Es gibt sie, die Zeit nach dem Krieg, in der sich Opfer und Täter erneut begegnen. Wie in „Das Verhör“, dem Stück des Vorarlbergers Thomas A. Welte, das im Theater Kosmos uraufgeführt wurde.

Veronika Fehle

Der Krieg ist zu Ende. Nazi-Deutschland zerschlagen. Und mit dem Ende des Krieges sehen sich alle einer großen Herausforderung gegenüber - dem Weiterleben im Alltag. Wer aber trennt Gut von Böse, Opfer von Täter und vor allem, wo beginnen die Graustufen zu verschwimmen? Das sind nur einige Fragen, die der Vorarlberger Autor Thomas A. Welte mit seinem Stück „Das Verhör“ aufwirft. Uraufgeführt wurde das Zwei-Personen-Stück vergangene Woche im Bregenzer Theater Kosmos. Umgesetzt von zwei wirklich berückend agierenden Schauspielern: Anja Pölzl, die neben TV-Produktionen und Engagements an Tiroler Bühnen bereits in einigen Kosmos-Produktionen mitwirkte, und Stefan Pohl, der u. a. am Landestheater und dem Volkstheater Wien spielte und dem Vorarlberger Publikum wohl auch durch seine Zeit am Vorarlberger Volkstheater bekannt ist.

Opfer und Täter
Pölzl und Pohl, ihr Spiel war dicht, berührend und bedrückend gleichermaßen, stellten sie doch in ihren Rollen die Frage nach den Grausamkeiten des Krieges und den Augenblicken, in denen Opfer zu Tätern werden können. Nur kurz zum Hintergrund: Nach Kriegsende internierte die französische Besatzungsmacht rund 3000 Vorarlberger/innen. Ihre Fälle wurden untersucht und es kam nicht selten zu Verhören, wie sie Welte in seinem Stück nachzeichnet. Sein „Held“ ist der junge Walsertaler Paul A. Gmeiner - wofür das A. steht weiß man - der desertierte und als einziger seiner Freunde überlebte. Ihm gegenüber steht eine französische Soldatin, die ihre Erfahrungen im Krieg gemacht hat. Nun, wer trägt die Schuld?

Das Spannende an „Das Verhör“ ist, dass genau diese Frage nicht eindeutig beantwortet wird und auch nicht werden kann. Grenzen zwischen Opfer und Täter, die doch so klar zu sein scheinen, entziehen sich bei jedem Versuch, sie dingfest zu machen. Und dafür gilt es, Regisseur Hubert Dragaschnig ein großes Kompliment auszusprechen. Der Applaus des Publikums, der Regie, Autor und Schauspieler immer wieder auf die Bühne zurückrief, spricht an dieser Stelle für sich und die Qualität des Gezeigten. 

"Das Verhör" im Bregenzer Theater Kosmos

Das Stück des Vorarlberger Autors Thomas A. Welte wurde am 7. November im Bregenzer Theater Kosmos uraufgeführt. Welte erhielt für das Stück u. a. das Arbeitsstipendium des Landes Vorarlberg. Thomas A. Welte, geboren in Feldkirch, lebt und arbeitet heute in Wien.

„Das Verhör“ ist im Bregenzer Theater Kosmos bis 25. Jänner 2014 zu sehen.

www.theaterkosmos.at