Die ARGE-Altenpastoral der Diözese Feldkirch lud zu einem Impulsnachmittag mit den Referenten Dipl. Theol. Rudolf Wiesmann (Fachstelle für Altenseelsorge, Diözese Innsbruck) und Diakon Othmar Ackermann (Altenseelsorger in der Diözese Rottenburg-Stuttgart).

Wolfgang Ölz

Ingrid Böhler, die für die Caritas bei der ARGE- Altenpastoral der Diözese Feldkirch mitwirkt,  gab zu Beginn einen kurzen Blick auf die soziale Realität alter Menschen. Böhler betonte, dass mittlerweile die Altersarmut, vor allem bei Frauen, ein wichtiges Thema geworden ist. Aufgrund des Wegfallens der Großfamilie sei auch die Zunahme der Einsamkeit signifikant. Außerdem von Bedeutung ist, dass die Lebensentwürfe der alten Menschen, ähnlich wie bei den jungen, immer unterschiedlicher werden.

Gott danken
Aber: Die alten Menschen sollen nicht nur unter dem Aspekt der Bedürftigkeit gesehen werden. Wiesmann gibt zu bedenken: Vom Pensionsantritt mit ca. 65 Jahren genießen viele Menschen mindestens noch 15 Jahre die späte Freiheit. Die Kirche hat die Aufgabe, diesen Menschen auch sinnvolle Betätigungsfelder z.B. in der ehrenamtlichen Seelsorge anzubieten.

Othmar Ackermann  sieht diese „Jungen Alten“ vielfach sogar als Rückgrat der Gemeinden, weil sie mit ihrem sozialen Dienst die Pfarren lebendig halten.

Rudolf Wiesmann erzählt von einer über 90 Jahre alten Frau, die bescheiden und weise sagt, wenn sie auf ihr Leben zurückblickt, sei sie sehr zufrieden. Auch Ackermann erlebt viele Menschen, die Gott danken. Es gibt aber auch Menschen, die andere Erfahrungen gemacht haben und mit Gott hadern. So bestehen auch im Alter ganz unterschiedliche Gottesbilder vom liebenden bis zum richtenden Gott.

Auf Alter folgt Psalter?
Wird im Alter der Glaube wieder wichtiger? Wiesmann: „Der generalisierende Spruch ‚Mit dem Alter kommt der Psalter‘ gilt sicherlich nicht, aber wenn jemand da ist, der die Menschen ein Stück weit anleitet, dann nehme ich es immer wieder wahr, dass Menschen dieses Geheimnis unseres Lebens, das wir Gott nennen, auch tiefer entdecken.“

INTERVIEW

Junge und Alte im Blick haben

ARGE-AltenpastoralMSc. Lic. Gerhard Häfele
von der ARGE- Altenpastoral der Diözese hat den Nachmittag mitgestaltet.

Titel des Impulsnachmittags war „Eure Alten werden Träume haben“. Welche Träume und Wünsche haben alte Menschen heute?
Ich denke, sie sind wie die bei anderen Generationen auch. Wünsche eines Menschen nach Freude und Hoffnung, geglücktem und sinnerfülltem Leben, anerkannt zu sein und Wertschätzung zu erfahren.

Was sind Best Practice Beispiele in der Altenpastoral?
Es gibt in Heimen und Pfarren Besuchsdienste und Spaziergänger. Es wirken Heimseelsorge, Hospiz, Pfarrcaritas, und Alt.Jung.Sein-Projekte, die auf mannigfachen Ebenen versuchen, sich mit älteren Menschen einzulassen. Dies geschieht meist ehrenamtlich, was nicht hoch genug geschätzt werden kann. Diese Dienste mit hauptamtlichen Strukturen zu begleiten, ist eine wichtige Aufgabe.

Sollte die Kirche sich auf die Zielgruppe der über 60-Jährigen bzw. der über 80-Jährigen konzentrieren? Wenn ja, warum?
Oft hört man: „Die Jungen sind die Zukunft der Kirche.“ Ich denke: Leben im Geist Gottes findet immer im Hier und Jetzt statt. Und die Gegenwart unserer Zeit ist geprägt von Jungen und Alten. Es geht meiner Meinung nach darum eine Ausgewogenheit zu suchen in der junge und ältere Generationen einen Platz finden und miteinander auf dem Weg sind.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 42 vom 15. Oktober 2015)