„Musik in Zeiten der Bedrängnis“ ist der ungewohnte Titel des Konzertes von „Musik in der Pforte“. Gemeinsam mit Vocale Neuburg und Bruder David Steindl-Rast laden die Pforte-Musiker/innen ein, sich der Bedrängnis auszusetzen - und Wege aus ihr heraus zu finden.

Patricia Begle

„Die Leute fühlen sich heute bedroht. Ein Gefühl von Knappheit und Enge, von Bitterkeit und Neid ist spürbar“, erklärt Klaus Christa die Idee, die hinter dem Konzert steht. Als er das Programm vor einem Jahr festsetzte, ahnte er noch nicht, wie sehr sich die politische Lage zuspitzen würde, wie sehr Ängste im Wahlkampf und Wahlentscheid eine Rolle spielen würden. „Man kann sich auch mal die Angst anschauen, nicht nur immer die Sachen, vor denen man Angst hat“, so der Musiker.

Bruder David Steindl-Rast Ein Experte für einen solchen Blick ist Bruder David Steindl-Rast. Der Benediktiner und große spirituelle Lehrer wird am Freitagabend im Konzertsaal zu Gast sein - eingebettet in Musik, die das Gefühl der Bedrängnis in Klänge umsetzt.

Den Anfang macht dabei die Kammersymphonie op. 110a von Dmitri Schostakovitsch (1906-1975). Sie entstand 1960 innerhalb von nur drei Tagen. Die Bedrängnis, unter der der Komponist damals stand, hatte politische Ursachen. Schostakovitsch musste der KPdSU beitreten - jener Partei, unter der er ein Leben lang gelitten hatte. Der Beitritt war für ihn eine moralische Niederlage. Im Werk kommen all diese Erfahrungen zum Ausdruck, es ist erschütternd, ergreifend und verstörend - und tröstlich.

Das zweite große Werk, das zur Aufführung kommt, ist Joseph Haydns (1732–1809) „Missa in angustiis in d-Moll (Messe in Bedrängnis)“. Die Not, die 1798, als die Messe entstand, das Zeitgeschehen bestimmte, waren die kriegerischen Auseinandersetzungen der europäischen Staaten mit Napoleon. Schon sechs Jahre lang hatte der 1. Koalitionskrieg gedauert. Die Pauken am Beginn des Kyrie künden vom Kanonendonner, die Trompetenfanfaren im Benediktus von den Siegen, die zum Beispiel Admiral Nelson bei seiner Seeschlacht vor Alexandria eingeholt hatte. Von daher auch der Name „Nelson Messe“.

Das dritte musikalische Werk, das an diesem Abend sogar uraufgeführt wird, stammt von Martin Lindenthal. Der Vorarlberger Musiker und begnadete Chorleiter hat ein Gedicht von Margret Atwood vertont. „The moment“ - so lautet der Titel. Es bringt in unglaublich schönen Bildern zum Ausdruck, dass wir Besucher und Besucherinnen sind. Nichts besitzen. Vielmehr ist es umgekehrt. Wir sind Beschenkte, würde wohl Br. David Steindl-Rast sagen.

In dieser Perspektive rücken wir ab vom Vergleichen mit anderen und von der Sorge darum, „was mir zusteht“. Beides macht eng, so Christa. Es geht darum, „den eigenen Weg zum großen Thema zu machen und dort hinzufinden, wo wir als Menschen etwas Erfüllendes tun können“, ist der Musiker überzeugt. In diesem Erfüllt-Sein fallen Entfremdung, das Gefühl des Zu-kurz-Kommens und die Leere ab. Zusammenhalt und Solidarität sind möglich. Wie in der Musik, wo Musizierende sich auf die Schwingung einlassen und das Eigene im Gesamtklang auf wunderbare Weise viel mehr wird.

Musik in Zeiten der Bedrängnis

  • Do 2. November, 19 Uhr,
    Pforte um sieben (öffentliche Generalprobe, ermäßigte Karten), Festsaal des Konservatoriums.
  • Fr 3. November, 20 Uhr, Festsaal des Landeskonservatoriums.
    Nur an diesem Abend zu Gast: Bruder David Steindl-Rast.
  • Sa 4. November, 20 Uhr, Kulturbühne AMBACH, Götzis.

Mitwirkende:

Simone Vierlinger (Sopran), Dora Kutschi (Alt), Walter Ess (Tenor), Äneas Humm (Bass);
Pforte-Kammerorchester, Pforte Vokal;
Kammerchor Vocale Neuburg; 

Leitung: Kay Johannsen

Karten: www.v-ticket.at
Kulturpassinhaber frei. 

www.pforte.at