St. Josef - ein 40er mit Power und Charakter von Pfarrer Mag. Wilfried M. Blum

Wer den 40iger feiert, steht normalerweise in Blüte seines Lebens. Ob das auf eine Diözese oder auch auf eine Kirche übertragbar ist ? Wie dem auch sei: Sowohl die Diözese Feldkirch als auch die St. Josef-Kirche in Rankweil dürfen ihren 40er feiern.

Eine Kirche wird zu klein. Pfarrer Anton Andergassen benannte die Gründe für den Kirchenbau. Die Bergkirche als Pfarr- und Wallfahrtskirche werde für die vielen Anlässe zu klein; es brauche eine Schulkirche für die neue Hauptschule und die vielen alten und geh-behinderten Menschen sei der Weg in die Bergkirche zu beschwerlich. Dank einer entsprechenden Grundwidmung konnte der Entschluss reifen,  "im Tal" eine Kirche zu bauen, die einen Mittelunkt bilden sollte. Das war die "Geburtsstunde" der St. Josef-Kirche.

Maria braucht den Josef. Der Kirchenpatron stand von Anfang an außer Frage: der Hl. Josef. Das Anliegen war, "seine einzigartige Stellung in der Heilsordnung, seine Bedeutung als Patron der Arbeiter, der christlichen Familie und der ganzen katholischen Kirche hervorzuheben. Es waren ihm zwar fünf Kirchen im Land  geweiht - aber: Beim Hauptheiligtum der Muttergottes in Rankweil, sollte ihm eine würdige Stätte der Verehrung errichtet werden.

Eine Frucht des Konzils. Das 2. Vatikanische Konzil (11. Okt. 1962 bis 8. Dez. 1965) war noch gar nicht zu Ende, als am 14. Nov. 1965 die Grundsteinlegung für die neue Kirche erfolgte. Das Bild "vom wandernden Gottesvolk" war ein zentraler Begriff des Konzils geworden. Der Architekt Sepp Blenk aus Dornbirn stand von einer schweren Aufgabe.Seine Tochter, Frau Annelies Blenk, erinnert sich gut, wie ihr Vater sie mit  dieser Aufgabe betraut hat, die Kirche zu entwerfen, zu planen und zu bauen.
Was in den druckfrischen Konzilsdokumenten stand und in der Aufbruch-stimmung sich schnell verbreitet hat architektonisch stimmig umzusetzen war eine gewaltige Herausforderung. Es gab kaum Beispiele. So vertiefte sich die Architektin in "fromme Lektüre" erlebte schlaflose, unruhige Nächte und musste nervenaufreibende Stunden durchleiden. Heute wissen wir, es hat sich gelohnt.

Rankweil, St. JosefGottes Zelt unter den Menschen. Die Kirche als Zelt Gottes unter den Menschen ist Zeichen eines neuen Glaubens- und Kirchenverständnisses geworden. Auf Grund der Bevölkerungsentwicklung Rankweils steht die St. Josef- Kirche praktisch in der Mitte der Gemeinde. Unsere Zeit ist sehr mobil und deswegen sind standfeste Orte gefragt. Ein Zelt drückt dies anschaulich aus und beinhaltet die hoffnungsvolle Botschaft: Wo und wann immer wir unterwegs sind, wo und wie immer wir uns niederlassen, immer ist unser Gott ein Gott mit und unter uns.

Rankweil, Basilika auf dem BergAnschauliche Kirchengeschichte. Die beiden Kirchen in Rankweil - die Basilika und St. Josef - machen auch ein Stück Kirchengeschichte anschaulich. Da ist das "Haus voll Glorie" auf dem Berg, mit kostbaren Kleinodien - Silbernes Kreuz und Gnadenbild - und seit Jahrhunderten Ziel frommer Wallfahrer/innen. Und im Tal das Gotteshaus aus dem 20. Jahrhundert, ein Zelt und aus Beton, Ziegeln und Holz, mit prächtigen Fenstern (Erwin Lutz-Waldner, 1912-1975), einer Marienstatue (Jakob Summer) und der Riegerorgel eher bescheiden. Das Gottesvolk hat auf seiner Wanderung durch die Zeiten beide Zeichen gesetzt.

Josef - der Name ist Programm. Die Weisungen Gottes erreichen Josef in der Stille der Nacht, in der Zeit des Traumes. Er ist offen für das Unverfügbare. Er lebt eine Art heilsgeschichtliche "Mobilität", die ihm Größe verleiht. Seine Einfachheit und Armut atmen den Geist der Bergpredigt. Und schließlich ist Josef nach biblischer Überlieferung ein so genannter Zadik, barmherzig und gerecht. Zusammen gesehen ist das ein Programm für uns als Kirche. Viele haben im Laufe der Zeit bei uns Heimat gefunden, trotz oder wegen Kirchengesetzen und "Vertreibungen".  Der Hl. Josef bürgt als barmherziger Kirchen- und Schutzpatron für ein Willkommen.

Grund zu feiern
. 40 Jahre sind mehr als ein silbernes, aber weniger als ein goldenes Jubiläum. So feiern wir - Josef entsprechend - eher schlicht. Von der Aufbruchsbewegung des Konzils ist wenig zu spüren und manche kirchliche "Bremsspuren" verlangen von einer Gemeinde wie der in der St. Josef-Kirche das sichtbare Zeichen und das lebendige Zeugnis, dass Gottes immerwährende Gegenwart unter uns gewiss ist. Vergewisserung - das ist der eigentliche Grund für unser Feiern, und das tun wir auch - genüsslich - mit unserem St. Josef-Wein.


Zum Autor: Mag. Wilfried M. Blum ist Pfarrer von St. Josef in Rankweil

Erschienen in der Jubiläumsnummer des Vorarlberger KirchenBlattes Nr. 49 am 8. Dezember 2008