Gott suchen, ihm in Gebet und Arbeit begegnen – das ist das Ziel des kontemplativen Lebens. Sr. Maria Anastasia hat sich mit ihren ewigen Gelübden für diesen Weg entschieden. Für ein ganzes Leben.

Bild rechts: „Der Geliebte ist mein und ich bin sein.“ In diesem Vers aus dem Hohen Lied (2,16) kommt die Freude von Sr. Maria Anastasia zum Ausdruck, sich für immer dem Herrn zu schenken. In die Hand von Mutter Hildegard verspricht sie ihre Treue - auch der Gemeinschaft gegenüber.

Patricia Begle

Klöster gehörten immer schon zur Welt von Sr. Maria Anastasia. In ihrem Heimatort Solothurn (CH) waren einige Orden ansässig, ihre Mutter pflegte Kontakt zu Kapuzinerpatres. Geistliche verband sie als Kind „mit einer besonderen Nähe zu Gott“, es waren Menschen „die ganz ihm gehören“. Sie fühlte sich schon damals von dem Leben angezogen.
 
Beziehung zu Jesus
Als Kind entwickelte sie auch eine besondere Nähe zu Jesus, die sie nie verlor. Mit vierzehn Jahren versprach sie ihm im Herzen einmal ins Kloster zu gehen. Am liebsten wäre sie – wie die kleine heilige Theresia von Lisieux – gleich eingetreten. Der damalige Jugendbischof aber meinte, sie solle sich erst einmal in der Kirche engagieren - und sich verlieben. So schob sie den Gedanken ans Kloster beiseite.

Gottgeweiht
Nach dem Abitur begann sie, im Journalismusbereich zu arbeiten. Ein Schiunfall holte sie aus dem Getriebe heraus und es wurde ihr klar: „Ich will Gott nicht nur meine Freizeit, sondern auch meine Arbeitszeit schenken.“ So absolvierte sie das Studium der Theologie und alten Literatur und arbeitete als Pastoralassistentin. Der Wunsch nach einem geistlichen Leben ließ sie während dieser Zeit aber nie ganz los. Nach 30-tägigen ignatianischen Exerzitien fiel schließlich die Entscheidung für ein gottgeweihtes Leben.

Braut Christi
Auf der Suche nach einer Form dafür stieß die junge Frau auf die Jungfrauenweihe. Bei dieser Lebensweise weihen Frauen Christus ihr Leben, versprechen ihm nachzufolgen und dafür ehelos zu bleiben. Sie tun dies allerdings nicht hinter Klostermauern, sondern bleiben „in der Welt“. Mit 29 Jahren wurde sie also zur Braut Christi. Dieses Versprechen aber sollte nicht das einzige bleiben.

Mariastern-Gwiggen
Der Ausflug mit einer Firmgruppe zum Kloster Mariastern-Gwiggen gab ihrem Leben eine Wende. Trotz des Novembernebels fand sie Gefallen an dem Ort und während des „Kloster-Urlaubes“, ein paar Monate später, wurde ihr sehr schnell klar: „Das ist es. Hier möchte ich eintreten.“

So begann sie am 6. Jänner 2007 als Kandidatin das klösterliche Leben kennen zu lernen und trat noch im selben Jahr ihr Noviziat an. Am 31. Mai dieses Jahres legte sie in einem feierlichen Gottesdienst ihre Profess ab. Diesmal versprach sie nicht nur Jesus die Treue, sondern auch dem Orden der Zisterzienserinnen und dem Kloster Mariastern-Gwiggen. „Ich glaube, wir brauchen diese bräutliche Dimension in der Kirche“, erläutert die Schwester überzeugt, „damit die Menschen wissen, Gott liebt sie mindestens so fest wie ein Bräutigam seine Braut. Dafür will ich mit meinem Leben Zeugnis geben.“

Gebet
Das benediktinische „ora et labora“ bestimmt den Tagesrhythmus der zwanzig Schwestern in der Abtei. Sechs gemeinsame Gebetszeiten stehen am Programm, zwei Mal am Tag haben die Schwestern zudem Raum für das persönliche Gebet. „Die Formen dafür sind vielseitig, vom Herzensgebet über die Meditation eines Textes oder Schriftwortes. Manchmal muss ich auch einfach etwas mit Jesus ausreden.“ Große Bedeutung hat in dem kontemplativen Orden das Fürbittgebet. Anliegen kommen über E-Mail oder persönliche Gespräche, vielfach werden sie dann von allen Schwestern geteilt, alle schließen sie mit ein.

Arbeit
Das „labora“ bedeutet für die Ordensschwester die Arbeiten in der Waschküche und im Gästehaus. Zu ihrer theologischen Tätigkeit gehören die Exerzitien im Alltag, die Brunnengespräche und Frauenbesinnungstage sowie eine Gebetsrunde, der Gebetskurs „Online mit Gott“ und eine Mädchengruppe, die sich den Namen „Jesusfriends“ gegeben hat.

Schweigen
Geredet wird im Kloster Mariastern nur zu bestimmten Zeiten. Das Schweigen soll dem Einüben in die Gegenwart Gottes helfen. „Diese Gegenwart ist nicht immer gleich. Sie ist still und unaufdringlich, zärtlich. Gott ist ja sehr höflich“, beschreibt die Ordensfrau. „Am Anfang lief sehr viel über das Gefühl. Jetzt ist es etwas jenseits der Emotion, nicht ein Wissen im Kopf, sondern ein Gewahrsein.“