Die Schöpfung kann gentechnisch nicht verbessert werden! Plädoyer für eine gentechnikfreie Zukunft von Elisabeth Zeiner sowie Meinungen und Statements von Vorarlberger Persönlichkeiten.

Elisabeth Zeiner: Der schleichende Tod
Ernst Schwald (Initiative Gentechnikfreie Bodenseeregion): Gestalten Sie mit!

 
Warum ist grüne Gentechnik ein Problem?

Faisst AgnesAgnes Faisst
kritische Konsumentin

Es ist nicht notwendig, mithilfe von grüner Gentechnik in die Schöpfung zu pfuschen, die Natur ist vielfältig genug. Die GVOs* bringen nichts, sie unterstützen nur die großen Konzerne und Agrarbetriebe. Auch wenn Österreich im Anbau gentechnikfrei ist, sind wir über verarbeitete Lebensmittel ständig damit konfrontiert. Hier wünsche ich mir mehr politischen Willen, um die Konsumenten zu schützen. 

Kühne BrigitteBrigitte Kühne
Biobäuerin

Für mich als Biobäuerin ist die Gentechnik kein Thema, weil es ein Eingriff in die Schöpfung ist. Die Folgen sind nicht voraussehbar, und die Landwirte werden abhängig gemacht. Der einzige Zweck der grünen Gentechnik ist die Bereicherung einiger Firmen. Langsam wäre es an der Zeit, dass wieder auf Qualität, d.h. auf gesunde biologische Lebensmittel, statt auf konventionelle Massenprodukte gesetzt wird.

LR Ing. Erich SchwärzlerIng. Erich Schwärzler
Landesrat

Die Konsumenten genießen in Vorarlberg große Sicherheit, da gentechnische Anwendungen in der Natur verboten sind und jährliche Stichproben die Gentechnikfreiheit  bestätigen. Als Mitglied des europäischen Netzwerkes der gentechnikfreien Regionen tritt das Land klar gegen die EU-Zulassung von GVO*-Pflanzen ein und ist froh, dass die Vorarlberger Milchwirtschaft ihre Produkte gentechnikfrei erzeugen kann.

Raimund WachterRaimund Wachter
GF Vorarlberg Milch

Bei der Vorarlberg Milch wird seit 1. 1. 2010 für alle Ländle Milchprodukte nur „gentechnikfreie Milch“ verwendet. „Unsere“ Bauern füttern ihre Kühe mit Futtermitteln aus gentechnikfreiem Anbau. Dies wird von der unabhängigen Kontrollstelle agroVet GmbH bestätigt. So fördern wir aktiv eine nachhaltige Landwirtschaft und erreichen höchste Transparenz und Offenheit bei der Lebensmittelerzeugung.

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Der schleichende Tod

von Elisabeth Zeiner

Blatt mit MarienkäferDie EU-Kommission will die Genehmigungsverfahren für den Anbau genmanipulierter Organismen beschleunigen. Außerdem findet eine Verhandlung über das Brokkoli- und Tomaten-Patent am 20. und 21. Juli 2010 vor der Großen Beschwerdekammer des Europäischen Patentamts in München statt. Das KirchenBlatt bringt ein Plädoyer für eine gentechnikfreie Zukunft.

Die Befürworter versprechen sich von gentechnisch veränderten Pflanzen höhere Erträge, geringere Einsätze von Pflanzenschutzmitteln und eine Lösung des Hungerproblems der Welt. Die Bevölkerung steht der grünen Gentechnik mehrheitlich kritisch gegenüber. Global 2000 ermittelte in einer Umfrage, dass 82 % der Österreicher gentechnisch veränderte Lebensmittel ablehnen. Mit gutem Grund, denn gegen diese Technologie gibt es viele triftige Gründe. Niemand weiß de facto, welche zusätzlichen Wirkungen ein ausgestreutes Gen hat, und ob sich nicht unerwünschte Nebeneffekte ergeben. Außerdem gibt es kaum Untersuchungen zu den Auswirkungen, die der Verzehr von gentechnisch veränderten Produkten auf die Gesundheit von Tieren und Menschen hat. Gesundheitliche Schäden lassen sich nicht dezidiert ausschließen. Prof. Dr. Arpad Pusztai, der die Auswirkungen der Verfütterung gentechnisch veränderter Kartoffeln auf Ratten untersuchte, sagte 1998 in einem Interview im britischen Fernsehen: „Ich finde es sehr unfair, dass unsere Mitbürger als Versuchskaninchen verwendet werden.“ Auch höhere Erträge gentechnisch veränderter Pflanzen konnten nicht bestätigt werden. In den USA erhöhte sich der Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln sogar, weil sich resistente Unkräuter entwickelten.

