Knapp 25 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und anderen Teilen der Welt haben in der Gemeinde Klaus ein neues Zuhause gefunden. PGR-Vorsitzende Silvia Frick erzählt davon.

Isabel Natter

„Genau vor einem Jahr, am 22. September 2015, kamen die ersten sechs Flüchtlinge aus Syrien nach Klaus“, erinnert sich Silvia Frick: „Gekommen sind ein junger Mann mit seiner kleinen Schwester, ein weiterer Teenager mit seiner Nichte und dann noch ein Vierzigjähriger mit seiner fünfzigjährigen Freundin, die er auf der Flucht kennengelernt und angeblich auf dem Weg auch geheiratet hat. Erst mal eine unübliche Konstellation.“
Einquartiert wurde die bunte Gemeinschaft im von der Caritas angemieteten Pfarrheim. Eine Gruppe engagierter Ehrenamtlicher formierte sich schnell um die PGR-Vorsitzende. „Eine Zeit lang schien alles in geordneten Bahnen zu laufen, doch plötzlich, eines Nachts: ein Anruf bei unserem jungen Geschwisterpaar. Die Mutter der beiden rief aus Innsbruck an. Sie hatte zwei kleine Kinder bei sich und den Wunsch, ebenfalls nach Klaus zu ihren Kindern zu kommen“, erzählt Frick.

Wenn Puzzleteile sich zusammenfügen
Dank der schnellen Unterstützung der Pfarre war die erste Familie bald wieder zusammengeführt. „Dann kam der nächste Anruf“, lacht Frick. Diesmal war es die Mutter eines der anderen Kinder, auch sie war mit Kleinkindern nach Österreich gelangt und bat darum, nach Klaus kommen zu dürfen. „Wir haben bald erkannt, dass die scheinbar formlose Konstellation, mit der wir es am Anfang zu tun hatten, der eines Puzzles gleicht, dessen Teile sich langsam wieder aneinanderfügten. Aus Einzelpersonen schlossen sich wieder Familien zusammen.“
Doch die Ressourcen, besonders die räumlichen, waren bald schon ausgeschöpft. Zum Glück, so Frick, gab es auf dem Weg immer wieder Unterstützung, wie jene der Caritas, die das Platzproblem mit neuen Mietwohnungen löste oder jene von Freiwilligen wie Reingard Henslers, die unzählige Wohnungsbesichtigungen organisierte, Beratungen gab und Unternehmungen initiierte.

Nikolaus versus Ramadan 
Natürlich gebe es im Dorf auch ängstliche Stimmen. Die Leute hätten dabei weniger Angst vor schwindenden Arbeitsplätzen oder finanzieller Belastung, der Brandherd scheine tatsächlich die Religion zu sein. „Manche Leute fürchten sich vor einer zunehmenden Islamisierung. In den muslimischen Ländern ist der Glaube nämlich das Höchste und das Wichtigste. Bei uns hat sich das mit dem Christentum jedoch schon lange geändert. Wir haben ja schon Probleme, wenn das Nikolausfest auf einen Dienstag fällt und besorgte Eltern uns anrufen, dass ihre Kinder unter der Woche zeitig ins Bett müssen. Bei unseren Flüchtlingsfamilien ist der Wochentag eines religiösen Festes unwichtig, gegen den Ramadan zum Beispiel kommt nichts an. Das Fest und der Glaube sind wichtiger als die anderen Umstände“, meint Frick und betont: „Da fährt der Zug d‘rüber. Und vor dieser kompromisslosen Standhaftigkeit fürchten sie manche Leute.“

Zukunftsblick und Apfelstrudel
Schlussendlich seien diese kritischen Stimmen allerdings leiser als jene der vielen Freiwilligen, der Interessierten und der Mitfühlenden. Denn Integration sei in Klaus schon lange kein Fremdwort mehr, so Frick. Nicht zuletzt durch die in der Gemeinde ansässige Firma Omicron und deren Praktikant/innen und Arbeitskräfte aus aller Welt. Ein neues Gesicht sei in der Ortschaft nicht mehr als es nun mal ist: ein anderer Mensch.
„Die Flüchtlinge sind gut integriert. Natürlich gibt es einige Probleme zu bewältigen. Gerade die Wohnungssuche ist wirklich schwierig und ermüdend für alle Seiten, nur wenige Wohnungseigentümer schließen Verträge mit Flüchtigen. Wir wissen oft nicht, wie es mit der Zukunft aussieht, aber wir arrangieren uns so gut es geht. Jeder Tag bietet neue Möglichkeiten. Dieses Wochenende ist beispielsweise Bauernmarkt und da hatten wir die Idee, einen Apfelstrudel von zehn Metern zu backen“, erzählt Frick und fügt noch schmunzelnd hinzu: „Und einer unserer Flüchtlinge backt selbstverständlich mit.“