg, eine klare Absage gegen die Todesstrafe und der Einsatz für Aids-Kranke in Afrika – das sind die Grundpfeiler der Gemeinschaft Sant ‘Egidio.

Als der gebürtige Römer Andrea Riccardi gemeinsam mit Freunden die katholische Laienorganisation 1968 ins Leben rief, war er Gymnasiast und gerade einmal 18 Jahre alt. Seit der Gründung vor 40 Jahren ist Sant ‘Egidio enorm gewachsen. Die Gemeinschaft zählt rund 50.000 Mitglieder und ist in mehr als 70 Ländern vertreten. Im Zentrum der ehrenamtlichen  Arbeit steht der Einsatz für jene Menschen, die in unserer Gesellschaft am Rande stehen: Immigranten, Drogenabhängige, Obdachlose, Menschen im Gefängnis, arme und alte Menschen.

Geeintes Europa. Seit vier Jahrzehnten tritt der 58-jährige Historiker Riccardi dafür ein, dass der „Skandal einer zu großen Armut ein Ende finden muss“. In seinem Reden und Wirken ermutigt er die Menschen stets dazu, ein gerechteres, menschlicheres und solidarischeres Europa aufzubauen.
„Ein geeintes Europa bedeutet ein Europa, das sich nicht von seinen kleinen Mitbürgern trennt und entfernt, vom schwachen und entstehenden Leben, von seinen alten Menschen, von seinen Armen. Wir müssen voll Liebe auf die Gesichter dieser Schwachen schauen. Das ist für uns nicht nur eine Forderung, sondern eine Verpflichtung zur Liebe, die jeden Tag gelebt werden muss.“

„Haben am 11. September 2001 wenige durch den Terrorismus die ganze Welt verwirrt und Tod gebracht, so können wenige oder viele mit dem Traum vom vereinten Europa vielen Europäern Frieden und Ideale anbieten. Das ist der europäische Humanismus, der in der Lage ist, Frieden aufzubauen.”
Prof. Andrea Riccardi