Einmal ausgesetzt, immer ausgesetzt!
Pflanzen sind Lebewesen, die sich vermehren, verändern, genetisch austauschen, ausbreiten und in Wechselwirkungen mit anderen Organismen treten. Wenn genetisch veränderte Pflanzen einmal in die Umwelt entlassen werden, können sie nicht mehr zurückgeholt werden. In Mexiko, der Wiege des Maises, galt ein Anbauverbot für gentechnisch veränderten Mais, trotzdem wurden dort in den Jahren 2001-2004 Einkreuzungen von transgenem Mais in alte Landrassen festgestellt.
Gentechnisch verändertes Saatgut erfordert sehr viel Forschung und Kapital. Nur einige wenige Unternehmen können sich das leisten und bilden somit ein Monopol. Lizenzgebühren für den Anbau und oft die Verpflichtung, spezielle Pflanzenschutzmittel zu verwenden, führen für Landwirte zu bedenklichen Abhängigkeiten.

Das Märchen von der Bekämpfung des Hungers
Viele Experten, so auch der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, sind der Ansicht, dass der Hunger kein Problem zu geringer Erzeugung von Lebensmitteln ist, sondern ein Verteilungsproblem. Weltweit gesehen könnten alle Menschen mit den derzeitigen Ernten ausreichend versorgt werden. Die mehr als 500 Wissenschaftler, die am Weltagrarbericht arbeiteten, sehen die Lösung des Problems in der Ernährungssouveränität jedes Landes und in einer systematischen, agrarökologischen Intensivierung der Produktion. Dazu ist nach Ansicht dieser Experten keine Gentechnik nötig.

Ihr Einkauf entscheidet!
Letztendlich bestimmt die alltägliche Einkaufsentscheidung, was produziert wird, bei uns und weltweit. Tragen Sie durch einen bewussten Einkauf zur Förderung einer gentechnikfreien Landwirtschaft bei! Seien Sie aufmerksam! Schauen Sie hin, informieren Sie sich, nehmen Sie Zusammenhänge wahr! Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Politik zu diesem Thema aktiv mitzugestalten! Unterstützen Sie aktiv Gentechnikfrei-Initiativen!

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Gestalten Sie mit!

Schwand Ernstvon Ernst Schwald
Mitinitiatorder Initiative "Gentechnikfreie Bodenseeregion

Das Anti-Gentechnik Volksbegehren wurde 1997 von über 1,2 Mio Österreicher/innen unterzeichnet. 2004 ist mit der Aufhebung des Zulassungsstopps für Import, Verarbeitung und Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen durch die EU die Bewegung der gentechnikfreien Regionen entstanden.

Europaweit sind es über 200 Regionen, darunter alle österr. Bundesländer und französischen Regionalräte, die meisten italienischen Provinzen, alle griechischen Präfekturen und polnischen Woiwodschaften, Wales, Schottland, das Baskenland und Wallonien, um nur einige zu nennen. Dazu kommen noch zigtausende Landwirte und lebensmittelverarbeitende Unternehmen.

Diese breit verankerte soziale Bewegung ist ein Paradebeispiel für aktive Bürgerbeteiligung und eine erfolgreiche Zusammenarbeit vieler gesellschaftlicher Akteure in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.  Kaum eine Bewegung zeigt klarer, was „gelebte“ Verantwortungsübernahme bewirken kann. Der Mensch ist ja viel, viel mehr als ein Konsument, ein „Verbraucher“. Der Mensch ist aktiver Gestalter und mitverantwortlicher „Entwicklungsbegleiter“ seines Lebensumfeldes. Zu dieser bewussten Mitgestaltung lade ich Sie herzlich ein – entschieden, liebevoll, tatkräftig, den Menschen und der Natur zuliebe!

Initiative Gentechnikfreie Bodenseeregion

Die Initiative ist ein freier, länderübergreifender Zusammenschluss von Menschen und Organisationen aus Zivilgesellschaft, Landwirtschaft, Wirtschaft, Bildung, Kultur und Politik. Sie setzt sich für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in der Bodenseeregion ein. Ziele sind der Schutz des Saatgutes, der Erhalt der Vielfalt, gesunde Lebensmittel, eine eigenständige, mit der Natur arbeitende Landwirtschaft und die Belebung der regionalen Wertschöpfungsprozesse.

Konferenz der Gentechnikfreien Bodenseeregion: 25./ 26. Nov. 2010 in Götzis. 
www.gentechnikfreie-bodenseeregion.org

 
* GVO

"GVO" heißt "gentechnisch veränderter Organismus". Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.

(aus KirchenBlatt Nr. 27 vom 11. Juli 2010)

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