Harald Grabher, Mitarbeiter der Auslandshilfe der Caritas Vorarlberg, arbeitet regelmäßig vor Ort in den Projekten der Caritas Vorarlberg in Äthiopien und Mosambik. Erst Mitte Mai kam er von einem längeren Aufenthalt in Afrika zurück.

Seine Aufgabe ist es, gemeinsam mit den Projektpartnern der Diözesen, weitere Entwicklungen zu begleiten und bei Problemen fachlich zu unterstützen. Im KirchenBlatt-Gespräch berichtet er über die Entwicklungen in Äthiopien und Mosambik.


„Saatgut + Wasser bedeutet Leben“ lautet eine Kernbotschaft der Caritas Hungerkampagne. Welches sind Schwerpunktprojekte der Caritas Vorarlberg in Äthiopien?

Wenn es den Bauern in Äthiopien gelingt, Saatgut zu züchten, das den Bedingungen vor Ort besser angepasst ist, kann die Ernährungssituation aus eigener Kraft wesentlich verbessert werden. Die Produktion von ertragreichen Aussaaten ist Teil unseres Programms, die den Menschen in der Region zugutekommen soll. Damit das möglich wird, unterstützen wir den Aufbau von Genossenschaften, in welchen sich die Bauern selbst organisieren und auch im Verkauf der Ernte bessere Erlöse erzielen können.
Weil nicht überall ein Brunnenbau möglich ist, wird an den wenigen Regentagen durch gezielte bauliche Maßnahmen das Wasser „gesammelt“ und steht dann als Trinkwasser für Mensch und Tier zur Verfügung oder zur Bewässerung für die Felder.

Welches sind die größten Probleme in Äthiopien und Mosambik?

Mehr als 90 Prozent der Menschen dort sind abhängig von der eigenen Landwirtschaft und ihren Erträgen. Ein Klima, das längere Trockenzeiten als früher mit sich bringt, abgelöst von heftigen Platzregen, schafft schwierige Bedingungen für eine erfolgreiche Ernte. Wenn dann die karge Ernte mangels Lagermöglichkeiten zu niedrigen Preisen verkauft werden muss, dreht sich die Hungerspirale für die Menschen weiter. Hier setzt unsere Hilfe an und die Erfolge geben uns und unseren Partnern Recht.

Gibt es auch eine Solidarität der afrikanischen Bevölkerung untereinander?

In allen Gesellschaften Afrikas gibt es einen starken sozialen Rückhalt, der in der Familie wurzelt. Familien und Familienverbände ersetzen dabei das zumeist fehlende staatliche Sozialsystem.

Welche Folgen haben Mangelernährung und Hunger für Kinder?

Bei Hunger und Mangelernährung gibt es ein kritisches Zeitfenster: Besonders in den ersten drei Lebensjahren führt massive Unterernährung zu lebenslangen körperlichen Schäden! Kinder, die in dieser Zeit über einen längeren Zeitraum nicht ausreichend mit lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt werden können, tragen bleibende Schäden davon. Die körperliche wie geistige Entwicklung ist dann oft verzögert, das Immunsystem der Kinder ist geschwächt. Die Folge sind chronische Erkrankungen, die sich lebenslang negativ auswirken. Weltweit leidet ein Drittel aller Kinder unter fünf Jahren an solchen Folgen.

Wie funktioniert das „Getreidebankenprojekt“?

Eine gesicherte Ernährung der ländlichen Bevölkerung hängt in Äthiopien stark von der Getreideproduktion und der Viehhaltung ab. Weil es an geeigneten Lagermöglichkeiten mangelt sind die Bauern gezwungen ihre Ernte rasch zu verkaufen, auch wenn der Preis dafür schlecht ist. Später im Jahr müssen sie dann selbst wieder teuer einkaufen. Dadurch fehlt es ihnen ganzjährig an Bargeld, um andere lebenswichtige Güter zu kaufen. Einen Ausweg aus der Armut gibt es deshalb auch bei guter Ernte nicht.
Um dem entgegenzuwirken, werden in unserem Projekt die Lagerhaltung und die Vermarktung des Getreides ermöglicht. Die Bauern schließen sich zu Genossenschaften zusammen, können sich dadurch Geld für Dringendes (Medikamente, Werkzeug etc.) leihen und dann später einen guten Preis für ihr Getreide erzielen. Damit wird in guten Erntejahren das Haushaltseinkommen der Kleinbauern deutlich gesteigert. In Dürre- und Hungerjahren hingegen kann ein Teil der eingelagerten Getreideernte zur Überbrückung einer Hungerperiode bzw. in späterer Folge als Saatgut wieder verwendet werden. Das Projekt dient gleichermaßen der Nahrungssicherung und der Vorsorge im Katastrophenfall.

ZUKUNFT OHNE HUNGER

In Syrien mussten mehr als neun Millionen Menschen - die Hälfte davon Kinder - ihre vom Bürgerkrieg zerstörte Heimat verlassen. Viele von ihnen suchten Zuflucht im Libanon und leben nun in völlig überfüllten Flüchtlingslagern unter katastrophalen Bedingungen. 

Nicht ein Krieg, sondern die bereits dritte Hungerkatastrophe innerhalb von sieben Jahren bedroht Millionen Menschen in der Sahelzone. Allein in Westafrika brauchen rund 2,5 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittel, um zu überleben und am meisten leiden die Kinder.

Mit nur 7 Euro pro Monat kann ein Kind mit Nahrungsmitteln versorgt werden.

Spendenkonto: Raiffeisen-bank Feldkirch, KtoNr. 40.006,
BLZ 37422, IBAN AT 32 3742 2000 0004 0006, BIC RVVGAT2B422
Kennwort: Sammlung gegen Hunger
Online-Spenden: www.caritas-vorarlberg.at

(Aus dem KirchenBlatt Nr. 29 vom 17. Juli 2014)