Im KirchenBlatt-Gespräch kommen mit August Christa und Altdekan Anton Nenning zwei der Gründungsväter des Jugend- und Bildungshauses in Arbogast zu Wort. Es berichtet Wolfgang Ölz.

zu: Altdekan Anton Nenning (Mitgründer Arbogast)

Die St. Arbogast-Familie feiert am Samstag 12. Juni ein halbes Jahrhundert segensreiches Wirken. Seit fünf Jahrzehnte ist das Haus im „Kluser Wald“ ein diözesaner Impulsgeber ersten Ranges. Das KirchenBlatt sprach mit August Christa, der das Haus von 1960-1989 leitete, über seine Ära, über den großen Aufbruch nach dem Krieg und die Raumnot, die den äußeren Anstoß für den Bau des Jugendhauses gab.

August ChristaUnweit seiner Wirkungsstätte in St. Arbogast, in sonniger Hanglage in Klaus, führt eine einspurige Sackgasse zu einem schmucken Einfamilienhaus im Stil der 70er Jahre, in dem das Ehepaar August und Annelies Christa sein Altersdomizil gefunden hat. Die umgebenden neu gebauten Häuser atmen den Stil zeitgenössischer Vorarlberger Architektur und werden von den zwei Söhnen und der einen Tochter des Gründerehepaares bewohnt.
Ein freundlicher Herr Christa öffnet die Tür, sein gewinnendes Lächeln, seine wissenden Augen und seine ausgewogene Art, Dinge darzustellen, vermitteln ganzheitliche Sichtweisen auf ein diözesanes Haus, das in Gegenwart und Vergangenheit wie in einem Brennglas die Geschichte der gesamten, jungen Ländle-Kirche zum Leuchten bringen kann.

Besuch bei Altdekan Anton Nenning
August Christa erinnert sich: „Zu seinem 70jährigen Priesterjubiläum haben wir Altdekan Nenning letztes Jahr noch im St. Josef-Pflegeheim der Thalbacher Schwestern in Au besucht, aber er war nur noch schwer ansprechbar. Einige Landesführer von damals sind zu ihm  gekommen, und haben ihm gratuliert und einen großen Dank ausgesprochen.“ Dekan Nenning gilt als einer der Väter des Jugendhauses, und als Landesjugendseelsorger hat er die damalige Jugend sehr stark spirituell geprägt. Herr Christa über die vorkonziliare Zeit: „Damals sind die Entscheidungen noch sehr stark im Klerus gefallen, die Laien waren erst im Vormarsch. Durch die kirchlichen und gesellschaftlichen Veränderungen (Demokratisierung) sind die Laien immer wichtiger geworden, auch durch den charismatischen Priester und späteren Kardinal Cardijn, der gesagt hat: „Alles durch den Laien, nichts ohne den Priester“.
 
Der Aufbruch nach dem Krieg
Die Nachkriegszeit zwischen 1948 und 1965 war die große Blütezeit der Katholischen Jugend, wo der große Aufbruch war und sich so viele engagiert haben. 1947/1948 gab es dann die Jugendtage, die Einkehrtage, die  Bekenntnistage, wo immer einige tausend Jugendliche gewesen sind. 1965 war die Jugend dann auch nicht mehr so einheitlich, und geistige Strömungen wie die revolutionäre 68er-Bewegung kamen in der Gesellschaft auf, die die Jugend, die ja immer ein Seismograph für die Gesellschaft ist, aufgenommen hat.
Herr Christa beschreibt den dringenden Bedarf nach einem Jugendhaus so: „Die vielen engagierten Jungen hatten keine Bildungsstätten, nur die Pfarrhöfe, die Pfarrheime sind ja erst später gebaut worden. Der Landesführungskreis hat damals mit dem charismatischen Bischof Paulus Rusch, der sehr viel für die Jugend gemacht hat, besprochen, dass ein Jugendbildungshaus gebraucht wird, ein Haus, wo ganzheitliche Bildung vermittelt, wo gefeiert, gegessen, Gottesdienst gehalten wird und sich über längere Zeit eine befreiende Atmosphäre entfalten kann.“
Wolfgang Ölz

Teil 2 des Interviews folgt in KirchenBlattNr. 24

Dankbarkeit für Offenheit & Impulse

Anton Nenning, AltdekanAnton Nenning, Altdekan,
Prälat und Arbogast-Mitgründer
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Dekan Dr. Anton Nenning schrieb im Jahr 2000 zum 40-jährigen Jubiläum von Arbogast über seine Rolle bei der Gründung des Hauses, „als einer der an der Wiege stand“, folgenden Text:

Im Arbeitszimmer von Bischof Paulus Rusch in der Innsbrucker Pfarrgasse wurde in Anwesenheit von Hermann Himmer, dem Landesführer der Katholischen Landjugend, und mir entschieden, dass in Arbogast das Jugendhaus entstehen soll. Seelsorgeamtsleiter Dr. Edwin Fasching hat für den Bauplatz vorgesorgt. Ich erinnere mich, wie der Landesführungskreis den Bauplatz besichtigt hat. Das waren gut 40 Leute, die Landes- und Dekanatsführer/innen. An diesem Nachmittag wurde das „Jugendhausopfer“ geboren, eine Selbstverpflichtung der Mitglieder, jeden Monat über vier Jahre ca. 10 Schillinge beizusteuern. Später gab es auch Jugendhauslotterien und die KAJ Burschen von Großdornbirn machten in ihrer Freizeit die benötigten Bauziegel selbst.

Das Haus steht der Jugend und allen diözesanen Einrichtungen zur Verfügung, entwickelt aber in Übereinstimmung mit der Gesamtpastoral der Diözese eigene Aktivitäten und Impulse. Die Kursteilnehmer/innen und Gäste sind von St. Arbogast begeistert, weil sie sich hier wohl fühlen. Sie bekommen etwas zu spüren von gelebter Kirche, Leib Christi, von Heimat.
Sepp Kittinger inspiriert offenbar sein Team, sodass sie fähig sind, Begegnung und Gemeinschaft zu schaffen. Wir wollen dafür sehr dankbar sein.

Sa 12. Juni Festtag ab 10.30 in St. Arbogast
Festprogramm auf www.arbogast.at

(aus KirchenBlatt Nr. 23 vom 13. Juni 2010)